"Ich habe meine Chance genutzt"
Negra Li ist Mulattin und Rap-Sängerin - eine Kombination, die in ihrem Heimatland Brasilien nicht gerade Erfolg verspricht. Denn Diskriminierung gegenüber Schwarzen existiert dort immer noch, sagt die Sängerin und Schauspielerin. Ihr Film "Antônia" ist derzeit in den deutschen Kinos zu sehen.
Vila Brasilândia, ein Armen-Viertel im Nordwesten der Millionenstadt Sâo Paulo. Die Fenster der unverputzten Backsteinhäuser sind mit dicken Stahl-Gittern versehen, die Straßen voller Schlaglöcher. Schusswechsel zwischen Gangs sind hier an der Tagesordnung.
Aber die vier jungen Mädchen Preta, Barbarah, Mayah und Lena versuchen dieser Realität zu entfliehen - durch ihre Musik.
Negra Li, die eigentlich Liliana de Carvalho heißt, spielt Preta, die einzige der vier, die es letztendlich schafft, aus dem Vorstadt-Milieu herauszukommen.
"Das war sehr interessant für mich, die schwarze Frau und den Hip-Hop in den Randbezirken repräsentieren zu dürfen. Diese Musik war immer sehr marginalisiert, die Leute dachten, es gehe immer nur um Kriminalität. Aber so ist es nicht! Frauen singen zum Beispiel auch, sie haben etwas zu sagen, und das zeigt der Film, das Universum der Frauen im Hip-Hop."
Negra Li ist gerade zu Besuch in Berlin, um ihren Film und ihre Musik vorzustellen. Auf dem Schoß der 30-Jährigen sitzt ihre sechs Monate alte Tochter. Eine Miniatur-Ausgabe der Mutter mit ihrer braunen Haut und den schwarzen Krauslocken. Negra Li, 1,60 Meter groß, schmal, ganz in schwarz gekleidet, beißt genüsslich in ein Croissant, das ihr Mann – ebenfalls Musiker – ihr geholt hat. Brasilândia, ja, das Viertel in Sâo Paulo kenne sie sehr gut. Sie ist dort aufgewachsen.
"Vila Brasilândia wurde bekannt als das gewalttätigste Viertel in Sâo Paulo. Heute hat es nicht mehr diesen Ruf. Aber in meiner Kindheit erlebte ich dort viele Schusswechsel, sah Körper, die auf dem Boden lagen. Aber dank meiner Erziehung habe ich auch eine Welt außerhalb dieses Viertels erlebt. Ich habe viele Freunde verloren, die ermordet wurden, das war nicht einfach. Was ich dort erreicht habe, ist außergewöhnlich."
Liedtext:
"Ich bin Negra livre
Eine freie Schwarze
Ich bin zu Fuß hierher gekommen
Um aus der Reihe zu tanzen
Um etwas loszulösen
Um aufzuwecken."
Dank ihrer Mutter sei sie so weit gekommen, meint Negra Li. Obwohl sie das fünfte Kind war, habe ihre Mutter sie immer unterstützt.
"Sie hat mir viel Kraft gegeben für alles, was ich machen wollte und hat mir das auch finanziell ermöglicht. Sie hat Theaterkurse bezahlt, mich mit zwölf Jahren zu Modeschauen begleitet, an denen ich teilgenommen habe. Und als ich ihr dann später etwas zurückzahlen wollte, sagte sie: 'Wenn du deine Sachen zahlst, dann hilfst du mir schon sehr.'"
Damals hing Negra Li jede freie Minute am Radio, um den Liedern berühmter Popstars zu lauschen.
"Das war ein super kleines Radio, das mein Vater zum Wecken benutzte, das war wirklich lustig. Und wenn er weg war, nutzte ich das aus, um Songs von Mariah Carey, Withney Houston oder Patricia Max zu imitieren, romantische Musik, die hat mir immer gefallen."
Ähnlich wie im Film "Antônia" hat Negra Li mit 16 begonnen zu singen - zunächst im Background einer Rapper-Band. Eine Ausnahme im männerdominierten Hip-Hop-Universum.
"Das war eine der wenigen Gruppen, die Frauen überhaupt erlaubten mitzumachen. Deswegen wurde ich dann später auch von anderen, bekannteren Bands eingeladen, und jetzt konzentriere ich mich auf meine Solo-Karriere."
Emanzipation, die sei in Brasilien immer noch nicht wirklich angekommen, obwohl sich in den letzten Jahren schon viel verändert habe. Sowohl im Hip-Hop als auch im normalen Alltag, sagt die hübsche junge Frau, die als Kind eigentlich Model werden wollte.
"Frauen nehmen immer mehr ihren Platz ein in unserer Gesellschaft. Aber ich finde, das hängt auch sehr von uns selbst ab. Ich zum Beispiel habe schon immer versucht, meine Träume zu realisieren, habe mein Talent genutzt, das Gott mir geschenkt hat. Aber ich habe auch meine Chance genutzt, aber es gibt viele, die diese Chance gar nicht erst bekommen."
Von der Musik kann Negra Li heute leben. Und auch mit der Schauspielerei gehe es weiter. Zuletzt stand sie bei den Dreharbeiten für "400 gegen einen" vor der Kamera. Dieser Film des Brasilianers Caco Souza erzählt vom Comando Vermelho, einer Verbrecherorganisation, die aus einer Widerstandsgruppe politischer Häftlinge im Gefängnis von Rio entstand.
"Aber von solchen Filmprojekten kann man in Brasilien nicht leben. Für Telenovelas, ja, da gibt es Geld, aber nicht für solche ambitionierten Filme, die machen wir aus Liebe."
Service:
Mehr Informationen über den Film Antonia, in welchem Negra Li zu sehen ist, finden Sie unter: www.antonia-derfilm.de
Aber die vier jungen Mädchen Preta, Barbarah, Mayah und Lena versuchen dieser Realität zu entfliehen - durch ihre Musik.
Negra Li, die eigentlich Liliana de Carvalho heißt, spielt Preta, die einzige der vier, die es letztendlich schafft, aus dem Vorstadt-Milieu herauszukommen.
"Das war sehr interessant für mich, die schwarze Frau und den Hip-Hop in den Randbezirken repräsentieren zu dürfen. Diese Musik war immer sehr marginalisiert, die Leute dachten, es gehe immer nur um Kriminalität. Aber so ist es nicht! Frauen singen zum Beispiel auch, sie haben etwas zu sagen, und das zeigt der Film, das Universum der Frauen im Hip-Hop."
Negra Li ist gerade zu Besuch in Berlin, um ihren Film und ihre Musik vorzustellen. Auf dem Schoß der 30-Jährigen sitzt ihre sechs Monate alte Tochter. Eine Miniatur-Ausgabe der Mutter mit ihrer braunen Haut und den schwarzen Krauslocken. Negra Li, 1,60 Meter groß, schmal, ganz in schwarz gekleidet, beißt genüsslich in ein Croissant, das ihr Mann – ebenfalls Musiker – ihr geholt hat. Brasilândia, ja, das Viertel in Sâo Paulo kenne sie sehr gut. Sie ist dort aufgewachsen.
"Vila Brasilândia wurde bekannt als das gewalttätigste Viertel in Sâo Paulo. Heute hat es nicht mehr diesen Ruf. Aber in meiner Kindheit erlebte ich dort viele Schusswechsel, sah Körper, die auf dem Boden lagen. Aber dank meiner Erziehung habe ich auch eine Welt außerhalb dieses Viertels erlebt. Ich habe viele Freunde verloren, die ermordet wurden, das war nicht einfach. Was ich dort erreicht habe, ist außergewöhnlich."
Liedtext:
"Ich bin Negra livre
Eine freie Schwarze
Ich bin zu Fuß hierher gekommen
Um aus der Reihe zu tanzen
Um etwas loszulösen
Um aufzuwecken."
Dank ihrer Mutter sei sie so weit gekommen, meint Negra Li. Obwohl sie das fünfte Kind war, habe ihre Mutter sie immer unterstützt.
"Sie hat mir viel Kraft gegeben für alles, was ich machen wollte und hat mir das auch finanziell ermöglicht. Sie hat Theaterkurse bezahlt, mich mit zwölf Jahren zu Modeschauen begleitet, an denen ich teilgenommen habe. Und als ich ihr dann später etwas zurückzahlen wollte, sagte sie: 'Wenn du deine Sachen zahlst, dann hilfst du mir schon sehr.'"
Damals hing Negra Li jede freie Minute am Radio, um den Liedern berühmter Popstars zu lauschen.
"Das war ein super kleines Radio, das mein Vater zum Wecken benutzte, das war wirklich lustig. Und wenn er weg war, nutzte ich das aus, um Songs von Mariah Carey, Withney Houston oder Patricia Max zu imitieren, romantische Musik, die hat mir immer gefallen."
Ähnlich wie im Film "Antônia" hat Negra Li mit 16 begonnen zu singen - zunächst im Background einer Rapper-Band. Eine Ausnahme im männerdominierten Hip-Hop-Universum.
"Das war eine der wenigen Gruppen, die Frauen überhaupt erlaubten mitzumachen. Deswegen wurde ich dann später auch von anderen, bekannteren Bands eingeladen, und jetzt konzentriere ich mich auf meine Solo-Karriere."
Emanzipation, die sei in Brasilien immer noch nicht wirklich angekommen, obwohl sich in den letzten Jahren schon viel verändert habe. Sowohl im Hip-Hop als auch im normalen Alltag, sagt die hübsche junge Frau, die als Kind eigentlich Model werden wollte.
"Frauen nehmen immer mehr ihren Platz ein in unserer Gesellschaft. Aber ich finde, das hängt auch sehr von uns selbst ab. Ich zum Beispiel habe schon immer versucht, meine Träume zu realisieren, habe mein Talent genutzt, das Gott mir geschenkt hat. Aber ich habe auch meine Chance genutzt, aber es gibt viele, die diese Chance gar nicht erst bekommen."
Von der Musik kann Negra Li heute leben. Und auch mit der Schauspielerei gehe es weiter. Zuletzt stand sie bei den Dreharbeiten für "400 gegen einen" vor der Kamera. Dieser Film des Brasilianers Caco Souza erzählt vom Comando Vermelho, einer Verbrecherorganisation, die aus einer Widerstandsgruppe politischer Häftlinge im Gefängnis von Rio entstand.
"Aber von solchen Filmprojekten kann man in Brasilien nicht leben. Für Telenovelas, ja, da gibt es Geld, aber nicht für solche ambitionierten Filme, die machen wir aus Liebe."
Service:
Mehr Informationen über den Film Antonia, in welchem Negra Li zu sehen ist, finden Sie unter: www.antonia-derfilm.de