Ich lebe von Kerzen
Franziskus zog sich vom Reichtum seiner Familie zurück in den Wald. Bis heute gibt es Menschen, die mit Gott, den Tieren und sich in der Natur allein sein wollen. Ein solcher Mensch ist Wolfgang Götz. Schon als Schüler träumte er von einem Leben als Einsiedler.
Pater Wolfgang: "Die Ersten waren in der Wüste. Die gibt es bei uns nicht und der Ersatz war in unseren Breiten der Wald, wo die Leute alleine waren. In der Barockzeit hat das Einsiedlertum geboomt ... Insofern ist der Wald immer auch ein Symbol des Alleinseins mit Gott."
Westerwald. Ein Hang über der Rheinebene bei Vallendar. Dichter Mischwald. Der Weg kaum auszumachen zwischen Büschen, Farnen und Totholz.
Pater Götz:"Ich habe mir extra diesen Weg angelegt, damit man da leicht in die andere Seite vom Wald gehen kann und auch mit Schubkarren oder was man da braucht hin und her gehen kann."
Pater Götz. Ein stämmiger Mann mit Vollbart und lichtem Haarkranz. Er ist ein Walderemit. Der 65-Jährige lebt in einer winzigen Holzhütte. Fünfzehn Gehminuten von seinem Kloster entfernt. Ohne Strom, ohne Heizung, aber seit einiger Zeit mit eigenem Wasseranschluss.
Pater Götz:"Direkt unten am Weg ist eine eigene Quelle. Die habe ich früher benutzt, um von da Wasser für mich zu holen ... Aber die war nicht ganz koscher. Das Trinkwasser habe ich immer vom Haus oben im Kanister geholt."
Ein Tisch und zwei Stühle, ein Bänkchen zum Knien vor dem Kreuz. Kerzen gegen die Dunkelheit. Auch am Tag ist es schummrig in der Hütte.
Pater Götz: "Ich lebe von Kerzen. Und das reicht, wenn es gute Kerzen sind. Kann man gut lesen."
In der Ecke an der Wand Fotos von Freunden und ein Madonnenbild. Gegenüber ein Campingkocher und darüber das halb leere Vorratsregal. Konserven, Obst, Wasser, Brot. In einer abgeteilten Nische stehen das Bett und ein Bücherregal. Zwei Fenster. Hier ein Blick auf die Bienenkästen und dort einer auf den Weg, der aus der Welt zur Hütte führt.
Pater Götz: "Ich bin natürlich kein Naturapostel, dass ich in den Wald gegangen bin des Waldes wegen. Ich freue mich.., dass ich in der Natur leben kann. Das ist für heutige Menschen ja nicht so selbstverständlich, dass man das kann. Es war immer eine religiöse Motivation, das man für Gott da ist, dass das der Mittelpunkt meines Lebens werden sollte."
Pater Götz gehört zu den Schönstatt-Patres, einer apostolischen Erneuerungsbewegung, die nahe des Westerwaldstädtchens Schönstadt vor 100 Jahren ihren Anfang nahm, und inzwischen weltweit Anhänger hat. Er ist schon während des Theologiestudiums zu ihnen gestoßen, bevor er sich 1987 entschloss, es als Einsiedler zu versuchen.
Sein Tag beginnt um 5:00 Uhr früh und besteht aus Beten, Lesen und den Holzarbeiten im Wald.
Pater Götz:"Für den Winter muss ich Holz sägen, das ist auch eine Dauerbeschäftigung, denn der Ofen darf nicht ausgehen im Winter. "Hier bin ich so vom Wald rum zu, dass man schon wissen muss, dass hier eine Hütte ist. Meine Mutter früher, die hat immer Angst gehabt. Im Wald, kann da nichts passieren? Hab ich immer gesagt: Da kann gar nichts passieren, die finden mich gar nicht. Es gibt immer wieder Einsiedler, die umgebracht worden sind, die überfallen worden sind. Ich hatte nie so sonderlich Angst ... Man kennt auch die Geräusche. Es bleibt das Vertrauen, dass man unter dem Schutze Gottes steht."
Einmal am Tag geht Pater Götz hoch ins Kloster für eine warme Mahlzeit. Auch seine Winterkleidung und Werkzeuge, für die in seiner Hütte kein Platz ist, lagern hier. Aber vor allem kommt er, um das "Liebesbündnis", wie es unter den Schönstatt-Brüdern heißt, zu erneuern. Gemeint ist die besondere Liebesbeziehung zu Maria, der sich jeder bei seinem Eintritt in die Gemeinschaft weiht. Der Eremit betet vor dem Marienbild und nimmt an der Messe teil. "Das Gnadenkapital erhöhen", nennen sie das hier.
Wolfgang Götz: "Einmal in der Woche haben wir oben in der Hausgemeinschaft ein Treffen, wo man redet über geistliche Dinge. Dass wir Spuren suchen. Wo haben wir Gott erlebt, wo haben wir was erfahren. Dass man geistliche Kraftzufuhr hat. Alle Einsiedler müssen eine Rückbindung haben. Einen, der ganz allein ist, den gibt es ja praktisch nicht, soll es nicht geben. Ich hab das immer verteidigt. Ist ja auch eine Extremsituation. Und die Oberen müssen sich überlegen, hält das einer aus. Dreht der durch?"
Gewittergrollen - Regen
Wolfgang Götz: "Schwierige Momente sind immer, ich hab ja nun wenig Raum, wenn Regentage sind, wenn alles grau in grau ist, ist es manchmal eine Überwindung zu sagen, gut ich gehöre jetzt hier hin."
Seit einiger Zeit betreut Pater Götz Theologiestudenten als sogenannter Spiritual. Und auch ganz gewöhnliche Besucher empfängt er regelmäßig in seiner Hütte. Meist Menschen, die ein Gebetsanliegen haben oder ihn um geistliche Führung bitten. Weil hier aber nicht immer und für alle Platz und Zeit ist, erledigt er solche Anfragen dann doch meist ganz altmodisch per Briefpost. Auch sein Leben mit der Natur ist da oft ein Thema.
Wolfgang Götz:"Dass man so den Rhythmus des Waldes mitverfolgen kann, das ist auch ein Stück Gotteserfahrung. Da stehen Gesetze dahinter, die nicht vom Menschen gemacht sind.. Durch die sichtbare Welt werde ich hingewiesen auf das Unsichtbare. Die Natur hilft mit, dass man sieht, da gibt es Werden und Vergehen. Das hat auch einen Sinn gehabt. Da kann wieder was Neues wachsen. Da gibt es wieder Licht. Insofern kann der Wald immer auch ein Lehrmeister sein."
Nach dem Regen bricht auch schnell wieder die Sonne durch. Wasser steht auf den Wegen. Aber es trocknet schnell. Unter den Blättern flitzen Mäuse. Kinder spielen am Waldrand. Die Wiese leuchtet im Sonnenlicht.
Wolfgang Götz: "Wald ist allemal positiv..So ein Filter, der vieles auch abhält vom Negativen. Es kommt darauf an wie das eigene Leben weiterläuft. Das kann man nicht sehen, wie lange man das machen kann. Wenn es zum Beispiel nicht mehr möglich ist, das ich den Berg rauf und runter komme, dann hört diese Art des Lebens auf."
Westerwald. Ein Hang über der Rheinebene bei Vallendar. Dichter Mischwald. Der Weg kaum auszumachen zwischen Büschen, Farnen und Totholz.
Pater Götz:"Ich habe mir extra diesen Weg angelegt, damit man da leicht in die andere Seite vom Wald gehen kann und auch mit Schubkarren oder was man da braucht hin und her gehen kann."
Pater Götz. Ein stämmiger Mann mit Vollbart und lichtem Haarkranz. Er ist ein Walderemit. Der 65-Jährige lebt in einer winzigen Holzhütte. Fünfzehn Gehminuten von seinem Kloster entfernt. Ohne Strom, ohne Heizung, aber seit einiger Zeit mit eigenem Wasseranschluss.
Pater Götz:"Direkt unten am Weg ist eine eigene Quelle. Die habe ich früher benutzt, um von da Wasser für mich zu holen ... Aber die war nicht ganz koscher. Das Trinkwasser habe ich immer vom Haus oben im Kanister geholt."
Ein Tisch und zwei Stühle, ein Bänkchen zum Knien vor dem Kreuz. Kerzen gegen die Dunkelheit. Auch am Tag ist es schummrig in der Hütte.
Pater Götz: "Ich lebe von Kerzen. Und das reicht, wenn es gute Kerzen sind. Kann man gut lesen."
In der Ecke an der Wand Fotos von Freunden und ein Madonnenbild. Gegenüber ein Campingkocher und darüber das halb leere Vorratsregal. Konserven, Obst, Wasser, Brot. In einer abgeteilten Nische stehen das Bett und ein Bücherregal. Zwei Fenster. Hier ein Blick auf die Bienenkästen und dort einer auf den Weg, der aus der Welt zur Hütte führt.
Pater Götz: "Ich bin natürlich kein Naturapostel, dass ich in den Wald gegangen bin des Waldes wegen. Ich freue mich.., dass ich in der Natur leben kann. Das ist für heutige Menschen ja nicht so selbstverständlich, dass man das kann. Es war immer eine religiöse Motivation, das man für Gott da ist, dass das der Mittelpunkt meines Lebens werden sollte."
Pater Götz gehört zu den Schönstatt-Patres, einer apostolischen Erneuerungsbewegung, die nahe des Westerwaldstädtchens Schönstadt vor 100 Jahren ihren Anfang nahm, und inzwischen weltweit Anhänger hat. Er ist schon während des Theologiestudiums zu ihnen gestoßen, bevor er sich 1987 entschloss, es als Einsiedler zu versuchen.
Sein Tag beginnt um 5:00 Uhr früh und besteht aus Beten, Lesen und den Holzarbeiten im Wald.
Pater Götz:"Für den Winter muss ich Holz sägen, das ist auch eine Dauerbeschäftigung, denn der Ofen darf nicht ausgehen im Winter. "Hier bin ich so vom Wald rum zu, dass man schon wissen muss, dass hier eine Hütte ist. Meine Mutter früher, die hat immer Angst gehabt. Im Wald, kann da nichts passieren? Hab ich immer gesagt: Da kann gar nichts passieren, die finden mich gar nicht. Es gibt immer wieder Einsiedler, die umgebracht worden sind, die überfallen worden sind. Ich hatte nie so sonderlich Angst ... Man kennt auch die Geräusche. Es bleibt das Vertrauen, dass man unter dem Schutze Gottes steht."
Einmal am Tag geht Pater Götz hoch ins Kloster für eine warme Mahlzeit. Auch seine Winterkleidung und Werkzeuge, für die in seiner Hütte kein Platz ist, lagern hier. Aber vor allem kommt er, um das "Liebesbündnis", wie es unter den Schönstatt-Brüdern heißt, zu erneuern. Gemeint ist die besondere Liebesbeziehung zu Maria, der sich jeder bei seinem Eintritt in die Gemeinschaft weiht. Der Eremit betet vor dem Marienbild und nimmt an der Messe teil. "Das Gnadenkapital erhöhen", nennen sie das hier.
Wolfgang Götz: "Einmal in der Woche haben wir oben in der Hausgemeinschaft ein Treffen, wo man redet über geistliche Dinge. Dass wir Spuren suchen. Wo haben wir Gott erlebt, wo haben wir was erfahren. Dass man geistliche Kraftzufuhr hat. Alle Einsiedler müssen eine Rückbindung haben. Einen, der ganz allein ist, den gibt es ja praktisch nicht, soll es nicht geben. Ich hab das immer verteidigt. Ist ja auch eine Extremsituation. Und die Oberen müssen sich überlegen, hält das einer aus. Dreht der durch?"
Gewittergrollen - Regen
Wolfgang Götz: "Schwierige Momente sind immer, ich hab ja nun wenig Raum, wenn Regentage sind, wenn alles grau in grau ist, ist es manchmal eine Überwindung zu sagen, gut ich gehöre jetzt hier hin."
Seit einiger Zeit betreut Pater Götz Theologiestudenten als sogenannter Spiritual. Und auch ganz gewöhnliche Besucher empfängt er regelmäßig in seiner Hütte. Meist Menschen, die ein Gebetsanliegen haben oder ihn um geistliche Führung bitten. Weil hier aber nicht immer und für alle Platz und Zeit ist, erledigt er solche Anfragen dann doch meist ganz altmodisch per Briefpost. Auch sein Leben mit der Natur ist da oft ein Thema.
Wolfgang Götz:"Dass man so den Rhythmus des Waldes mitverfolgen kann, das ist auch ein Stück Gotteserfahrung. Da stehen Gesetze dahinter, die nicht vom Menschen gemacht sind.. Durch die sichtbare Welt werde ich hingewiesen auf das Unsichtbare. Die Natur hilft mit, dass man sieht, da gibt es Werden und Vergehen. Das hat auch einen Sinn gehabt. Da kann wieder was Neues wachsen. Da gibt es wieder Licht. Insofern kann der Wald immer auch ein Lehrmeister sein."
Nach dem Regen bricht auch schnell wieder die Sonne durch. Wasser steht auf den Wegen. Aber es trocknet schnell. Unter den Blättern flitzen Mäuse. Kinder spielen am Waldrand. Die Wiese leuchtet im Sonnenlicht.
Wolfgang Götz: "Wald ist allemal positiv..So ein Filter, der vieles auch abhält vom Negativen. Es kommt darauf an wie das eigene Leben weiterläuft. Das kann man nicht sehen, wie lange man das machen kann. Wenn es zum Beispiel nicht mehr möglich ist, das ich den Berg rauf und runter komme, dann hört diese Art des Lebens auf."