„Ich will zeigen, dass wir Geschmack haben“
Krenare Rugova ist die erste Modeschöpferin des Kosovo. Sie hat in New York und Paris studiert und ist nach dem Krieg in ihre Heimat zurückgekehrt, um sich selbstständig zu machen. Leicht war der Neustart nicht. Im Kosovo gibt es zahlreiche Schneider, das Konzept von Design ist dagegen unbekannt.
Im Zentrum von Pristina lärmt der Verkehr: Autos hupen, Leuchtreklamen flackern, Menschen hasten über eine vierspurige Straße. Über einer Ladenzeile mit Cafés ist ein Schaufenster im ersten Stockwerk hell erleuchtet:
Krenare Rugova: „Ich wollte einen Laden eröffnen mit einem wirklich schönen Schaufenster. Du siehst, wie die Schaufenster hier sind: vollgestopft mit Klamotten. In meinem Fenster steht mein Name, es gibt ein Mannequin und ein Outfit. Die Leute waren sehr überrascht.“
Die Modedesignerin Krenare Rugova blickt nach draußen. Von Hektik ist im Showroom nichts zu spüren. Die weiß gestrichenen Dielen knarren leise, und auf einer verchromten Stange wirken glamouröse Abendkleider wie Kunst.
Krenare Rugova ist eine mädchenhafte Frau Anfang 30 mit hochgesteckten Haaren und großen Bambi-Augen. Gerade stellt sie eine Kollektion für eine Boutique in Kanada zusammen. Sie nimmt ein asymmetrisch geschnittenes Seidenkleid und streicht über das rechteckige Label:
Mode made in Kosovo: Krenare Rugova entwirft und produziert ihre Kollektionen in ihrer Heimatstadt Pristina. Vor sieben Jahren hat sie sich selbstständig gemacht. Heute beschäftigt sie fünf Mitarbeiterinnen.
„Ich will nicht zeigen, dass wir Kleidung im Kosovo produzieren können, ich will zeigen, dass wir Geschmack haben. Denn das traut uns niemand zu. Ich habe viele internationale Kundinnen, die meine Sachen mögen.“ (lachen)
1999 brach der Krieg im Kosovo aus. Die damals 19-Jährige besuchte da schon ein Gymnasium in New York. Ihre Eltern hatten sie und die beiden Geschwister bereits nach den ersten Unruhen ins Ausland geschickt. In New York taucht die junge Kosovarin in die Welt der Mode ein: Sie beginnt ein Studium an der Parson School of Design. Ein Stipendium führte sie nach Paris, wo sie einen Designpreis erhielt, zurück in den Staaten, organisierte sie eine eigene Fashion-Show.
Viele haben sie für verrückt erklärt, als sie zurück in den Kosovo gegangen ist. Pristina ist eine vom Krieg vernarbte Stadt.
„Im Kosovo gab es nur Schneider, keine Designer. Deshalb haben die Leute sehr irritiert auf mein Geschäft reagiert. Sie sind mit Fotos aus Magazinen zu mir gekommen und haben gesagt: Ich möchte dieses Kleid von Shakira oder Beyoncé. Sieben Jahre lang habe ich immer wieder gesagt: Ich designe, ich arbeite nicht nach Fotos."“
Mittlerweile kann Krenare Rugova von ihren Aufträgen leben. Künstler, Schauspieler und Studenten kaufen ihre Kreationen.
„Ich habe eine sehr kleine Kollektion. Die beiden Teile im Schaufenster finde ich zum Beispiel sehr cool, sehr feminin, aber gleichzeitig verändern sie die Körperform durch asymmetrische Schnitte.“
Architektur inspiriert sie, die Skyscraper von New York oder Chicago. Das Ergebnis sind schmale Silhouetten, bei denen die Details erst auf den zweiten Blick auffallen: hier ein Reißverschluss, da ein breiter Kragen, dort ein 60er-Jahre-Gürtel. Das minimalistische Design ist nichts für den Geschmack der meisten Kosovaren, die Pailletten, Glitter und hautenge Jeans lieben.
„Es ist nicht so, dass man den Frauen im Kosovo guten Stil beibringen müsste. Sie brauchen mehr Vertrauen in ihre Fähigkeit zur Selbstbestimmung. Meine Message ist, dass man sich in der Kleidung frei fühlen soll, und entsprechend sind meine Stücke geschnitten. Wenn du Kleidung trägst, in der du dich frei bewegen kannst, fühlst du dich unbeschwert.“
Krenare Rugova ist die Tochter eines Ingenieurs und einer Professorin für albanische Sprache. Bei ihrer Existenzgründung konnten diese sie auch finanziell unterstützt. Oft erinnert sie sich an die Großmutter, die traditionelle albanische Gewänder oder cremefarbene Hochzeitskleider genäht hat.
„Meine Mutter hatte auch eine Nähmaschine, aber immer wenn ich gefragt habe, ob ich sie mal benutzen dürfte, hat sie mich nicht gelassen. Wir haben in einem kleinen Appartement gelebt, in einer typischen kommunistischen Architektur, und da hätte es ein Chaos gegeben mit all den Stoffen. Aber ich hatte immer gezeichnet und meine Ideen zu Papier gebracht. Erst später habe ich festgestellt, dass ich gerne Kleidung designen möchte.“
Die zierliche Designerin schaut auf die Uhr. Vor dem Schaufenster senkt sich der Abendhimmel über die Stadt. Ihr Mann, ein Grafiker, ist bereits zu Hause bei den Kindern. Krenare Rugova wird den einjährigen Sohn baden und der Tochter ein Märchen vorlesen. Manchmal schläft sie dabei ein, das Buch in der Hand. Zeit für sich selbst bleibt kaum:
„Hast Du mein Haar gesehen? Ein Chaos! Aber ich habe wirklich viel Spaß den ganzen Tag lang. Ich muss jetzt nur mehr verkaufen. Ich möchte gerne dahin kommen, dass ich genug Geld verdiene, damit ich nach Berlin fahren und meine Kollektion verschiedenen Boutiquen vorstellen kann.“
Krenare Rugova: „Ich wollte einen Laden eröffnen mit einem wirklich schönen Schaufenster. Du siehst, wie die Schaufenster hier sind: vollgestopft mit Klamotten. In meinem Fenster steht mein Name, es gibt ein Mannequin und ein Outfit. Die Leute waren sehr überrascht.“
Die Modedesignerin Krenare Rugova blickt nach draußen. Von Hektik ist im Showroom nichts zu spüren. Die weiß gestrichenen Dielen knarren leise, und auf einer verchromten Stange wirken glamouröse Abendkleider wie Kunst.
Krenare Rugova ist eine mädchenhafte Frau Anfang 30 mit hochgesteckten Haaren und großen Bambi-Augen. Gerade stellt sie eine Kollektion für eine Boutique in Kanada zusammen. Sie nimmt ein asymmetrisch geschnittenes Seidenkleid und streicht über das rechteckige Label:
Mode made in Kosovo: Krenare Rugova entwirft und produziert ihre Kollektionen in ihrer Heimatstadt Pristina. Vor sieben Jahren hat sie sich selbstständig gemacht. Heute beschäftigt sie fünf Mitarbeiterinnen.
„Ich will nicht zeigen, dass wir Kleidung im Kosovo produzieren können, ich will zeigen, dass wir Geschmack haben. Denn das traut uns niemand zu. Ich habe viele internationale Kundinnen, die meine Sachen mögen.“ (lachen)
1999 brach der Krieg im Kosovo aus. Die damals 19-Jährige besuchte da schon ein Gymnasium in New York. Ihre Eltern hatten sie und die beiden Geschwister bereits nach den ersten Unruhen ins Ausland geschickt. In New York taucht die junge Kosovarin in die Welt der Mode ein: Sie beginnt ein Studium an der Parson School of Design. Ein Stipendium führte sie nach Paris, wo sie einen Designpreis erhielt, zurück in den Staaten, organisierte sie eine eigene Fashion-Show.
Viele haben sie für verrückt erklärt, als sie zurück in den Kosovo gegangen ist. Pristina ist eine vom Krieg vernarbte Stadt.
„Im Kosovo gab es nur Schneider, keine Designer. Deshalb haben die Leute sehr irritiert auf mein Geschäft reagiert. Sie sind mit Fotos aus Magazinen zu mir gekommen und haben gesagt: Ich möchte dieses Kleid von Shakira oder Beyoncé. Sieben Jahre lang habe ich immer wieder gesagt: Ich designe, ich arbeite nicht nach Fotos."“
Mittlerweile kann Krenare Rugova von ihren Aufträgen leben. Künstler, Schauspieler und Studenten kaufen ihre Kreationen.
„Ich habe eine sehr kleine Kollektion. Die beiden Teile im Schaufenster finde ich zum Beispiel sehr cool, sehr feminin, aber gleichzeitig verändern sie die Körperform durch asymmetrische Schnitte.“
Architektur inspiriert sie, die Skyscraper von New York oder Chicago. Das Ergebnis sind schmale Silhouetten, bei denen die Details erst auf den zweiten Blick auffallen: hier ein Reißverschluss, da ein breiter Kragen, dort ein 60er-Jahre-Gürtel. Das minimalistische Design ist nichts für den Geschmack der meisten Kosovaren, die Pailletten, Glitter und hautenge Jeans lieben.
„Es ist nicht so, dass man den Frauen im Kosovo guten Stil beibringen müsste. Sie brauchen mehr Vertrauen in ihre Fähigkeit zur Selbstbestimmung. Meine Message ist, dass man sich in der Kleidung frei fühlen soll, und entsprechend sind meine Stücke geschnitten. Wenn du Kleidung trägst, in der du dich frei bewegen kannst, fühlst du dich unbeschwert.“
Krenare Rugova ist die Tochter eines Ingenieurs und einer Professorin für albanische Sprache. Bei ihrer Existenzgründung konnten diese sie auch finanziell unterstützt. Oft erinnert sie sich an die Großmutter, die traditionelle albanische Gewänder oder cremefarbene Hochzeitskleider genäht hat.
„Meine Mutter hatte auch eine Nähmaschine, aber immer wenn ich gefragt habe, ob ich sie mal benutzen dürfte, hat sie mich nicht gelassen. Wir haben in einem kleinen Appartement gelebt, in einer typischen kommunistischen Architektur, und da hätte es ein Chaos gegeben mit all den Stoffen. Aber ich hatte immer gezeichnet und meine Ideen zu Papier gebracht. Erst später habe ich festgestellt, dass ich gerne Kleidung designen möchte.“
Die zierliche Designerin schaut auf die Uhr. Vor dem Schaufenster senkt sich der Abendhimmel über die Stadt. Ihr Mann, ein Grafiker, ist bereits zu Hause bei den Kindern. Krenare Rugova wird den einjährigen Sohn baden und der Tochter ein Märchen vorlesen. Manchmal schläft sie dabei ein, das Buch in der Hand. Zeit für sich selbst bleibt kaum:
„Hast Du mein Haar gesehen? Ein Chaos! Aber ich habe wirklich viel Spaß den ganzen Tag lang. Ich muss jetzt nur mehr verkaufen. Ich möchte gerne dahin kommen, dass ich genug Geld verdiene, damit ich nach Berlin fahren und meine Kollektion verschiedenen Boutiquen vorstellen kann.“