„Im Lauf der Zeit“
Über rund elf Quadratkilometer erstreckte sich die Herrschaftsarchitektur des ehemaligen NS-Reichsparteitagsgeländes in Nürnberg. Jahrzehntelang tat sich die Stadt schwer, dieses historische Erbe zu akzeptieren und angemessen zu präsentieren. „Im Lauf der Zeit – das Reichsparteitagsgelände von 1945 – 2005“ nennt sich jetzt eine Ausstellung, die über den schwierigen Umgang mit dem Areal informiert.
Massive Säulen im kolossalen Nazi-Herrschaftsstil flankieren die historischen Fotografien und Dokumente an den Wänden im kleinen Ausstellungssaal der ehemaligen Kongresshalle und immer wieder ist er leise im Hintergrund in Einspielungen zu hören: Adolf Hitler als eine Art brauner Oberpriester auf dem Nürnberger Reichsparteitagsgelände, der NS-Kultstätte par excellence. Die nannten die Amerikaner „Nazi shrine“ und machten dem Spuk ein für alle mal ein Ende, indem sie das riesige Hakenkreuz auf der Zeppelin-Tribüne im April 1945 symbolträchtig sprengten.
„Die Amerikaner haben natürlich das Areal erst einmal für sich selber genutzt. Sie hatten ja auch keine ideologischen Probleme damit. Für sie war das Zeppelinfeld der ideale Abstellplatz für Militärfahrzeuge oder später eben zum Baseballspielen. Auch die SS-Kaserne, die frühere, war kein Hindernis für sie, dort ihre Truppen selber unterzubringen. Und die „Große Straße“ war – fertig, wie sie war, sie wurde ja nie benutzt – die ideale Landebahn. Sie haben erst einmal ganz pragmatisch sich den Nutzen herausgesucht, der für sie in Frage kam. "
Nach und nach gingen aber immer mehr dieser Liegenschaften in die Verwaltung der Stadt Nürnberg über, sagt der Leiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände, Hans-Christian Täubrich und verweist auf den Bau der Trabantenstadt Langwasser auf Teilen des riesigen ehemaligen NS-Areals.
„Vorrangig war in den ersten Nachkriegsjahren natürlich das Problem des knappen Wohnraums. Nürnberg war zerstört. Man brauchte für Zigtausende neue Wohnflächen und war deshalb dankbar, dass beispielsweise auf dem Gebiet der Lagerzonen eine Infrastruktur da war, mit Barackengebäuden, die zunächst einmal von den Amerikanern als Kriegsgefangenenlager genutzt worden sind, die man dann hernehmen konnte. Es fing also alles mit Provisorien zunächst einmal an und ich glaube, die Frage der ideologischen Belastung des Geländes, die spielte zunächst mal keine Rolle. "
So wurde ernsthaft erwogen, die Kongresshalle in ein exklusives Senioren-Wohnheim zu verwandeln. Pläne wie diese verschwanden jedoch schnell wieder in den Schubladen. Stattdessen nutzten die Nürnberger das Gelände zur Naherholung, spielten dort Squash, besuchten Treffen der Sudetendeutschen ebenso wie SPD-Feiern zum 1. Mai, Konzerte von Bob Dylan oder den Rolling Stones.
Erst in den 80er Jahren – und das dokumentiert die Ausstellung in Rubriken wie „Beschweigen“ oder „Nachfragen“ anhand ausgewählter Texte und Illustrationen exemplarisch – begann eine neue Generation sensibler mit dem architektonischen NS-Erbe umzugehen. Mit Erfolg: 2001 konnte das Dokumentationszentrum im Kongresshallen-Torso eingeweiht werden. Dennoch traten erst vor ein paar Monaten wieder Investoren auf den Plan, die inmitten der steinernen Kulissen der Gewalt ein Wellness-Hotel errichten wollten.
2006 wird das ehemalige Reichsparteitagsgelände erneut im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit stehen. Dann nämlich wird das inmitten des steinernen Größenwahns gelegenen Stadion Austragungsort für Spiele der Fußballweltmeisterschaft sein.
„Vielleicht werden nicht alle Fans historisch interessiert über das Gelände gehen, aber die Journalisten, die Berichterstatter werden es tun. Und spätestens bis zum Frühjahr 2006 soll beispielsweise eine umfassende Beschilderung der restlichen Relikte und wichtigen Stationen des Geländes installiert sein. Daran wird gegenwärtig gearbeitet. "
Vom Nürnberger Oberbürgermeister vorgelegte „Leitlinien“ zum behutsamen Umgang mit dem historisch belasteten Areal und nicht zuletzt die Erweiterung des Dokumentationszentrums um eine knapp 700 Quadratmeter große Ausstellungshalle beweisen, dass sich Nürnberg auch künftig offensiv der Last seiner Geschichte stellen will.
Die Ausstellung ist vom 28. April bis zum 31. August im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände zu sehen.
„Die Amerikaner haben natürlich das Areal erst einmal für sich selber genutzt. Sie hatten ja auch keine ideologischen Probleme damit. Für sie war das Zeppelinfeld der ideale Abstellplatz für Militärfahrzeuge oder später eben zum Baseballspielen. Auch die SS-Kaserne, die frühere, war kein Hindernis für sie, dort ihre Truppen selber unterzubringen. Und die „Große Straße“ war – fertig, wie sie war, sie wurde ja nie benutzt – die ideale Landebahn. Sie haben erst einmal ganz pragmatisch sich den Nutzen herausgesucht, der für sie in Frage kam. "
Nach und nach gingen aber immer mehr dieser Liegenschaften in die Verwaltung der Stadt Nürnberg über, sagt der Leiter des Dokumentationszentrums Reichsparteitagsgelände, Hans-Christian Täubrich und verweist auf den Bau der Trabantenstadt Langwasser auf Teilen des riesigen ehemaligen NS-Areals.
„Vorrangig war in den ersten Nachkriegsjahren natürlich das Problem des knappen Wohnraums. Nürnberg war zerstört. Man brauchte für Zigtausende neue Wohnflächen und war deshalb dankbar, dass beispielsweise auf dem Gebiet der Lagerzonen eine Infrastruktur da war, mit Barackengebäuden, die zunächst einmal von den Amerikanern als Kriegsgefangenenlager genutzt worden sind, die man dann hernehmen konnte. Es fing also alles mit Provisorien zunächst einmal an und ich glaube, die Frage der ideologischen Belastung des Geländes, die spielte zunächst mal keine Rolle. "
So wurde ernsthaft erwogen, die Kongresshalle in ein exklusives Senioren-Wohnheim zu verwandeln. Pläne wie diese verschwanden jedoch schnell wieder in den Schubladen. Stattdessen nutzten die Nürnberger das Gelände zur Naherholung, spielten dort Squash, besuchten Treffen der Sudetendeutschen ebenso wie SPD-Feiern zum 1. Mai, Konzerte von Bob Dylan oder den Rolling Stones.
Erst in den 80er Jahren – und das dokumentiert die Ausstellung in Rubriken wie „Beschweigen“ oder „Nachfragen“ anhand ausgewählter Texte und Illustrationen exemplarisch – begann eine neue Generation sensibler mit dem architektonischen NS-Erbe umzugehen. Mit Erfolg: 2001 konnte das Dokumentationszentrum im Kongresshallen-Torso eingeweiht werden. Dennoch traten erst vor ein paar Monaten wieder Investoren auf den Plan, die inmitten der steinernen Kulissen der Gewalt ein Wellness-Hotel errichten wollten.
2006 wird das ehemalige Reichsparteitagsgelände erneut im Blickpunkt der Weltöffentlichkeit stehen. Dann nämlich wird das inmitten des steinernen Größenwahns gelegenen Stadion Austragungsort für Spiele der Fußballweltmeisterschaft sein.
„Vielleicht werden nicht alle Fans historisch interessiert über das Gelände gehen, aber die Journalisten, die Berichterstatter werden es tun. Und spätestens bis zum Frühjahr 2006 soll beispielsweise eine umfassende Beschilderung der restlichen Relikte und wichtigen Stationen des Geländes installiert sein. Daran wird gegenwärtig gearbeitet. "
Vom Nürnberger Oberbürgermeister vorgelegte „Leitlinien“ zum behutsamen Umgang mit dem historisch belasteten Areal und nicht zuletzt die Erweiterung des Dokumentationszentrums um eine knapp 700 Quadratmeter große Ausstellungshalle beweisen, dass sich Nürnberg auch künftig offensiv der Last seiner Geschichte stellen will.
Die Ausstellung ist vom 28. April bis zum 31. August im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände zu sehen.