„Il Giustino“ von Giovanni Legrenzi

„Il Giustino“ wurde erstmals am 12. Februar 1683 in Venedig gespielt. Knapp zwei Jahre später folgte eine Aufführung in Neapel, für die Alessandro Scarlatti das Stück lustvoll erweiterte. Jetzt wurde die erste Fassung nach mehr als 300 Jahren wieder ausgegraben, vom Dirigenten der Neuproduktion Thomas Hengelbrock, dem spiritus rector der Schwetzinger Legrenzi-Reanissance. Bereits vor sieben Jahren hatte er schon „La Divisione del Mondo“ für die Festspiele eingerichtet.
Giovanni Legrenzi wurde 1626 in Clusone bei Bergamo geboren und starb 1690 in Venedig, wo er es zum begehrten Amt des Kapellmeisters zu San Marco gebracht hatte. Er war ein Meister in allen musikalischen Gattungen und zu seiner Zeit eine Berühmtheit, wovon relativ viele gedruckte Sammlungen seiner Musik zeugen. Johann Sebastian Bach hat seine Orgelfuge in c-Moll BWV 574 auf ein Thema von Legrenzi komponiert. Dann war es lange still um ihn, und nur die Musikwissenschaft wusste noch von seiner Bedeutung. Mittlerweile wächst das Interesse an Legrenzi wieder, was auch ein Verdienst der Schwetzinger Programmgestalter ist.

Arianna, die Witwe des verstorbenen Kaisers von Byzanz, macht Anastasio zum neuen Regenten. Doch der Tyrann Vitaliano erhebt Anspruch auf sie und ihr Reich. Man greift zu den Waffen, Arianna wird gefangen. Da kommt der Bauer Giustino ins Spiel, der von Kriegsruhm träumt. Fortuna sorgt für eine schnelle Lösung. Sie gibt ihm Kraft, des Kaisers Schwester aus den Händen eines Unholds zu befreien, was sofort zu tiefer Zuneigung zwischen der edlen Frau und dem einfachen Manne führt. Kaiser und Bauer tun sich zusammen, werden nach einer Seeschlacht auf die Insel gespült, wo Arianna auf ihre Befreiung wartet. Giustino läuft zur Höchstform auf und besiegt auch noch Vitaliano. Aber damit ist noch längst nicht Schluss in der beliebten Aufstiegsgeschichte nach Nicoló Beregan, die noch weitere Vertonungen nach sich gezogen hat: am bekanntesten die von Vivaldi und Händel. Doch alle Wunder relativieren sich, wenn man erfährt, dass Giustino nicht irgendein Bauer ist, sondern ein verlorenes Königskind – der Bruder des Tyrannen Vitaliano. Es gibt noch manche Wirrungen mehr. Aber, wie zu erwarten, findet alles in einer pompösen Schlussapotheose zum glücklichen Ende.


Schwetzinger Festspiele
Rokokotheater Schwetzingen
Aufzeichnung vom April 2007

Giovanni Legrenzi
„Il Giustino“, Oper in drei Akten
Libretto: Nicolò Beregan

Georg Nigl – Anastasio
Cornelia Ptasseck – Arianna
Elisabeth Kulman – Giustino
Delphine Galou – Eufemia
Peter Kennel – Vitaliano
Terry Wey – Andronico
Hermann Oswald – Amantio
Manfred Bittner – Polimante/Erasto
Balthasar-Neumann Ensemble
Leitung: Thomas Hengelbrock


nach dem 2. Akt ca. 20:55 Uhr Nachrichten