Ihr Name bedeutet Freude

Von Marei Ahmia · 23.10.2007
In England und den USA füllt sie große Hallen, in Frankreich hat ihr Album "Joyful" mit über 200.000 verkauften Exemplaren Platin-Status erreicht. Die Sängerin und Musikerin Ayo heißt eigentlich Joy Olasunmibo und kommt aus dem Rheinland. Ihre oft sehr persönlichen Songs komponiert und textet sie selbst. Jetzt ist sie in Deutschland auf Tour.
"Diese Akkorde, die ich spiele, die holen etwas aus mir heraus. Ich sag immer, das ist wie so ein Gespräch mit meiner Gitarre. Also meine Gitarre erzählt mir was, und ich erzähle meiner Gitarre was, jeder Akkord bringt ein anderes Gefühl in mir heraus."

Wenn Ayo singt, wird es ruhig im Saal. Die 27-jährige Sängerin und Gitarristin schafft mit ihrer bewegenden Musik eine ganz eigene Atmosphäre. Ihr Name "Ayo" bedeutet Freude, und genau die strahlt sie auch aus.

Die schlanke Frau mit dem lockigen Pferdeschwanz wirkt freundlich und nahbar. Gar nicht wie man sich den Star vorstellt, zu dem ihre Lieder über die Liebe und das Leben sie schon gemacht haben. Hierzulande blieb es lange Zeit ruhig um sie. Aber langsam scheint man auch in ihrer Heimat Deutschland etwas von dem außergewöhnlichen Talent dieser Singer-Songwriterin mitzubekommen.
Ihr Vater ermutigte sie immer Musik zu machen und seine riesige Plattensammlung setzte schon früh prägende Akzente.

"Die Musik, mit der ich aufgewachsen bin, hat mich natürlich in erster Linie inspiriert. Und das war halt sehr viel Reggae, und sehr viel Soul, und auch Funk und Afrobeat. Und das sind vielleicht die Einflüsse, die man teilweise jetzt in meiner Musik wiederfindet."

Ayos Songs spiegeln die ganze Vielfalt dieser Stile wieder, kein Stück klingt wie das andere, alle verbindet der Eindruck, dass diese Sängerin wirklich fühlt, was sie singt: Ihr ist wichtig, dass alles authentisch ist, nicht nur auf der Bühne, sondern auch bei ihren Aufnahmen:

"Es war alles live. Wir haben das in fünf Tagen aufgenommen. Ich hab keinen einzigen Overdub gemacht."

Der Song "Without You" aus dem Album "Joy" ist ihrem Vater gewidmet, mit dem sie immer noch viel verbindet.

"Mein Vater war DJ in den 70ern, und als er nach Deutschland gekommen ist von Nigeria, hat er somit sein Studium finanziert. DJ, das war so seine Leidenschaft - Platten."

Dass dieses private Musikarchiv bei den vielen Umzügen der Familie nicht verloren ging, darum kümmerte sich Ayo persönlich.

"Irgendwann hat mein Vater dann gesagt, weißt du was, du darfst die Platten haben, weil er weiß wie wichtig mit diese Platten waren - und das sind vielleicht auch die einzigen Kindheitserinnerungen, die ich so richtig habe. Ich habe nicht viele Fotos von meiner Kindheit, aber diese Platten, die habe ich noch."

Davon, dass diese Kindheit nicht unproblematisch war, spricht Ayo ganz offen. Als Tochter einer rumänischen Roma und eines Nigerianers wächst sie zunächst mit ihren drei Geschwistern in der Nähe von Köln auf. Als die Mutter drogensüchtig wird, hält das Jugendamt den Vater für überfordert und bringt Ayo und zwei ihrer Geschwister in einem Kinderheim unter.

"Das erste Mal, dass ich da hingekommen bin, da war ich sechs. Da war ich ein halbes Jahr nur da, dann bin ich sieben geworden im Kinderdorf. Dann hat mein Vater mich wiedergeholt, der wollte ja auch gar nicht, dass ich da bin, bin also zurück nach Hause gekommen, bin dann aber zu Pflegeltern gekommen. Die waren aber nicht gut, dann wieder ins Kinderdorf, viereinhalb Jahre, dann wieder zurück nach Hause. Und dann war ich auch zu Hause und bin bei meinem Vater geblieben."

Auf diese Erfahrungen führt Ayo auch ihr Nomadentum als Erwachsene zurück - so pendelte sie lange Zeit zwischen Paris und New York. Als Mutter eines inzwischen zweijährigen Sohnes, wächst jetzt der Wunsch nach mehr Ruhe. Doch zunächst hat sie mit ihrer französischen Band noch einiges vor:

"Also ich sag immer die zwei nächsten Platten, die gibt's schon, weil ich ja so viele Songs habe. Die auf dem ersten Album sind ja teilweise auch schon vier oder fünf Jahre alt, und weil ich nie wirklich für ein Album schreibe, sondern mehr für mich."

Ayos Ausgeglichenheit, ihre Freundlichkeit und die positive Lebenseinstellung erscheinen angesichts ihrer schlechten Erfahrungen mit Pflegeeltern und Waisenhaus schon fast wie ein Wunder ...

"Ich würde sagen, ich bin ein sehr optimistischer Mensch. Vor allem wenn's darum geht, sein Leben zu leben. Ich war auch schon richtig pessimistisch, natürlich auch an Tagen, an denen ich Lieder geschrieben habe. Während ich aber dieses Lied gespielt habe, ging es mir besser, in dem Moment wurde ich auf einmal optimistisch, und vielleicht hört sich das auch deshalb teilweise so an. Es ist immer noch meine Therapie."