IGS, Waldorfschule und Co.

Welche Schulformen gibt es in Deutschland?

Schulkinder beim Zeugnistag
Nicht in jeder Schule gibt es Noten auch das hängt von der jeweilen Form ab. © picture alliance / dpa / Rolland Weihrauch
Von Maurice Wojach |
Das deutsche Schulsystem wirkt wie verwuchert und von Bundesland zu Bundesland verschieden. Ob KGS oder IGS - wir präsentieren die verbreitetsten Schulformen und erklären, was aus den Hauptschulen und Gesamtschulen geworden ist.
Bildung ist Ländersache. Deshalb unterscheiden sich die Schulformen zwischen den Bundesländern zum Teil deutlich. Während beispielsweise Bayern am Konzept der Hauptschule weitgehend festhält, haben die Landesregierungen anderswo den Haupt- und Realschulbildungsgang zusammengelegt. Die Gesamtschulen sind einer der Gewinner der vergangenen Schulreformen. Gab es vor rund zehn Jahren noch 729 Integrierte Gesamtschulen, sind es im vergangenen Jahr mehr als 2200 gewesen. Das steht in einem Bericht des Statistischen Bundesamtes von 2016.
Was aber beispielsweise eine integrierte von einer kooperativen Gesamtschule unterscheidet, erklären wir Ihnen im Folgenden.

Grundschulen

Keine Schulform gibt es in Deutschland häufiger. Fast die Hälfte aller Schulen sind Grundschulen, zusammengezählt waren es im Schuljahr 2014/2015 rund 15.600. Große Schulen mit Tausend oder mehr Schülern sind dabei die Ausnahme. Somit ergibt sich die hohe Zahl an Einrichtungen im Verhältnis zur Schülerzahl. Fast überall trennen sich nach vier Jahren die Wege der Grundschüler. Nur in Berlin und Brandenburg dauert die Grundschule sechs Jahre.
Mitarbeiter des privaten Wachchutzes Germania stehen zusammen mit einigen Schülern 2007 vor dem Eingang der Rütli-Hauptschule in Berlin-Neukölln.
Die Rütli-Schule in Berlin-Neukölln war eine der bekanntesten Hauptschulen in Deutschland. Mittlerweile hat die Zahl der Hauptschulen stark abgenommen.© imago/Christian Schroth

Gymnasien

Die Zahl der Gymnasien hat sich in den vergangenen rund zehn Jahren kaum verändert. Sie liegt, laut einer aktuellen Broschüre des statistischen Bundesamtes, bei 3125 in Deutschland. Während Gymnasialschüler einer Gesamtschule in der Regel ihre Schullaufbahn nach 13 Jahren abschließen, erfolgt das Abitur in einem reinen Gymnasium meist nach zwölf Jahren. Anders zum Beispiel verfährt Niedersachen. Dort hat die Landesregierung eine vorherige Entscheidung revidiert: Ab 2021 wird das Abitur dort auch an Gymnasien wieder nach 13 Jahren abgelegt.

Gesamtschulen - zum Beispiel die IGS

Die Zahl der Gesamtschulen steigt stark an. Schwer durchschaubar bleibt das Wirrwarr der Bezeichnungen für sie. Zu den Schularten, die unter einem Dach drei verschiedene Bildungsgänge (Haupt-/Real-/Gymnasial-) vereinen, gehört zum Beispiel in Hamburg die Stadtteilschule. Verwirrend ist der Unterschied zwischen der Integrierten Gesamtschule (IGS) und der Kooperativen Gesamtschule (KGS). Eine KGS beherbergt alle drei Bildungsgänge unter einem Dach. Haupt-, Real- und Gymnasialschüler teilen nur in wenigen Fächern den Unterricht, etwa in Sport oder Kunst.
"In der IGS wird dagegen nicht von Anfang an getrennt", sagt Bildungsexpertin Andrea Schwermer.
"In einigen Fächern bleiben die Schüler bis zur neunten oder zehnten Klasse zusammen."
Es gibt wesentlich mehr dieser Integrierten Gesamtschulen als der Kooperativen Gesamtschulen. Die Zahl der Intergrierten Gesamtschulen hat sich innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt - auf knapp 1780 im Schuljahr 2014/15.

Haupt- und Realschulen

Die Hauptschule als Schulform stirbt aus. Innerhalb von zehn Jahren wurden vier von zehn Hauptschulen geschlossen. Fast alle Bundesländer legen ihre Haupt- und Realschulen zusammen. In Mecklenburg-Vorpommern geschieht das unter dem Namen "Regionale Schule", in Rheinland-Pfalz als Realschule Plus, in Bremen und Sachsen-Anhalt als Sekundarschule.
Bayern sträubt sich dagegen, solche Gesamtschulen zu errichten. Die Gesamtschulen im Freistaat sind an einer Hand abzuzählen. Die Hauptschulen dort wurden umbenannt in "Mittelschulen", bleiben aber dem Hauptschulkonzept weitgehend treu: Es sind Schulen, die die Jahrgangsstufen 5 bis 9 oder 5 bis 10 umfassen. Der Unterricht ist - wie auf der Internetseite des bayerischen Kultusministeriums nachzulesen ist - stark auf berufsbezogene Inhalte ausgerichtet.
Wer nach der Grundschule auf eine Hauptschule geht, hat trotzdem die Chance, zu wechseln. In manchen Ländern hänge die Wahl eines Bildungsgangs von der Entscheidung der Eltern ab, in anderen - etwa in Sachsen und Bayern - werde im Allgemeinen ein bestimmter Notendurchschnitt in der Grundschule vorausgesetzt, sagt Andrea Schwermer, Referentin in der Schulabteilung der Kultusministerkonferenz (KMK).
Ein circa achtjähriger blonder Junge hängt über ein Bild gebeugt und malt eifrig mit Kreiden. Er befindet sich in einer Waldorfschule.
Kunsterziehung ist eines der Fächer in der Waldorfschule.© imago / Joker / WalterxG.xAllgoewer

Freie Schulen

Die Zahl der staatlichen Schulen liegt in Deutschland weit über der Einrichtungen in freier Trägerschaft. Zum Beispiel lag der Anteil freier Grundschulen, nach Angaben eines Informationsdossiers der Kultusministerkonferenz, im Jahr 2012 bei 3,2 Prozent. Dazu gehören unter anderem katholische oder evangelische Schulen und die Waldorfschulen. Es gibt weit mehr als 200 Waldorfschulen, die Tendenz ist steigend. Diese Schulen orientieren sich am Erziehungskonzept des Pädagogen Rudolf Steiner

Förderschulen

Je nach Bundesland gibt es unterschiedliche sonderpädagogische Schulformen. So genannte Förderschulen unterscheiden sich nicht nur pädagogisch und von den Unterrichtsinhalten, der Unterricht findet auch in wesentlich kleineren Klassen statt. Die durchschnittliche Klassengröße liegt bei zehn Schülern.
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