"Ich konnte mir eben auch einen ganz anderen Film vorstellen“
Die Regisseurin Margarethe von Trotta will sich in ihrer Arbeit nicht nur auf politische oder historische Themen konzentrieren. Mit ihrem neuen Film "Ich bin die Andere" wolle sie "einfach mal zeigen: Es gibt viele, viele Nuancen", sagte die frühere Schauspielerin. Man versuche immer, sie festzulegen: "Entweder bin ich die Emanze, oder ich bin nur die Gefühlvolle - oder ich bin die politische und historische Filmmacherin."
Matthias Hanselmann: Ein herzlich Willkommen im Radiofeuilleton, Margarethe von Trotta. Guten Tag.
Margarethe von Trotta: Guten Tag.
Hanselmann: Wie geht es Ihnen am Tag des Kinostarts Ihres neuen Films "Ich bin die Andere", sind Sie nach all den Jahren als Schauspielerin und Regisseurin noch aufgeregt, nervös?
Von Trotta: Ja natürlich. Ich hoffe, das bleibt auch so. Ich denke immer, wenn ich merke, dass ich nicht mehr nervös bin, dann ist es wirklich vorbei. Also ich erhalte mir das auch gerne.
Hanselmann: "Ich bin die Andere" ist die Verfilmung des ersten und einzigen Romans von Peter Märthesheimer. Er selbst hat das Drehbuch geschrieben, wieder mit Pea Fröhlich, mit der er unzählige Werke verfasst hat. Vor zwei Jahren ist Peter Märthesheimer verstorben. Wann haben Sie, Frau von Trotta, das Buch gelesen?
Von Trotta: Oh, ich habe das ein Jahr, bevor er gestorben ist, gelesen. Markus Zimmer, der Produzent von Concorde Film, hat es mir gegeben und gefragt, ob ich damit etwas anfangen könnte. Und da ich den Peter schon ewig lange kenne - wir haben uns '69 kennen gelernt, beim WDR, als er noch Redakteur war und ich Schauspielerin und damals mit Klaus Lemke zusammen "Die Brandstifter" machte, und da haben wir uns schon gut verstanden.
Also als der Markus Zimmer mir das Drehbuch gab, war ich irgendwie schon vorprogrammiert, dass ich das gut finden würde, weil ich den Peter mochte. Und ich habe ihn dann auch später mit Fassbinder - und für Fassbinder hat er viele Drehbücher geschrieben - auch immer wieder mal getroffen. Und die Pea mochte ich auch sehr. Also ich war sozusagen voreingenommen in positiver Weise. Und ich suchte etwas, nach "Rosenstraße", was nichts mit Historie und Politik und so im direkten Sinne zu tun hat, und auch deswegen schon voreingenommen, ja, weil, das Buch ist ja nun wirklich etwas ganz anderes, und ich habe mir eben auch einen ganz anderen Film vorstellen können.
Hanselmann: Sie haben aber dem Stoff natürlich nicht blind vertraut, Sie haben das Buch gelesen. Was hat Sie so fasziniert am Thema von "Ich bin die Andere"?
Von Trotta: Na ja, in meinen vorhergehenden Filmen habe ich ja auch oft zwei oder drei Frauen benutzt, oder gebraucht, um eine Figur darzustellen. Also gerade, wenn man an meinen allerersten Film denkt, "Das Zweite Erwachen der Christa Klages", da waren alle drei Frauen, hätten auch Stationen aus einem einzigen Leben sein können. Ja und das kann ich also ... bei einem anderen Film auch. Und da auf einmal hatte ich ein Buch, wo zwar mehrere Personen, aber in einer Person vereint waren. Und das fand ich irgendwie eine sehr schöne Abwandlung.
Hanselmann: Diese gespaltene oder multiple Persönlichkeit, die Katja Riemann verkörpert, also zwischen der erfolgreichen, coolen Rechtsanwältin und der sich prostituierenden Frau, steht die für etwas, das sich in der heutigen Gesellschaft abspielt? Ist sie irgendwie Ausdruck unserer Zeit?
Von Trotta: Das müssen die anderen beurteilen. Ich habe eher gedacht, dass dieser Wunsch in vielen - also insofern ist sie ja gar nicht so anders wie der Mann, der sich dann in sie verliebt, der auch sehr erfolgreich ist, und eigentlich ein Workaholic und sehr früh zu Erfolg gekommen ist - er hat zwar eine Freundin, aber das ist nicht so wichtig - und der auf einmal merkt, dass es vielleicht da auch noch Abgründe gibt, die er gerne kennen lernen würde, in sich selbst.
Und dann trifft er auf diese Frau, die das ebenso verkörpert, also die auch im Leben eigentlich so, im normalen Leben, eine sehr erfolgreiche, fast kühle Person ist, und die er aber auf eine andere Weise kennen lernt. Und das ist, plötzlich wird das wie ein Spiegel für ihn, oder ein Spiegel für seine Wünsche.
Hanselmann: Aber er, der Jungarchitekt Fabry, von dem Sie eben gesprochen haben, gespielt von August Diehl, ist doch irgendwie auch ein hoffnungsloser Romantiker. Er will sie auf jeden Fall heiraten, über alle Schwierigkeiten hinweg. Den Schluss wollen wir jetzt noch nicht verraten. Aber er ist ja nun keine gespaltene Persönlichkeit, er ist ein romantischer Mann, der sich verliebt, sowohl in, sagen wir einmal, das Sexmonster, als auch in die erfolgreiche Frau.
Von Trotta: Ja, aber gleichzeitig, wenn man sich in jemanden verliebt, trifft man doch da irgendein Echo, was man in sich selber wieder findet, weil, sonst hätte man ja gar keinen Zugang. Und ich denke, das ist, dass er an einen Punkt angekommen ist, wo er sich auch verlieren will. Das kann man Romantik nennen, die Romantiker wollten ja auch bis auf den Grund ihrer selbst gehen.
Hanselmann: Ich will Sie durch meine Fragen nur langsam in die Richtung bugsieren, dass ich jetzt die entscheidende Stelle, nämlich: Wie viel hat der Film mit Ihnen zu tun, Frau von Trotta?
Von Trotta: Oh, das ist eine schwere Frage. Also ich habe mich in allen Frauen wieder erkannt, nur dass ich - also der Unterschied zu einer multiplen Persönlichkeit ist ja, dass die voneinander nicht wissen, und ich weiß ein bisschen zu viel von mir selber, glaube ich.
Hanselmann: Sie haben in vielen ihrer Filme ja auch und besonders das Politische inszeniert. Das bleibt diesmal außen vor. Ist jetzt Margarethe von Trotta auch eine andere?
Von Trotta: Na ja, ich wollte einmal zeigen, dass ich nicht nur immer - weil, man versucht ja immer mich so festzulegen. Entweder bin ich die Emanze, oder ich bin nur die Gefühlvolle - oder ich bin die politische und historische Filmmacherin. Also einfach mal zu zeigen: Es gibt viele, viele Nuancen. Und auch weil es mir Spaß gemacht hat, einfach das zu drehen, und auch mit einem neuem Kameramann, Axel Block, der wunderschöne Bilder, finde ich, gefunden hat. Und dann natürlich die Kontinuität, von "Rosenstraße" hinüber springen zu diesem Film, ist Katja Riemann, weil, mit der habe ich sehr schön gearbeitet und wir haben uns sehr gemocht und sehr vertraut. Und deswegen war es mir auch wichtig, dass ich mit ihr weiter arbeiten konnte.
Hanselmann: Katja Riemann hat für ihre Rolle in "Rosenstraße" in Venedig die Trophäe für die beste Schauspielerin erhalten, im Jahr 2003. Aber was hat sie sonst bewogen, Katja Riemann zu besetzen?
Von Trotta: Wir hatten mit Goethe eine Retrospektive in Mexiko. Und da ist sie mitgekommen, weil auch Rosenstraße gezeigt wurde. Und an einem Abend habe ich ihr die Geschichte erzählt und war noch gar nicht so sicher, in welche Richtung ich besetzen würde. Und sie sagte, sie hätte sich mit dem Thema schon sehr beschäftigt gehabt, also sie war hochinteressiert. Eigentlich war nämlich das Buch für eine jüngere Frau geschrieben und der Mann, der jetzt von August Diehl gespielt wird, sollte so 45 sein, 40, 45. Und wir haben es dann genau umgedreht. Und dann habe ich ihr einfach so spontan gesagt, wenn Du das spielen würdest, dann würde ich mich sicherer fühlen. Und sie war natürlich gleich begeistert, dass man das zusammen macht. So einfach war das.
Hanselmann: Da wurden ja schon Stimmen laut, habe ich gelesen: Warum hat sie nicht Barbara Auer die Hauptrolle gegeben, die ja eine Nebenrolle spielt in ihrem Film?
Von Trotta: Ja, warum? Ich meine die Barbara Auer ist wunderbar und ist eine tolle Schauspielerin. Aber ich fand, gerade wenn man Katja kennt, die auch sehr viele Gesichter hat und auch singt und ... - also sie hat so viele Gesichter für mich und ist auch so impulsiv und kann also so von einer Stimmung in die andere sehr schnell hinüberwechseln. Insofern fand ich das für sie die richtige Rolle.
Hanselmann: Frau von Trotta, ich möchte noch einmal kurz zu Peter Märthesheimer kommen. Wir haben vorhin gesagt, vor zwei Jahren ist er gestorben. Der Film ist im Abspann Peter Märthesheimer gewidmet, von dem auch das Buch stammt. Welche Beziehung hatten Sie zu ihm?
Von Trotta: Ja, wir haben uns immer einmal wieder gesehen, ich habe ihn sehr gemocht. Ich habe auch das, was er geschrieben hat für Fassbinder, gemocht. Aber wir haben uns - als wir uns ja ein Jahr bevor er starb, wegen dieses Buches noch einmal getroffen haben, hatten wir beide das Gefühl, das ist jetzt so eine erneute Annäherung, nach so viel Zeit, die dazwischen vergangen ist. Und drei Wochen vor seinem Tod habe ich noch einen Karte von ihm bekommen, wie sehr er sich auf diesen Film freut. Weil, er war davon ausgegangen, dass die FFA den fördern würde. Und dann haben wir den - ich war gerade in Italien, da haben wir die Nachricht bekommen, dass die FFA den nicht fördern, also sein Drehbuch nicht fördern wollte.
Und das hat ihn wahnsinnig gekränkt, oder muss ihn sehr gekränkt haben, so stelle ich mir das jedenfalls vor. Wir haben die Nachricht am Morgen bekommen und am Mittag ist er an einem Herzinfarkt gestorben. Also irgendeinen Zusammenhang muss ich darin sehen. Er wusste in dem Moment nicht, dass der Film überhaupt zustande kommen könnte. Und als wir ihn dann haben machen können, fand ich, das mussten wir ihm im Nachhinein widmen. Und ich hoffe ja auch, dass irgendetwas davon bei ihm ankommt. Jetzt einmal ganz romantisch auch wieder gesprochen.
Hanselmann: Frau von Trotta, letzte Frage: Warum soll man "Ich bin die Andere" anschauen?
Von Trotta: Weil vielleicht jeder auch einmal ein anderer sein möchte.
Hanselmann: Ich bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch.
Von Trotta: Ich danke auch.
Margarethe von Trotta: Guten Tag.
Hanselmann: Wie geht es Ihnen am Tag des Kinostarts Ihres neuen Films "Ich bin die Andere", sind Sie nach all den Jahren als Schauspielerin und Regisseurin noch aufgeregt, nervös?
Von Trotta: Ja natürlich. Ich hoffe, das bleibt auch so. Ich denke immer, wenn ich merke, dass ich nicht mehr nervös bin, dann ist es wirklich vorbei. Also ich erhalte mir das auch gerne.
Hanselmann: "Ich bin die Andere" ist die Verfilmung des ersten und einzigen Romans von Peter Märthesheimer. Er selbst hat das Drehbuch geschrieben, wieder mit Pea Fröhlich, mit der er unzählige Werke verfasst hat. Vor zwei Jahren ist Peter Märthesheimer verstorben. Wann haben Sie, Frau von Trotta, das Buch gelesen?
Von Trotta: Oh, ich habe das ein Jahr, bevor er gestorben ist, gelesen. Markus Zimmer, der Produzent von Concorde Film, hat es mir gegeben und gefragt, ob ich damit etwas anfangen könnte. Und da ich den Peter schon ewig lange kenne - wir haben uns '69 kennen gelernt, beim WDR, als er noch Redakteur war und ich Schauspielerin und damals mit Klaus Lemke zusammen "Die Brandstifter" machte, und da haben wir uns schon gut verstanden.
Also als der Markus Zimmer mir das Drehbuch gab, war ich irgendwie schon vorprogrammiert, dass ich das gut finden würde, weil ich den Peter mochte. Und ich habe ihn dann auch später mit Fassbinder - und für Fassbinder hat er viele Drehbücher geschrieben - auch immer wieder mal getroffen. Und die Pea mochte ich auch sehr. Also ich war sozusagen voreingenommen in positiver Weise. Und ich suchte etwas, nach "Rosenstraße", was nichts mit Historie und Politik und so im direkten Sinne zu tun hat, und auch deswegen schon voreingenommen, ja, weil, das Buch ist ja nun wirklich etwas ganz anderes, und ich habe mir eben auch einen ganz anderen Film vorstellen können.
Hanselmann: Sie haben aber dem Stoff natürlich nicht blind vertraut, Sie haben das Buch gelesen. Was hat Sie so fasziniert am Thema von "Ich bin die Andere"?
Von Trotta: Na ja, in meinen vorhergehenden Filmen habe ich ja auch oft zwei oder drei Frauen benutzt, oder gebraucht, um eine Figur darzustellen. Also gerade, wenn man an meinen allerersten Film denkt, "Das Zweite Erwachen der Christa Klages", da waren alle drei Frauen, hätten auch Stationen aus einem einzigen Leben sein können. Ja und das kann ich also ... bei einem anderen Film auch. Und da auf einmal hatte ich ein Buch, wo zwar mehrere Personen, aber in einer Person vereint waren. Und das fand ich irgendwie eine sehr schöne Abwandlung.
Hanselmann: Diese gespaltene oder multiple Persönlichkeit, die Katja Riemann verkörpert, also zwischen der erfolgreichen, coolen Rechtsanwältin und der sich prostituierenden Frau, steht die für etwas, das sich in der heutigen Gesellschaft abspielt? Ist sie irgendwie Ausdruck unserer Zeit?
Von Trotta: Das müssen die anderen beurteilen. Ich habe eher gedacht, dass dieser Wunsch in vielen - also insofern ist sie ja gar nicht so anders wie der Mann, der sich dann in sie verliebt, der auch sehr erfolgreich ist, und eigentlich ein Workaholic und sehr früh zu Erfolg gekommen ist - er hat zwar eine Freundin, aber das ist nicht so wichtig - und der auf einmal merkt, dass es vielleicht da auch noch Abgründe gibt, die er gerne kennen lernen würde, in sich selbst.
Und dann trifft er auf diese Frau, die das ebenso verkörpert, also die auch im Leben eigentlich so, im normalen Leben, eine sehr erfolgreiche, fast kühle Person ist, und die er aber auf eine andere Weise kennen lernt. Und das ist, plötzlich wird das wie ein Spiegel für ihn, oder ein Spiegel für seine Wünsche.
Hanselmann: Aber er, der Jungarchitekt Fabry, von dem Sie eben gesprochen haben, gespielt von August Diehl, ist doch irgendwie auch ein hoffnungsloser Romantiker. Er will sie auf jeden Fall heiraten, über alle Schwierigkeiten hinweg. Den Schluss wollen wir jetzt noch nicht verraten. Aber er ist ja nun keine gespaltene Persönlichkeit, er ist ein romantischer Mann, der sich verliebt, sowohl in, sagen wir einmal, das Sexmonster, als auch in die erfolgreiche Frau.
Von Trotta: Ja, aber gleichzeitig, wenn man sich in jemanden verliebt, trifft man doch da irgendein Echo, was man in sich selber wieder findet, weil, sonst hätte man ja gar keinen Zugang. Und ich denke, das ist, dass er an einen Punkt angekommen ist, wo er sich auch verlieren will. Das kann man Romantik nennen, die Romantiker wollten ja auch bis auf den Grund ihrer selbst gehen.
Hanselmann: Ich will Sie durch meine Fragen nur langsam in die Richtung bugsieren, dass ich jetzt die entscheidende Stelle, nämlich: Wie viel hat der Film mit Ihnen zu tun, Frau von Trotta?
Von Trotta: Oh, das ist eine schwere Frage. Also ich habe mich in allen Frauen wieder erkannt, nur dass ich - also der Unterschied zu einer multiplen Persönlichkeit ist ja, dass die voneinander nicht wissen, und ich weiß ein bisschen zu viel von mir selber, glaube ich.
Hanselmann: Sie haben in vielen ihrer Filme ja auch und besonders das Politische inszeniert. Das bleibt diesmal außen vor. Ist jetzt Margarethe von Trotta auch eine andere?
Von Trotta: Na ja, ich wollte einmal zeigen, dass ich nicht nur immer - weil, man versucht ja immer mich so festzulegen. Entweder bin ich die Emanze, oder ich bin nur die Gefühlvolle - oder ich bin die politische und historische Filmmacherin. Also einfach mal zu zeigen: Es gibt viele, viele Nuancen. Und auch weil es mir Spaß gemacht hat, einfach das zu drehen, und auch mit einem neuem Kameramann, Axel Block, der wunderschöne Bilder, finde ich, gefunden hat. Und dann natürlich die Kontinuität, von "Rosenstraße" hinüber springen zu diesem Film, ist Katja Riemann, weil, mit der habe ich sehr schön gearbeitet und wir haben uns sehr gemocht und sehr vertraut. Und deswegen war es mir auch wichtig, dass ich mit ihr weiter arbeiten konnte.
Hanselmann: Katja Riemann hat für ihre Rolle in "Rosenstraße" in Venedig die Trophäe für die beste Schauspielerin erhalten, im Jahr 2003. Aber was hat sie sonst bewogen, Katja Riemann zu besetzen?
Von Trotta: Wir hatten mit Goethe eine Retrospektive in Mexiko. Und da ist sie mitgekommen, weil auch Rosenstraße gezeigt wurde. Und an einem Abend habe ich ihr die Geschichte erzählt und war noch gar nicht so sicher, in welche Richtung ich besetzen würde. Und sie sagte, sie hätte sich mit dem Thema schon sehr beschäftigt gehabt, also sie war hochinteressiert. Eigentlich war nämlich das Buch für eine jüngere Frau geschrieben und der Mann, der jetzt von August Diehl gespielt wird, sollte so 45 sein, 40, 45. Und wir haben es dann genau umgedreht. Und dann habe ich ihr einfach so spontan gesagt, wenn Du das spielen würdest, dann würde ich mich sicherer fühlen. Und sie war natürlich gleich begeistert, dass man das zusammen macht. So einfach war das.
Hanselmann: Da wurden ja schon Stimmen laut, habe ich gelesen: Warum hat sie nicht Barbara Auer die Hauptrolle gegeben, die ja eine Nebenrolle spielt in ihrem Film?
Von Trotta: Ja, warum? Ich meine die Barbara Auer ist wunderbar und ist eine tolle Schauspielerin. Aber ich fand, gerade wenn man Katja kennt, die auch sehr viele Gesichter hat und auch singt und ... - also sie hat so viele Gesichter für mich und ist auch so impulsiv und kann also so von einer Stimmung in die andere sehr schnell hinüberwechseln. Insofern fand ich das für sie die richtige Rolle.
Hanselmann: Frau von Trotta, ich möchte noch einmal kurz zu Peter Märthesheimer kommen. Wir haben vorhin gesagt, vor zwei Jahren ist er gestorben. Der Film ist im Abspann Peter Märthesheimer gewidmet, von dem auch das Buch stammt. Welche Beziehung hatten Sie zu ihm?
Von Trotta: Ja, wir haben uns immer einmal wieder gesehen, ich habe ihn sehr gemocht. Ich habe auch das, was er geschrieben hat für Fassbinder, gemocht. Aber wir haben uns - als wir uns ja ein Jahr bevor er starb, wegen dieses Buches noch einmal getroffen haben, hatten wir beide das Gefühl, das ist jetzt so eine erneute Annäherung, nach so viel Zeit, die dazwischen vergangen ist. Und drei Wochen vor seinem Tod habe ich noch einen Karte von ihm bekommen, wie sehr er sich auf diesen Film freut. Weil, er war davon ausgegangen, dass die FFA den fördern würde. Und dann haben wir den - ich war gerade in Italien, da haben wir die Nachricht bekommen, dass die FFA den nicht fördern, also sein Drehbuch nicht fördern wollte.
Und das hat ihn wahnsinnig gekränkt, oder muss ihn sehr gekränkt haben, so stelle ich mir das jedenfalls vor. Wir haben die Nachricht am Morgen bekommen und am Mittag ist er an einem Herzinfarkt gestorben. Also irgendeinen Zusammenhang muss ich darin sehen. Er wusste in dem Moment nicht, dass der Film überhaupt zustande kommen könnte. Und als wir ihn dann haben machen können, fand ich, das mussten wir ihm im Nachhinein widmen. Und ich hoffe ja auch, dass irgendetwas davon bei ihm ankommt. Jetzt einmal ganz romantisch auch wieder gesprochen.
Hanselmann: Frau von Trotta, letzte Frage: Warum soll man "Ich bin die Andere" anschauen?
Von Trotta: Weil vielleicht jeder auch einmal ein anderer sein möchte.
Hanselmann: Ich bedanke mich ganz herzlich für das Gespräch.
Von Trotta: Ich danke auch.