"Ich habe dieses Geschäft tatsächlich drauf"

    Von Peter Marx · 12.09.2013
    Schon bevor Steffen Bockhahn vor vier Jahren in den Bundestag einzog, war er aufgrund seiner langjährigen Parteiarbeit bekannt wie ein bunter Hund. Nun hofft er auf eine "Vertragsverlängerung" in Berlin.
    Den Mecklenburgern wird gerne nachgesagt, dass sie wortkarg sind und sie immer etwas länger brauchen, um Gedanken, Aufgaben, Veränderungen zu erfassen. Mag sein, dass diese Beschreibung auf viele Einheimische zutrifft, auf Steffen Bockhahn ganz sicher nicht. Der 34-Jährige, der bei einem Privatradio volontierte und als Nachrichtensprecher und Moderator sein erstes Geld verdiente, redet auch ohne Rotlicht schnell und meistens in vollständigen Sätzen, ganz gleich ob er sich über die Geheimdienste aufregt oder die leeren Kassen seiner Heimatstadt Rostock erläutert.

    Doch zunächst war ein Gefühl da, ein Gefühl von …

    "‘Glaub ich nicht‘. Das zu realisieren, dass das tatsächlich geklappt hat, in den Bundestag gewählt worden zu sein, das hat schon ein paar Tage und Wochen gedauert. Das war erstmal ein bisschen Film, aber es ist relativ schnell zum arbeitsintensiven Alltag geworden."

    Bockhahn war zwar 2009 in der Bundestagsfraktion der Linken ein Neuling, aber trotzdem schon bekannt wie ein bunter Hund.

    "Denn ich bin inzwischen auch schon 18 Jahre in der Partei, vorher in der PDS und jetzt in der Linken. Bin auch 2009 Landesvorsitzender geworden in MV, habe das dann drei Jahre gemacht und da hat man dann auch etwas Gewicht und dann auch ein Stück weit dazu, dass man als direkt Gewählter auch noch mal unausgesprochen, aber manchmal spürbar doch ein gewisses Gewicht hat."

    "Direkt gewählt", diese Worte betont Bockhahn gerne, so als würde er bis heute noch darüber rätseln, was ihm vor vier Jahren im Rostocker Wahlkreis 14 gelungen ist. "Eine Überraschung, eine Sensation" lauteten damals die Kommentare in den Zeitungen. Und jetzt? Bockhahn fährt sich über seinen Drei-Tage-Bart, lächelt spitzbübisch:

    "Ich habe großes Interesse daran, wie ich mit einem Augenzwinkern immer sage, eine Vertragsverlängerung zu bekommen, denn ich habe jetzt dieses Geschäft tatsächlich drauf. Und ich glaube, dass ich in den letzten vier Jahren das eine oder andere tatsächlich auf den Weg bringen konnte. Das betrifft Mehrgenerationen-Häuser, das betrifft die Instandsetzung von Schiffen für die Bundespolizei in Rostock und ein paar Sachen mehr."

    Steffen Bockhahn wird wahrgenommen in Rostock, wenn auch mehr als Mitglied des Stadtparlamentes und weniger als Bundespolitiker. In beiden Parlamenten ist er im Haushaltsauschuss, was er als "großen Gewinn" bezeichnet:

    "Zum einen kann ich in Rostock sagen, passt mal auf im Bund entwickelt sich, das was die Finanzausstattung für diese oder jene Aufgabe betrifft, gerade in diese oder jene Richtung. Da müssen wir ein bisschen aufpassen oder da können wir uns auf was freuen. Und auf der anderen Seite kann ich im Haushaltsausschuss, wenn es um solche Vorhaben geht, mal ganz konkret vorrechnen, was das für eine Stadt wie Rostock bedeutet. Weil ich da einfach die Zahlen im Kopf habe, weil ich dabei bin."

    In seinem Wahlkampfbüro in der Rostocker Innenstadt isst er zusammen mit seinen Mitarbeitern zu Mittag. Einziges Thema: der Wahlkampf. Mehr digital, mehr klassisch? Bockhahn, der in Twitter und Facebook vertreten ist, ist altersbedingt mehr dem Digitalen zugewandt, seine Wähler, meistens deutlich älter als er, dagegen nicht. Also?

    "Deswegen wird es in meinem Wahlkampf natürlich auch eine starke Betonung der digitalen Medien geben. Dann müssen auch die klassischen Flugblätter und Plakate sein, ohne die geht es nicht."

    Kurz vor der nächsten Bundestagswahl leistet sich Steffen Bockhahn zweimal einen Rückblick auf die vergangenen Jahre als Abgeordneter. Der erste Rückblick gilt seinen über 24 Reden vor dem Parlament:

    "Die ersten zwei Reden - habe versucht sie abzulesen. Das hat überhaupt nicht funktioniert, weil meine Knie so geschlackert haben, was sonst bei mir nicht so oft passiert."

    Der zweite Rückblick gilt seinen Kollegen und Mitarbeitern:

    "Ich habe gelernt, dass es ein unglaublich professionelles Parlament ist. Es ist, glaube ich, eine der wichtigsten Erfahrungen für mich in den ersten vier Jahren, dass man ohne gute und fleißige Mitarbeiter wirklich völlig aufgeschmissen ist, weil man es alleine schlicht nicht schaffen kann."

    Links:
    Homepage von Steffen Bockhahn
    Steffen Bockhahn auf Facebookund auf Twitter
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