Illustratorin Whitney Bursch

Schwarze Perspektiven zeigen

08:17 Minuten
Porträt der Comic-Zeichnerin Whitney Bursch
Hält nichts davon, dass Weiße Illustrator*innen Schwarze Menschen darstellen: die Zeichnerin Whitney Bursch. © Ellen Gabriel
Whitney Bursch im Gespräch mit Massimo Maio |
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Es geht nicht darum, wie gut ein Weißer die Probleme von Rassismus und Rassendiskriminierung darstellen kann. Es geht darum, dass Schwarze selbst diejenigen sind, die darstellen und dabei über das "Wie" bestimmen, meint die Illustratorin Whitney Bursch.
Mit ihrer Reaktion auf einen "Black Lives Matter"-Cartoon in der "Süddeutschen Zeitung" hat die Comiczeichnerin und Cartoonistin Whitney Bursch eine Debatte angestoßen, die derzeit die Illustrationsszene bewegt.
Der Illustrator Eric Reh hatte eine seiner Arbeiten für die "SZ" auch auf Instagram gepostet. Dort kommentierte dann Whitney Bursch: "Gibt es bei der SZ keine Schwarzen Menschen, die illustrieren können? Antirassistische Arbeit ist auch, Schwarzen Menschen Berufschancen zu geben." In einer Instagram Story über das Thema fragte sie später ihre Kolleg*innen aus der Comic- und Illustrationsszene: "Wie findet ihr das, wenn Weiße Illustrator*innen Jobs annehmen, um Illustrationen zu BLM zu machen?"

Wie Weiße Profit aus Black Lives Matter schlagen

"Weiße Menschen profitieren von der Black Lives Matter-Bewegung", sagt sie im Deutschlandfunk Kultur. Natürlich sei die Redaktion der Zeitung in der Pflicht gewesen – als sie diese Bewegung thematisieren wollte –, den Auftrag an eine Schwarze Illustratorin zu geben. Und ebenso sei Eric Reh hier in der Pflicht, diesen Auftrag so nicht anzunehmen. Denn Reh könne seine Arbeit nur aus der Perspektive einer Weißen Person machen, und genau diese Perspektive eines Weißen sei dann auch in der Arbeit zu erkennen.
"Eine Weiße Person läuft durch die Welt wie eine Weiße Person, sieht die Welt aus dieser Perspektive und zeichnet auch aus der Weißen Perspektive." An der Illustration Eric Rehs könne man dies etwa daran erkennen, dass hier eine Weiße Person im Mittelpunkt der Illustration stehe. "Und bei Black Lives Matter stehen Weiße Menschen eben nicht im Mittelpunkt."
Auszug aus einem Comic von Whitney Bursch
Comic-Auszug von Whitney Bursch: "Es ist einfach wichtig, dass wir diejenigen sind, die uns darstellen", sagt sie.© Whitney Bursch
Solche Aufträge anzunehmen, oder im Fall dieses Zeichners dieses Thema der "Black Lives Matter"-Bewegung zu illustrieren, sei eine Vereinnahmung.
Ein sehr gutes Beispiel für dieses Vorgehen der Vereinnahmung sei auch das "Woke Washing", sagt Whitney Bursch. "'Woke' ist der Zustand der Erkenntnis – über soziale Missstände zum Beispiel. Menschen oder Unternehmen, die 'Woke Washing' betreiben, zeigen sich als machtkritisch, also antirassistisch, feministisch oder queerfreundlich zum Beispiel." Doch ihr Motiv sei dabei ein professionelles. Sie täten dies, um sich selbst zu profilieren. "Und um Kund*innen zu gewinnen", so Whitney Bursch.

Es geht darum, autark und sicher zu sein

Es gehe schlicht darum, dass Schwarze Menschen benachteiligt würden und dies gelte natürlich auch für die Darstellung in den Medien. "Es gibt wahnsinning viele Beispiele, in denen Schwarze Menschen einfach wahnsinnig rassistisch illustriert sind", sagt Whitney Bursch. Hier reiche es, sich "Tim und Struppi im Kongo" anzusehen oder Ulli Lusts "Wie ich versuchte, ein guter Mensch zu sein".
Die Schlussfolgerung für Whitney Bursch ist dabei sehr klar: "Es ist einfach wichtig, dass wir diejenigen sind, die uns darstellen und wir werden uns nicht in einem schlechten Licht zeichnen." Whitney Burschs Appell ist es, aufmerksam zu sein bei Aufträgen, bei Jobs und bei Verträgen und diese eben an Schwarze Menschen zu geben.
Whitney Bursch stellt auch das Vorgehen einiger Weißer infrage, das Geld für solche Aufträge zu spenden, denn: "Wir möchten ja in einer Situation sein, in der wir autark und sicher sind."

(sru)
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