IG Metall hofft auf russische Investoren für Wadan-Werften
Die Bezirksleiterin IG Metall Küste, Jutta Blankau, setzt bei einer möglichen Lösung für die insolventen Wadan-Werften in Mecklenburg-Vorpommern auch auf die Gespräche zwischen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Dmitrij Medwedjew.
Birgit Kolkmann: 2400 Mitarbeiter und eine weit verzweigte Zulieferindustrie sind betroffen, wenn bei Wadan die Lichter ausgehen, dann betrifft das auch Mecklenburg-Vorpommerns Küste, sehr viele Menschen dort. Wir sind jetzt mit Jutta Blankau verbunden, sie ist Leiterin des wichtigen IG-Metall-Bezirks Küste. Schönen guten Morgen, Frau Blankau!
Jutta Blankau: Guten Morgen!
Kolkmann: Was wissen Sie, wollen die Schweden ganz aussteigen?
Blankau: Also die Schweden nutzen natürlich die Gelegenheit, was man immer auch hat bei Insolvenzen, dass sie versuchen, aus Verträgen auszusteigen beziehungsweise dann den Preis noch mal nachzuverhandeln. Und deswegen ist es auch so gestern gewesen, dass wir mit der Bundeskanzlerin darüber geredet haben, dass sie auch die Kontakte noch mal über die schwedische Regierung nutzen sollte. Die Aufträge sind in Wismar, die Aufträge sind in Warnemünde, aber es gibt Nachverhandlungen, die völlig unklar sind, wie sie dann ausgehen werden.
Kolkmann: Nun gibt es ja nun noch das Gerücht, dass möglicherweise die Schweden dann sagen, na, wenn Wadan in Insolvenz geht, dann steigen wir ganz aus und mindestens eine der Fähren muss verschrottet werden, die andere kriegen wir billig. Ist das wirklich nur ein Gerücht oder ist da ein wahrer Kern?
Blankau: Also ich gehe davon aus, dass es auch erst mal ein Gerücht ist. In einer solchen Situation, und das ist ja eben in dem Bericht auch deutlich geworden, gibt es unendlich viele Gerüchte, und da muss man erst mal gucken, wie viel Wahrheitsgehalt ist eigentlich an einem Gerücht dran. Und da haben wir natürlich immer bei Problembetrieben immer große Probleme tatsächlich dann auch herauszukriegen, was wahr ist und was unwahr ist.
Kolkmann: Nun sind die Gerüchte ja vor allen Dingen auch russisch eingefärbt wegen des Eigners, wegen möglicher neuer Aufträge und wegen eines möglichen neuen Anteilseigners, der Gazprom sein könnte. Was wissen Sie darüber?
Blankau: Also wir wissen zum einen, dass die russische Flotte, Handelsschiffflotte, total veraltet ist, wir wissen, dass die Werften in einem ziemlich schlechten Zustand sind, und wir wissen auch, dass es immer seit einigen Jahren Interessen auch gegeben hat, mit deutschen Werften zusammenzuarbeiten.
Insoweit glaube ich auch, dass auf dem Schiffbaumarkt auch tatsächlich etwas möglich wäre, mit russischen Investoren ins Gespräch zu kommen. Das ist allerdings nicht Herr Burlakow, und Frau Merkel wird ja heute auch im Gespräch mit Herrn Medwedew über das Thema Schiffbau und Werften reden.
Und natürlich, sage ich auch, halte ich es auch für legitim, wenn Frau Merkel auch nachfragt, wenn ein angeblicher russischer Investor mit vielen Aufträgen im Paket eine Werft kauft und es entpuppt sich als inhaltsleer, dass sie auch mit dem Präsidenten aus Russland mal darüber redet, ob nicht tatsächlich auch entsprechende Kontakte zustande kommen. Und die Wadan-Werften haben im Übrigen auch in der Vergangenheit ja schon Schiffe für Russland gebaut.
Kolkmann: Haben Sie das Gefühl, dass es da für Wadan einen Ausweg aus der Krise gibt?
Blankau: Ich bin immer optimistisch und sage, also wenn die Stena-Line-Aufträge bleiben, wenn es danach möglicherweise Aufträge aus Russland gibt, gibt es eine Perspektive. Darüber hinaus muss man natürlich auch weiter über ein industrielles Nachfolgekonzept nachdenken. Wir diskutieren heute beispielsweise in einer Schiffbaukonferenz auch da drüber, wie sich der deutsche Schiffbau weiterentwickeln muss – das heißt einerseits, umweltfreundliche Schiffe bauen, heißt andererseits aber auch, sich zu orientieren beispielsweise auf Onshore- und Offshore-Bereiche. Ich glaube, da können unsere Werften sehr führend sein, auch die Werften in Wismar und Warnemünde.
Kolkmann: Warum ist denn überhaupt die Werftenindustrie hier in eine Krise gekommen, wenn Sie solche Märkte für die Zukunft sehen?
Blankau: Die deutschen Werften sind nicht in eine Krise gekommen, wir haben nach wie vor auch Werften, die zurzeit auch ausgelastet sind und überhaupt gar keine Probleme haben. Im Übrigen ist die Schiffbaukrise eine weltweite Krise. Die Auftragssituation ist in Südostasien zum Teil noch stärker eingebrochen als bei uns. Allerdings werden in Südostasien, und das schon seit langer Zeit, der Schiffbau massiv unterstützt durch den Staat, und das ist natürlich eine Frage auch von OECD-Verhandlungen, wo wir letztendlich auch zu anderen Ergebnissen kommen müssen. Aber wenn Sie so wollen, der deutsche Schiffbau ist wie alle Schiffbaunationen zurzeit in einer Krise, und das nicht auf allen Werften.
Kolkmann: Also die Wirtschaftskrise hat da eine große Rolle gespielt und auch die subventionierte Konkurrenz aus Fernost, wie Sie gerade sagten. Wie kann es denn weiter in die Zukunft gehen, wie kann man die Werftindustrie retten und vor allen Dingen zukunftsfest machen?
Blankau: Also es geht uns vor allen Dingen auch darum, beispielsweise das, was die Bundesregierung ja schon vor längerer Zeit auf den Weg gebracht haben und was auch Werften genutzt haben, die Innovationsförderung weiter zu betreiben. Was wir da aber wollen, ist zurzeit, dass es nicht auftragsabhängige Förderung gibt, sondern auftragsunabhängige Förderung. Da kann man beispielsweise auch in den umweltfreundlichen Bereich hinein entwickeln.
Wir brauchen andere gesetzliche Grundlagen. Es gibt Abkommen, wo Schwefeldioxid-, Kohlendioxid-Abscheidungen tatsächlich runtergefahren werden, das sind die sogenannten Seka-Abkommen, die gelten aber bislang nur für die Ost- und Nordsee. Und da sage ich Ihnen auch, das muss ausgeweitet werden, zumindest auch in Europa aufs Mittelmeer, sodass auch Chancen bestehen, eine Weiterentwicklung zu unterstützen.
Und natürlich – und das machen wir seit Jahren – wir sagen auch, der deutsche Schiffbau muss sich stärker spezialisieren, gerade wo die Windenergiebranche in Deutschland so wächst und jetzt auch aufs Meer geht, sind gerade die Werften ja auch prädestiniert, hier in diesen Bereichen mitzuwirken. Und auch da braucht man Forschungsunterstützung.
Kolkmann: Es gibt das Know-how in der deutschen Werftindustrie, im deutschen Schiffbau. Was würde passieren, wenn zum Beispiel eine Werft wie Wadan jetzt absolut Pleite ginge, würde da eine Menge von diesem Know-how verloren gehen?
Blankau: Na sicher, es würde eine Menge von Know-how verloren gehen, weil unsere Kollegen und Kolleginnen sind hoch qualifizierte Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Zweitens, gerade die beiden Werften in Wismar und Warnemünde sind ja auf einem sehr hohen technologischen Stand. All das würde verloren gehen. Und für Mecklenburg-Vorpommern wäre das eine Katastrophe, weil ein Teil des industriellen Kerns dann nicht mehr da wäre. Und uns geht’s maßgeblich da drum, Leben, Arbeit und Zukunft für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Mecklenburg-Vorpommern zu halten, das gilt vor allem für Wismar und Warnemünde.
Kolkmann: Vielen Dank, Jutta Blankau. Sie ist Leiterin des IG-Metall-Bezirks Küste zur möglichen Insolvenz und zur möglichen Pleite der Wadan-Werften in Wismar und Warnemünde.
Jutta Blankau: Guten Morgen!
Kolkmann: Was wissen Sie, wollen die Schweden ganz aussteigen?
Blankau: Also die Schweden nutzen natürlich die Gelegenheit, was man immer auch hat bei Insolvenzen, dass sie versuchen, aus Verträgen auszusteigen beziehungsweise dann den Preis noch mal nachzuverhandeln. Und deswegen ist es auch so gestern gewesen, dass wir mit der Bundeskanzlerin darüber geredet haben, dass sie auch die Kontakte noch mal über die schwedische Regierung nutzen sollte. Die Aufträge sind in Wismar, die Aufträge sind in Warnemünde, aber es gibt Nachverhandlungen, die völlig unklar sind, wie sie dann ausgehen werden.
Kolkmann: Nun gibt es ja nun noch das Gerücht, dass möglicherweise die Schweden dann sagen, na, wenn Wadan in Insolvenz geht, dann steigen wir ganz aus und mindestens eine der Fähren muss verschrottet werden, die andere kriegen wir billig. Ist das wirklich nur ein Gerücht oder ist da ein wahrer Kern?
Blankau: Also ich gehe davon aus, dass es auch erst mal ein Gerücht ist. In einer solchen Situation, und das ist ja eben in dem Bericht auch deutlich geworden, gibt es unendlich viele Gerüchte, und da muss man erst mal gucken, wie viel Wahrheitsgehalt ist eigentlich an einem Gerücht dran. Und da haben wir natürlich immer bei Problembetrieben immer große Probleme tatsächlich dann auch herauszukriegen, was wahr ist und was unwahr ist.
Kolkmann: Nun sind die Gerüchte ja vor allen Dingen auch russisch eingefärbt wegen des Eigners, wegen möglicher neuer Aufträge und wegen eines möglichen neuen Anteilseigners, der Gazprom sein könnte. Was wissen Sie darüber?
Blankau: Also wir wissen zum einen, dass die russische Flotte, Handelsschiffflotte, total veraltet ist, wir wissen, dass die Werften in einem ziemlich schlechten Zustand sind, und wir wissen auch, dass es immer seit einigen Jahren Interessen auch gegeben hat, mit deutschen Werften zusammenzuarbeiten.
Insoweit glaube ich auch, dass auf dem Schiffbaumarkt auch tatsächlich etwas möglich wäre, mit russischen Investoren ins Gespräch zu kommen. Das ist allerdings nicht Herr Burlakow, und Frau Merkel wird ja heute auch im Gespräch mit Herrn Medwedew über das Thema Schiffbau und Werften reden.
Und natürlich, sage ich auch, halte ich es auch für legitim, wenn Frau Merkel auch nachfragt, wenn ein angeblicher russischer Investor mit vielen Aufträgen im Paket eine Werft kauft und es entpuppt sich als inhaltsleer, dass sie auch mit dem Präsidenten aus Russland mal darüber redet, ob nicht tatsächlich auch entsprechende Kontakte zustande kommen. Und die Wadan-Werften haben im Übrigen auch in der Vergangenheit ja schon Schiffe für Russland gebaut.
Kolkmann: Haben Sie das Gefühl, dass es da für Wadan einen Ausweg aus der Krise gibt?
Blankau: Ich bin immer optimistisch und sage, also wenn die Stena-Line-Aufträge bleiben, wenn es danach möglicherweise Aufträge aus Russland gibt, gibt es eine Perspektive. Darüber hinaus muss man natürlich auch weiter über ein industrielles Nachfolgekonzept nachdenken. Wir diskutieren heute beispielsweise in einer Schiffbaukonferenz auch da drüber, wie sich der deutsche Schiffbau weiterentwickeln muss – das heißt einerseits, umweltfreundliche Schiffe bauen, heißt andererseits aber auch, sich zu orientieren beispielsweise auf Onshore- und Offshore-Bereiche. Ich glaube, da können unsere Werften sehr führend sein, auch die Werften in Wismar und Warnemünde.
Kolkmann: Warum ist denn überhaupt die Werftenindustrie hier in eine Krise gekommen, wenn Sie solche Märkte für die Zukunft sehen?
Blankau: Die deutschen Werften sind nicht in eine Krise gekommen, wir haben nach wie vor auch Werften, die zurzeit auch ausgelastet sind und überhaupt gar keine Probleme haben. Im Übrigen ist die Schiffbaukrise eine weltweite Krise. Die Auftragssituation ist in Südostasien zum Teil noch stärker eingebrochen als bei uns. Allerdings werden in Südostasien, und das schon seit langer Zeit, der Schiffbau massiv unterstützt durch den Staat, und das ist natürlich eine Frage auch von OECD-Verhandlungen, wo wir letztendlich auch zu anderen Ergebnissen kommen müssen. Aber wenn Sie so wollen, der deutsche Schiffbau ist wie alle Schiffbaunationen zurzeit in einer Krise, und das nicht auf allen Werften.
Kolkmann: Also die Wirtschaftskrise hat da eine große Rolle gespielt und auch die subventionierte Konkurrenz aus Fernost, wie Sie gerade sagten. Wie kann es denn weiter in die Zukunft gehen, wie kann man die Werftindustrie retten und vor allen Dingen zukunftsfest machen?
Blankau: Also es geht uns vor allen Dingen auch darum, beispielsweise das, was die Bundesregierung ja schon vor längerer Zeit auf den Weg gebracht haben und was auch Werften genutzt haben, die Innovationsförderung weiter zu betreiben. Was wir da aber wollen, ist zurzeit, dass es nicht auftragsabhängige Förderung gibt, sondern auftragsunabhängige Förderung. Da kann man beispielsweise auch in den umweltfreundlichen Bereich hinein entwickeln.
Wir brauchen andere gesetzliche Grundlagen. Es gibt Abkommen, wo Schwefeldioxid-, Kohlendioxid-Abscheidungen tatsächlich runtergefahren werden, das sind die sogenannten Seka-Abkommen, die gelten aber bislang nur für die Ost- und Nordsee. Und da sage ich Ihnen auch, das muss ausgeweitet werden, zumindest auch in Europa aufs Mittelmeer, sodass auch Chancen bestehen, eine Weiterentwicklung zu unterstützen.
Und natürlich – und das machen wir seit Jahren – wir sagen auch, der deutsche Schiffbau muss sich stärker spezialisieren, gerade wo die Windenergiebranche in Deutschland so wächst und jetzt auch aufs Meer geht, sind gerade die Werften ja auch prädestiniert, hier in diesen Bereichen mitzuwirken. Und auch da braucht man Forschungsunterstützung.
Kolkmann: Es gibt das Know-how in der deutschen Werftindustrie, im deutschen Schiffbau. Was würde passieren, wenn zum Beispiel eine Werft wie Wadan jetzt absolut Pleite ginge, würde da eine Menge von diesem Know-how verloren gehen?
Blankau: Na sicher, es würde eine Menge von Know-how verloren gehen, weil unsere Kollegen und Kolleginnen sind hoch qualifizierte Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen. Zweitens, gerade die beiden Werften in Wismar und Warnemünde sind ja auf einem sehr hohen technologischen Stand. All das würde verloren gehen. Und für Mecklenburg-Vorpommern wäre das eine Katastrophe, weil ein Teil des industriellen Kerns dann nicht mehr da wäre. Und uns geht’s maßgeblich da drum, Leben, Arbeit und Zukunft für die Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen in Mecklenburg-Vorpommern zu halten, das gilt vor allem für Wismar und Warnemünde.
Kolkmann: Vielen Dank, Jutta Blankau. Sie ist Leiterin des IG-Metall-Bezirks Küste zur möglichen Insolvenz und zur möglichen Pleite der Wadan-Werften in Wismar und Warnemünde.