"Ich sehe die Dinge immer von ihrer grotesken Seite"

Moderation: Jürgen König · 05.10.2007
Im Mai dieses Jahres, einen Tag vor Eröffnung der Ausstellung seines literarischen Archivs in Berlin, hat der damals schon schwerkranke Walter Kempowski persönlich über sein Leben und Werk gesprochen. Der Schriftsteller sagte im Deutschlandradio Kultur: "Ich bin ein glücklicher Mensch, ich habe ein heiteres Temperament, ich sehe die Dinge immer von ihrer grotesken Seite."
Mit Zufriedenheit blicke er auf sein Leben zurück: "Ich bin 78, und es wird Zeit, sich zu verabschieden. Ich hab genug getan, ich war 30 Jahre Pädagoge, habe 40 Bücher geschrieben, das reicht allmählich."

Dennoch schreibe er regelmäßig Tagebuch, auch jetzt im Krankenhaus. So seien bisher ungefähr 20.000 Seiten zusammengekommen. Einige dieser Tagebücher habe er bereits publiziert.

Sein letztes Buch, "Alles umsonst", liege ihm - vor allen anderen Veröffentlichungen - besonders am Herzen, denn darin werde die Flucht eines Jungen aus Ostpreußen beschrieben. "Ich war in demselben Alter damals, habe die Flucht aus Berlin überlebt, ich war 15, als sie mich dorthin schickten, um Berlin zu verteidigen."

In seinem Leben habe es viele schöne Momente gegeben. "Der schönste wird morgen sein." Dass er selbst bei der Ausstellung nicht anwesend sein könne, sei "nicht so schlimm. Ich kenne ja die Materialien."