Im Chanson zuhause

Von Christiane Gerischer · 30.04.2009
Eigentlich wollte Kitty Hoff eine Musical-Karriere einschlagen. Doch ihr erschienen die Bedingungen zu hart. Sie suchte nach einem anderen Weg, um sich musikalisch zu verwirklichen. Also schrieb sie Songs, entwickelte eine eigene Show und gründete eine Band, mit der sie ihre Chansons auf die Bühne bringt.
"Zuhause" hat Kitty Hoff ihr neues Album genannt und auf dem Plattencover posiert sie im Rüschenkleid in einer altmodisch eingerichteten Wohnung mit Blümchentapete, aber in ihren Liedern spielt die Großstadt hinter der Spitzengardine durchaus eine Rolle.

"Es ist gar nicht so sehr dies Zuhause, jemand sitzt da in seinen vier Wänden, und puzzelt so vor sich hin, sondern es ist eher, dass ich das Gefühl hatte, auf dieser dritten Platte geht es um so einen konzentrierten Raum, vom dem aus ich sozusagen die Welt betrachte."

In Jeans, T-Shirt und salopper Jacke kommt mir Kitty Hoff entgegen, an der Hand ihre siebenjährige Tochter Rosalie. Beide sind blond, schmal und sehr agil in ihren Bewegungen. Seit neun Jahren lebt die 36-jährige Künstlerin mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern – Sohn Julius ist schon 13 - in Berlin, im Prenzlauer Berg.

"Also ich bin auch im tatsächlichen zuhause, also nicht übertragen und synonymhaft gemeint, bin ich gerne und fühl mich da auch wohl und brauch das auch. Und kann das gut genießen, gerade wenn ich von einer Tour komme oder viel zu tun gehabt habe, dann ist das natürlich immer toll zuhause auch anzukommen."

Kitty Hoff schreibt alle Lieder selbst, kleine Geschichten, die einen mal humorvoll-ironischen, mal nachdenklichen oder verträumten Blick auf Alltag und Gefühle werfen, verspielte Poesie, die auch ihre Arbeitsweise widerspiegelt.

"Also ich sammle sehr viel, leider auch auf vielen unterschiedlichen Zetteln, die ich dann wieder zusammensuchen muss und mir jedes mal vornehme, jetzt kaufst du dir so eine Kladde und da schreibst du dann immer alles rein und ich schaff das dann immer nicht . Dann sind es doch wieder 1000 Zettel oder Servietten oder irgendwas, und die muss ich mir dann, wenn ich weiß, es geht wieder auf eine Platte zu, muss ich mir dann zusammensuchen."

Um solchen "Papierkram" geht es auch in einem der neuen Songs von Kitty Hoff, darin beschreibt sie eine beliebte Angewohnheit ihrer Generation. Pläne schmieden, to-do-Zettel, Reiseziele auf dem Papier.

Ihre Ausbildung im Gesangs- und Tanzstudio des Theaters an der Wien und an der Folkwang Hochschule in Essen zielten eigentlich auf eine Musical-Karriere, aber der "Maschinerie" dieser Szene wollte sich die Sängerin und Mutter nicht unterwerfen, deshalb entwickelte Kitty Hoff ihr eigenes Programm: eigene Songs, eigene Bühnenshow und eigene Band: Forêt-Noire heißt sie – Schwarzwald auf Französisch, also etwas sehr Deutsches in französischer Form – denn am liebsten singt sie deutsche Chansons.

"Ich mag die französische Sprache und ich mag auch alles, was da musikalisch passiert, weil ich finde, die haben da eine unheimliche Lockerheit, in der Vielfalt, die sie da darbringen."

Ihre Texte dennoch auf Deutsch zu singen, ist für die Liedermacherin Kitty Hoff ganz selbstverständlich:

"Ich bin nun mal deutsch und das ist meine Muttersprache und ich finde auch, dass das eine schöne Sprache ist, und es war mir dann auch so ein bisschen die Herausforderung, mit der deutschen Sprache es zu schaffen, etwas zu produzieren, was trotz allem sehr weich klingt."

Anfangs war es gar nicht so klar, was aus der gebürtigen Kathrin Oberhoff, Tochter eines Psychologen in Münster, werden sollte (oder was sie werden wollte). Das Elternhaus unterstützte ihr musikalisches Talent mit Klavier- und Geigenunterricht, aber Psychologie und Menschen interessierten Kitty auch. Eine Zusatzausbildung zur Mentaltrainerin ergänzt heute ihre musischen Fähigkeiten, beides setzt sie in ihren Gesangsworkshops ein. Als "Drei Minuten Drama" kündigt Kitty Hoff das Chanson in ihren Kursen an – ihre Botschaft: authentisch sein, Gefühle zeigen. Für Kitty Hoff kein Problem, auch wenn die Pressetexte eher konstruiert von orchestralem Glitzerpop oder lyrischem Jahrmarktblues sprechen.

"Also zunächst mal diese monströsen Worte, die kommen von mir, meine Pressetexte schreibe ich nämlich immer selber, und ich hab das so umschrieben, weil ich das schön finde und weil ich schon finde, dass es passt, und weil ich weiß, man muss ja auch ein bisschen sprachlich bebildern."

Auch ihre Konzerte "bebildert" die Chansonsängerin. Licht und Retro-Kleidung erinnern an ein Varieté, ihre gute Tanzausbildung nutzt die Sängerin für Steppeinlagen, Kitty Hoff & Forêt-Noire - das ist gepflegte und anregende Abendunterhaltung.

"Ich mag diese Magie und wir finden das alle schön, wenn das was Besonderes hat in der Kleidung und in dem ganzen Auftreten."

Diese Magie und ihre große Natürlichkeit machen es dem Publikum einfach, sich bei Kitty Hoff für einen Abend "zuhause" zu fühlen.