"Idealistic Animals"

Vor zwei Jahren debütierte die Folk-Pop-Formation Dear Reader mit dem Album "Replace Why With Funny". Damals noch als Duo gestartet, verbirgt sich heute nur noch Sängerin und Songschreiberin Cherilyn MacNeil hinter dem Bandnamen. Nachdem die gebürtige Südafrikanerin ihren Wohnsitz nach Berlin verlegt hat, veröffentlicht sie nun das zweite Dear Reader-Album "Idealistic Animals". Eingespielt mit Musikern aus verschiedenen Ländern, handeln die Songs, die fast ausschließlich mit Tiernamen betitelt wurden, von Melancholie und Einsamkeit.
Label: City Slang
Bestellnummer: SLANG50004P

Die Einschätzungen unserer Musikkritiker:

Verzaubernd, verwunschen, verstörend. Cherilyn MacNeil singt von seelischen Qualen und transportiert das Grauen zum Hörer, liefert aber gleich auch den Trost mit. Ihr Gesang gleicht dem einer Elfe, ihre Musik ist ein verwunschener und originell-komplexer Klangkosmos, der einen wärmend einhüllt. Dramatisch-schön, majestätisch-elegant sind ihre Kompositionen, in denen die 28-jährige aus Pretoria Banjo, Tuba, eine schräge Geige oder auch mal eine countryesque gestimmte Gitarre über dunkle Poprhythmen tänzeln lässt und sie mit harmonischem Chorgesang abrundet. Beeindruckend, wie konsequent sie ihre Klangvision verfolgt und wie deutlich sie sich abhebt vom Popeinerlei. Da es keine Gerechtigkeit gibt im Showbusiness, trägt weiter Lady Gaga die Krone der aktuellen Pop-Queen, verdient hätte sie eine junge Frau aus Südafrika.
(Jutta Petermann)

"Idealistic Animals" hatte es nicht leicht bei uns. Ein Album, das man nicht so einfach bedenkenlos zu jeder Tageszeit spielen kann (und sollte). Thematisch geht es um den tatsächlich erlebten "break-up" der Sängerin mit dem Glauben und der Religion. Cherilyn MacNeil wringt ihre Seele aus und singt mit bebender Stimme von verlorenem Glauben, von der Entankerung und dem Kampf mit sich. Träger dieser Geschichten ist ein fiebriger Pop, der in den besten Momenten schlichtweg berauschend ist. Holzbläser, Glockenspiel und Harfe blinkern an jeder Ecke in den Songs. Und dann eben noch diese tolle Stimme! "Dear Reader" bietet Popmusik, die eigentlich keine sein will. Etwas sperrig, etwas kratzig, und wirklich etwas zum genauen Hinhören. Und dafür wird man belohnt.
(Oliver Schwesig)