Identitätssuche auf Indisch

Von Anke Leweke · 27.03.2013
Zwei Jungen aus verschiedenen sozialen Schichten auf der Suche nach sich selbst, gekoppelt an die indische Geschichte, das ist "Mitternachtskinder". Auch das indische Autorenkino schreckt nicht vor großen Emotionen zurück.
Indisches Kino verbindet man mit Bollywood, Gesang, Entertainment, Kostüm, Tanz. Und dann und wann darf es auch einmal ein politischer Kontext sein. Aber es gibt auch ein indisches Autorenkino und zu dessen wichtigsten Vertreterinnen gehört Deepa Mehta.

Ihr neuer Film ist die Adaption von Salman Rushdies 1981 erschienenem Beststeller "Mitternachtskinder", der die wechselvolle Geschichte Indiens mit der persönlichen Geschichte zweier Jungen verknüpft. Saleem ist ein armer Hindu und Shiva kommt aus einer reichen, muslimischen Familie. Beide sind so genannte Mitternachtskinder und verfügen über telepathische Fähigkeiten. Beide werden 1947 geboren (es ist auch das Geburtsjahr Salman Rushdies), doch der Film nimmt uns auch mit in das beginnende 20. Jahrhundert.

Ganz beiläufig verbindet die Regisseurin private Geschichten mit der großen Historie. Es geht um Identitätssuche in einem Land, das von politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen gekennzeichnet ist. Und auch das indische Autorenkino schreckt wie das Bollywoodkino nicht vor großen Emotionen zurück.

Über weite Strecken gelingt Mehta die Gratwanderung zwischen großem Kino und kritischer Auseinandersetzung mit Geschichte.

Großbritannien, Kanada 2013. Regie: Deepa Mehta. Mit Satya Bhabba, Shahana Goswami, Shabana Azmi. 148 Minuten. Ab 12 Jahren.
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