Ich bin Frankfurter

Von Eva Raisig · 01.02.2013
Der Ossi aus Frankfurt (Oder) fügt das "Oder" mit an, wird er nach seinem Wohnort gefragt. Der Wessi aus Frankfurt am Main lässt den Zusatz weg - warum eigentlich?
Nina Gorgus: "Frankfurt ist Frankfurt und das ist Frankfurt am Main."

Gerhard Raisig: "Frankfurt."

Johnny Klinke: "Na Frankfurt!"

Gut, gut, das wissen wir nun. Aber zwecks besserer Unterscheidung von dem an der Oder nicht vielleicht doch Frankfurt am Main?

Gerhard Raisig: "Nein, das sagt niemand in Frankfurt am Main, weil Frankfurt (Oder) ist für uns so weit weg, dass wir das nicht miteinander vergleichen und keine Verwechslung befürchten. Was in Berlin vielleicht anders ist. Wenn man in Berlin Frankfurt sagt und Frankfurt an der Oder etwa 80 Kilometer entfernt ist, dann sieht das anders aus. Aber hier in der Mitte Europas, in der Mitte Deutschlands: Wir sagen Frankfurt."

Die allermeisten "Frankfurter vom Main" zumindest. Lage, Größe, Bedeutung - die Begründungen sind vielfältig, die Überzeugung wird aber stets ohne den geringsten Zweifel vorgetragen.

Martin Mosebach: "Ich komm aus Frankfurt am Main. Ich bin in Frankfurt am Main geboren."

Naja, Ausnahmen gibt es immer. Doch meist wird der Fluss unterschlagen.

Nina Gorgus: "Ich geh davon aus, dass Frankfurt sofort mit meinem Frankfurt assoziiert wird."

Martin Mosebach: "Ich finde, das gehört schon zusammen: Frankfurt am Main. Es gibt ja auch noch Frankfurt an der Oder."

In der Tat. Auch wenn es dort nie eine Furt gab. Und es existieren sogar noch zwei andere Frankfurts in Deutschland, von den dutzenden "Frankforts" weltweit ganz zu schweigen. Selbst im Asteroidengürtel unseres Sonnensystems gibt es einen Himmelskörper mit diesem Namen, benannt ist der nach der Mainmetropole. Und auch für die fast 500 Jahre jüngere Stadt an der Oder soll Frankfurt/Main der Namensgeber sein. Ihre Taufpaten: Kaufleute, die - die Mainmetropole als Handelsstadt im Kopf - an der Oder eine Siedlung gründeten. Doch wer weiß das schon?

Also woher nun diese Selbstverständlichkeit, mit der die Bewohner von Frankfurt am Main den kleinen Flusszusatz weglassen, der für Eindeutigkeit sorgen könnte?

Johnny Klinke: "In Frankfurt ist das so. Obwohl ich glaube, Frankfurt (Oder) ist großartig"

Das sei hier schon mal angemerkt, eine arrogante oder gar feinselige Abgrenzung zum anderen Frankfurt, dem an der Oder, weisen alle Frankfurter vom Main weit von sich. Und dass bei der Google-Suche nach dem Stichwort "Frankfurt" erst auf der achtzehnten Seite der Ergebnisse die Stadt an der Oder auftaucht, ist denen da am Main nicht anzukreiden.

Martin Mosebach: ""Es is kaa Stadt uff der weite Welt,
die so merr wie mei Frankfort gefällt,
un es will merr net in mein Kopp enei,
wie kann nor e Mensch net von Frankfort sei!

Was is des Ofebach for e Stadt!
Die hawe´s ganz in der Näh gehat
un hawe´s verbaßt von Aabeginn,
dass se net aach von Frankfort sin."
"

Auf die Nachbarstadt Offebach, die es von Aabeginn verbasst hat, Teil der fabelhaften Stadt Frankfurt zu sein, kommen wir noch zu sprechen. Halten wir mit Friedrich Stoltzes Gedicht aber schon mal ein gewisses Selbstwertgefühl fest. Und Martin Mosebach, er neigt mehr der Prosa zu, deutet uns den Charakter da am Main.

Martin Mosebach: "Es ist eigentlich unmöglich, im Frankfurterischen pathetisch zu sein. Es ist eigentlich unmöglich, im Frankfurterischen sentimental zu sein, was im Kölnischen zum Beispiel so schnell möglich ist. Im richtigen Frankfurterisch schwebt immer so eine kleine Ironie, ein gewisser spöttischer Abstand zu sich selbst."

Den spöttischen Abstand notieren wir ebenfalls und machen uns dann auf den Weg von der Innenstadt auf die andere Mainseite nach Sachsenhausen, also von hibb de Bach nach dribb de Bach. "Drüben des Bachs" steht die wohl berühmteste Ebbelwoi-Kneipe Frankfurts, das "Gemalte Haus".

Bei Handkäs' mit Musik sei die einfache Frage gestellt: Wieso lässt der Frankfurter vom Main seinen Fluss im tagtäglichen Sprachgebrauch hinten überfallen? Ist dieser nicht-genannte Main, von dem manch ein Frankfurter sagt, er sei das wahre Zentrum der Stadt, Zeichen eines besonderen Selbstbewusstseins?

Beim Ebbelwoi nun ein Blick ins Glas und dann in die Vergangenheit. Ins Umland. Und was ist zu sehen? Ein Flickenteppich, eine zerstückelte Region kleiner Fürstentümer und mitten drin: Frankfurt, die freie Reichsstadt. Eine freie Insel zwischen hessischen Fürstentümern! Gut, ein paar andere freie Reichsstädte gibt es noch in der Region, aber keine ist es so lange wie Frankfurt.

Rundherum Untertanen, die ihren Fürsten unterstehen - und Frankfurt dagegen: Ist nur dem Kaiser Rechenschaft schuldig, ist reichsunmittelbar, eine eigene kleine Republik. Da kann schon ein gewisses Selbstwertgefühl heranwachsen. Einer freien Stadt geziemt ein freier Sinn meint später Goethe, den die Stadt ihren Sohn, noch dazu ihren berühmtesten nennt. Und dieser Sohn, so ist zu hören, sei im Übrigen der kleinste gemeinsame Nenner, auf den sich alle Frankfurter einigen könnten.

Nina Gorgus: "Wir nehmen Frankfurt heute als Verkehrsdrehscheibe wahr, das war im Mittelalter auch schon so. Verkehrsdrehscheibe, weil's verschiedene Handelswege hatte wie den Main, verschiedene Straßen und Routen, die einfach Frankfurt kreuzten. Jeder musste durch Frankfurt durch. Also Frankfurt lag meistens aufm Weg."

Bei Kuratorin Nina Gorgus im Historischen Museum kommt auch diese und jene Erinnerung aus der Geschichtsstunde langsam wieder: Frankfurt, die Krönungsstadt der Kaiser und Könige. Die Stadt der Nationalversammlung - der Grundstein für die deutsche Demokratie wurde hier gelegt! Und andernorts wieder zerkloppt. Aber weiter: Frankfurt, die Bücherstadt, die Messestadt, die Börsenstadt, die Handelsmetropole. Bunt gemischtes Zusammenleben auf engem Raum, umschlossen von der mittelalterlichen Stadtmauer. Eine große jüdische Gemeinde, Calvinisten und Hugenotten, durchreisende Händler und Kaufleute, eine gewisse Weltläufigkeit zweifellos. Kurzum und also: Lange keine Herrscher, dafür durch und durch eine Bürgerstadt mit Freiheiten, von denen das bäuerliche Umland nur träumen konnte. Ein widerständiger Geist wehte da durch Frankfurt. Gute Gründe also für ein breites Kreuz.

Nina Gorgus: "Das war ne Stadt, die hat sich von niemandem was sagen lassen. In Frankfurt gibt es auch heute noch viele Stiftungen, was auch daran liegt, dass besonders im 19. Jahrhundert sich die Bürger zusammengefunden haben in Vereinen, in Gesellschaften, um dabei zu helfen, die Stadt zu konstruieren. Und das geht bis heute noch. Also es ist ein starkes Bewusstsein bei den Bürgern da."

1866 ist es dann vorbei mit diesem Inselchen der Glückseligkeit im Meer der Untertanen: Frankfurt fällt an Preußen und wird ... Provinzstadt! Kreisfreie Stadt immerhin, aber was ist das schon. Ein Ärjernis! Düstere Zeichen begleiten die Frankfurter in ihrem Schmerz um die verlorene Freiheit: Der Bürgermeister erhängt sich. In der Nacht bevor der preußische König Wilhelm der Erste die Stadt besucht, brennt in einem Großfeuer der Domturm nieder.

Doch nach und nach berappelt sich die Stadt - bis sie knapp 180 Jahre später ein zweites Mal schwer getroffen wird. Im Zweiten Weltkrieg wird die gotische Altstadt fast vollständig zerstört und so ist heute nicht mehr viel zu sehen vom alten Frankfurt, von den Fachwerkhäuschen, den engen Gassen, kaum eine Spur ist übrig von seinem Jahrhunderte alten Vorkiegssein. Der schnelle Wiederaufbau nach 1945 ist vor allem: ein Neu-Bau.

Martin Mosebach: "Diese Schönheitsfeindlichkeit ist doch eher ein Nachkriegsprodukt."

Bei Martin Mosebach lesen wir von dem eigentümlich schmerzlosen Verschwinden dieser alten Stadt: kein Zurückwenden, als nach dem Krieg die Stückelei beginnt.

Johnny Klinke: "Chaotisch. Nebeneinander her. Brutal. Alle Stile. Das ist Frankfurt. Brutal, ohne Konzept. Ja, großartig!"

Die sichtbaren historischen Dokumente: Wir setzen sie in Anführungszeichen. Das wenig erkennbare Alte sind Repliken, eine jahrhundertealte Stadt aus den 70er-Jahren. Miniaturbausteine in einem zusammengestückelten Frankfurtmosaik.

Martin Mosebach: "Das ist komischerweise nicht Frankfurter Geist, obwohl man sagen kann, dass den Frankfurter so eine gewisse Großzügigkeit in der Planung immer gefehlt hat. Man muss ja bedenken: Frankfurt, die Krönungsstadt und Wahlstadt der Kaiser, nicht. Stellen Sie sich vor, was andere Städte für solche Gelegenheiten da hin gestellt hätten. Der Frankfurter Dom ist schön und gut, der Domturm ist ein großes Kunstwerk, das schönste Frankfurter Bauwerk, aber er ist gemessen an anderen deutschen Domen relativ bescheiden."

Doch in Relation zu anderen Städten definiert sich Frankfurt sowieso nicht. Es blickt auf sich selbst. Nicht auf Köln, nicht auf München, nicht auf Frankfurt/Oder. Hier wird überhaupt nicht auf andere Städte des Landes geschaut. Die einzige andere Stadt, dies nun als Trost für die an der Oder, die einzige andere Stadt, die Frankfurt eine Regung abringt, ist jenes eingangs erwähnte Offebach gleich hinter der Stadtgrenze. Eine liebevoll gepflegte Feindschaft verbindet es mit Frankfurt. Ihr Sinn: historisch belegbar.

Martin Mosebach: "Offenbach war Fürstenstadt und zwar von einem kleinen Fürstentum. Und in diesem kleinen Fürstentum herrschte Gewerbefreiheit, dort bildeten sich sehr viele Industrien, schon im 18. Jahrhundert, es war viel moderner als Frankfurt. Außerdem herrschte dort Religionsfreiheit, was in Frankfurt nicht bestand. Es war eine Konkurrenz und zugleich ein bisschen minabel. Es waren Untertanen. Frankfurter waren keine Untertanen. Die Offenbacher waren reiche Untertanen, das war so ein bisschen was Verächtliches."

Das Offenbacher Kennzeichen beispielsweise: OF. In Frankfurt übersetzt als: ohne Führerschein. In Offenbach als: ohne Fehler.

Gerhard Raisig: "Das ist so eine Art spannende Nachbarschaft ... Aber Offenbach ist auch keine schöne Stadt. Hat ein gutes Krankenhaus, ist aber keine schöne Stadt."

Wir kehren zurück ins gemalte Haus und fragen an der Basis.

Drei Frankurterinnen: "Das war schon immer so, also ich denk, das kommt vom Fußball, ich bin in den 80er-Jahren hier hergezogen, da war das schon so, das war schon immer so, wie kannst du nur in Offebach wohnen, Fußball, ja, Fußball ist der Grund ..."

Bei einem weiteren Ebbelwoi: erneutes Nachsinnen. Die Bemerkung eines Frankfurters ist noch im Ohr, der am Telefon sagte: Frankfurt sei eine geschichtsträchtige, aber eben keine geschichtsbewusste Stadt und wie auch, wo doch Monumente fehlten, an denen sich ein solches Bewusstsein festmachen könnte. Wie viel ist also übrig von dem unabhängigen Geist der freien Reichsstadt? Wie sehr taugt er heute als Erklärung für das Selbstbewusstsein der Frankfurter? Oder gibt es dafür ganz andere Gründe? Den Flughafen? Frankfurter Würstchen? Die EZB?

Gerhard Raisig: "Sie ist die internationalste Stadt und insofern auch die modernste Stadt Deutschlands, weil sie die interessanteste Mischung in ihrer Bevölkerung hat mit Menschen, die aus anderen Ländern kommen. Nicht nur Gastarbeiter in der zweiten und jetzt schon dritten Generation, sondern auch alle großen Firmen, alles, was internationales Geschäft ist, ist nirgendwo so konzentriert wie in Frankfurt. Also all das lässt die Frankfurter oder Zugereiste oder seit Generationen hier Ansässige überzeugt sein, dass es etwas sehr besonderes ist und deshalb ist es Frankfurt und nicht Frankfurt am Main."

Gerhard Raisig ist Ur-Frankfurter und deshalb vor allem: kein Hesse. Wie wir gehört haben, ist das historisch korrekt.

Gerhard Raisig: "Frankfurter zu sein, da denkt man nicht ans Land, sondern trotz allem an eine Weltstadt, auch wenn es keine Metropole ist. Aber Frankfurter zu sein, das hat immer noch was Städtisches und letzten Endes auch was Modernes ... Hesse zu sein oder genannt zu werden hat doch irgendwie immer was Ländliches oder so. Also ich selbst würde mich nicht als Hesse bezeichnen."

Frankfurter sein, das heißt ist immer noch: Bewohner der Messestadt, der Börsenstadt, der Bücherstadt, der Goethestadt, aber eben auch: der Stadt des Flughafens, der Banken. Mainhatten, Big Ebbel, Bankfurt. Und der Stadt der Wolkenkratzer: Architekturgewordene Wirtschaftsmacht. In den 70er-Jahren: Protest. Die ersten Hausbesetzungen im Westend, als dort alte Bausubstanz den Hochhäusern weichen soll.

Johnny Klinke: "Großartig! Das waren ja am Anfang auch Feinde! Die Leute lieben inzwischen die Hochhäuser. Das ist so ein Wertewandel in Frankfurt. Am Anfang waren das die Feinde an sich. Von wegen! Das ist doch spannend."

Johnny Klinke, ein Eigeplackter - heißt: Zugezogener -, Direktor des berühmten Varietés Tigerpalast. Hausbesetzer der ersten Stunde. Ein eigeplacktes Frankfurter Original, das ist kein Widerspruch.

Johnny Klinke: "Seit 1960 hier, das gilt selbst bei geborenen Frankfurter so ganz langsam schon als
Frankfurter. Wenn man 50 Jahre da ist, kann man schon mitreden, aber nicht überall. Die ganz harten Aborigines, die akzeptieren einen auch nach 50 Jahren Frankfurt nicht, aber damit müssen die auch fertig werden. Ja, es gibt hier noch Aborigines: Alte echte Frankfurter, gnadenlos!"

Ein mittlerweile sehr exklusiver, sehr kleiner Kreis, hören wir. Und überhaupt sei Frankfurt eigentlich eine kleine Stadt, die vielleicht kleinste Großstadt Deutschlands.

Johnny Klinke: "Jahrelang konnte man auf Frankfurt schimpfen: Kalt, nur die Banken, Drehkreuz für Verkehr, was wollt ihr da. Und gleichzeitig sind die Menschen ja in ihrem Lebensgefühl nicht zu beeindrucken davon. In den letzten 20 Jahren hat sich ein unglaubliches, ein positives, großstädtisches Lebensgefühl entwickelt, es ist sehr lebendig und ich finde, es ist die Hauptstadt in Deutschland, weil hier sind die stärksten Energien, alles ist auf ganz engem Raum gebündelt, Hinterhof und Weltniveau - das alles ist Frankfurt."

Beinah wäre Frankfurt nach dem Zweiten Weltkrieg auch tatsächlich Regierungssitz geworden. Ende der 40er-Jahre war der Plenarsaal schon gebaut, die Dankesrede verfasst, doch dann bekam - wir erinnern uns - Bonn den Zuschlag als provisorische Hauptstadt. Der voreilig gebaute Plenarsaal gehört heute zum Hessischen Rundfunk. Doch das nur am Rande.

Johnny Klinke: "Aber macht ja nichts, wir sind's ja trotzdem. Ich bleibe dabei: Die Hauptstadt der Energien - das ist Frankfurt."

700.000 Einwohner, tagsüber pendeln zusätzlich 400.000 Menschen zur Arbeit ins Zentrum.

Gerhard Raisig: "In anderen Ländern wäre das Umland heute schon längst eingemeindet einschließlich Offenbach und es wäre dann der Großraum Frankfurt, selbst in Paris möcht ich noch mal wissen, was wir als Paris ansehen, ob das politisch Stadtgebiet von Paris ist oder ob das schon die Region ist. Also Frankfurt ist mehr als nur dieses Stadtgebiet Frankfurt, Frankfurt ist eben auch die Bevölkerung in Bad Homburg, in Friedberg usw. Die sind so nah an Frankfurt dran, dass das eigentlich auch ... ja ... wir Frankfurter sind bescheiden und nennen das dann 'Rhein-Main-Gebiet'."

Und gleichzeitig ein ständiges Umwälzen. Die Bevölkerung wird immer wieder vermengt und angereichert. Viele kommen für drei, vier Jahre zum Arbeiten und verschwinden wieder.

Martin Mosebach: "Mir kommt sie oft genug vor wie eine große Flughafenlounge. In der Flughafenlounge sitzen ja weltläufige Leute, die sich aus allen Teilen der Welt hin- und herbewegen, und die da sitzen mit ihren schönen Rollköfferchen und das ist ja unter Umständen auch ein ganz netter Anblick, so ne Flughafenlounge, warum nicht? Es ist halt die Frage, ob es eine Stadt mit eigenem Charakter ist? Das ist die Frage."

Vielleicht sind es aber gerade diese unfassbaren Charakterzüge, dieses weltläufig Un-Eigene und zugleich tief verwurzelte, das als Frankfurter Eigenheit zu nennen wäre. Eine Eigenheit, in der sich diese Aspekte spiegeln. In der die ganze Stadt steckt und eben auch - ihr Main.

Wir laden im Geiste unsere Gesprächspartner ins gemalte Haus, wo seit gefühlten Urzeiten die echte Frankfurter Küche serviert wird. Eigenheitenpflege auf kulinarisch. Rippsche, Sauerkraut, Gri Soß. Ebbelwoi.

Martin Mosebach: "Der Apfelwein ist ja sozusagen der Sancho Panza des Weins. Wenn der Wein der Don Quixote ist, dann ist der Apfelwein eben sein kleiner drolliger, dicker Gefährte."

Gerhard Raisig: "Frankfurt hat trotz allem keine große Küche entwickelt. Vielleicht war in Frankfurt das Arbeiten immer wichtiger als das Essen?"

Martin Mosebach: "Es ist so ne frische säuerliche Atmosphäre, die diese Küche umgibt. Und auch der Rausch ist ein anderer, nicht ein dumpfer, lärmender Rausch, sondern der gesprächig machende. In so einem Apfelweinlokal herrscht immer ein sehr hoher Geräuschpegel, weil alle Leute wie besessen aufeinander einreden."

Nina Gorgus: "Was ich auch ganz toll finde am Apfelwein, ist diese Situation, dass man zusammen mit Freunden am Tisch sitzt und sich einen Bembel teilt. Und das ist was ganz Besonderes in einer Zeit, in der jeder sich irgendwie am eigenen Glas festhält und edle Weine trinkt. Aber nein: In Frankfurt sitzt man zusammen und trinkt aus einem Krug."

Gerhard Raisig: "Ja gudd. Rippsche mit Kraut. Stimmung dabei, was wollmer mehr?"

Und was machen wir jetzt mit Frankfurt an der Oder?

Frankfurterinnen: "Also ich glaube: Frankfurt (Oder) anstelle von Offenbach - da wäre alle mit einverstanden (Gelächter). Ja. Frankfurt-Oder-Offenbach? Nee nee, Offenbach lass dann weg ..."

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Der deutsche Schriftsteller Martin Mosebach
Der deutsche Schriftsteller Martin Mosebach© picture alliance / dpa / Erwin Elsner
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