Sechs Alben, die 1995 Geschichte schrieben
"Me Against The World" von 2Pac
"Jagged Little Pill" von Alanis Morissette
"Maxinquaye" von Tricky
"(What's The Story) Morning Glory" von Oasis
"Digital ist besser" von Tocotronic
"Mellon Collie And The Infinite Sadness" von The Smashing Pumpkins
Sommerreihe: Ikonische Platten von 1995
1991 gründete Liam Gallagher die Band "Oasis". Ein Jahr später holte er der Sänger seinen Bruder Noel Gallagher, einen talentierten Songwriter, ins Boot. Ihr Album „Morning Glory“ von 1995 wurde ein ikonisches. © IMAGO / Retnax /H.J /Avalon
Meilensteine und Einzelgänger
06:48 Minuten

Musikalisch hat das Pop-Jahr 1995 viele ikonische Alben hervorgebracht. Oftmals markieren sie den Höhepunkt einer Musikszene oder eines Genres. Ob es Britpop, Trip-Hop oder die Hamburger Schule war – es gab auch Alben, die für sich allein stehen. Eine Übersicht.
Politisch war 1995 ein bewegtes Jahr. Der Bosnienkrieg endete nach drei Jahren. Österreich, Finnland und Schweden traten der Europäischen Union bei, und die Welthandelsorganisation (WTO) wurde gegründet. Auch in der Popmusik war einiges los. Viele großartige Pop-Platten erschienen, die sich tief in die Musikgeschichte eingeschrieben haben.
Höhepunkt als Endpunkt
Oftmals markierten sie die Hochzeit eines Genres, das danach im Abstieg begriffen war. Das zweite Album „(What’s The Story) Morning Glory?“ von Oasis mit Songs wie „Wonderwall“ oder „Don’t Look Back In Anger“ etwa war Britpop auf seinem Höhepunkt und zugleich in seinem kommerziellen Endstadium.
Aufbrüche
Tricky brachte 1995 sein Debütalbum „Maxinquaye“ raus, das zu einem Schlüsselalbum des Trip-Hop wurde. Das Debüt „Digital ist besser“ der jungen Tocotronic machte im deutschsprachigen Pop Wellen und verlieh der Hamburger Schule einen wichtigen Akzent.
„Jagged Little Pill“ von Alanis Morissette kämpfte gegen Rollenklischees von Frauen und ist aus heutiger Sicht ein wichtiges Zeugnis weiblicher Selbstermächtigung in der männlich dominierten Rockmusik. 2Pac rappte auf „Me Against The World“ von seinen Erfahrungen als Schwarzer in den USA und trug mit dazu bei, dass Hip-Hop in den kommenden Jahren den Pop-Mainstream dominierte.
"Me Against The World" von 2Pac
Das Jahr 1995 war auch ein Entscheidendes für den Hip Hop. Die Musik war vital und etabliert. Die Kultur aus dem Untergrund brachte Superstars hervor, die Abermillionen Platten verkauften. So wie Tupac Amaru Shakur, der als "2Pac" bekannt wurde.
Sein Album "Me Against The World" verdrängt Bruce Springsteen von der Spitze der US-Charts und setzt künstlerisch Maßstäbe.
"Jagged Little Pill" von Alanis Morissette
1995 stritten sich Blur und Oasis, wem die Krone des Britpop gebührt. Die Nachwehen von Grunge prägten das Musikfernsehen. Es war nicht die Ära, in der selbstbestimmte Frauen viel Platz im Musik-Mainstream fanden oder gar offen über Selbstermächtigung sangen.
Doch "Jagged Little Pill" von Alanis Morissette war eines der Alben, die das änderten.
"Maxinquaye" von Tricky
Tricky war nicht der Erste, der aus langsamen Beats, düsterem Flüsterrap, elektronischen Klängen und gesampelten Melodien psychedelische Songs formte. „Triphop“ nannte die Musikpresse diesen Sound.
Aber der Mann aus Bristol, der vorher schon für Massive Attack gerappt hatte, erzählte auf seinem Debüt "Maxinquaye" von 1995 seine ganz eigene Geschichte. Es wird zu einem Schlüsselalbum des Genres.
"(What's The Story) Morning Glory" von Oasis
Mit dem Druck und der Herausforderung des berühmten zweiten Albums gingen Oasis bei "(What’s The Story) Morning Glory?" erstaunlich mühelos um.
Zur Wirkmacht dieser Platte gehören neben den größten Singles der Band "Wonderwall" und "Don't Look Back In Anger" auch Sound und Zeitgeist, die Oasis auf der Platte auf geniale Weise zusammenführten: das war Britpop auf seinem Höhepunkt, kurz vor seinem Ausverkauf.
"Digital ist besser" von Tocotronic
1995 brachten Tocotronic ihr Debüt "Digital ist besser" raus. Darauf sangen sie "Ich möchte Teil einer Jugendbewegung sein". Damals ein ironischer Kommentar einer jungen Band, die – wenn sie auch keine Jugendbewegung gründete – doch prägend für den deutschen Indierock wurde.
Ihr rauer Gitarrensound und deutsche Texte aus der Perspektive des Außenseiters machten sie zum Sprachrohr einer jungen Generation.
"Mellon Collie And The Infinite Sadness" von The Smashing Pumpkins
1995 bringen die Smashing Pumpkins mit ihrem genialen und egomanischen Frontmann Billy Corgan "Mellon Collie And The Infinite Sadness" raus. Corgan beschreibt das Album als "THE WALL für die Generation X". Er vergleicht das Album seiner Band also mit Pink Floyds weltberühmtem Konzeptalbum.
Das klingt nach Größenwahn, aber die Platte markiert den Höhepunkt des Alternative Rock der 90er Jahre, an den bis heute keiner rankommt – auch die Smashing Pumpkins nicht.