"Ich bin auf dem Gipfel des Berges gewesen"
Ein farbiger Bewerber um das Amt des US-Präsidenten wäre ohne das, was Martin Luther King jr. vor 40 Jahren vollbracht hat, heutzutage undenkbar. Wie kaum jemandem vor oder nach ihm gelang es dem Bürgerrechtler, über ein Jahrzehnt lang die Politik eines ganzen Kontinents zu beeinflussen. Und obwohl Martin Luther King spätestens seit seiner Ermordung im April 1968 zu einer Legende geworden ist, hält sich das Wissen über sein Leben und Wirken - nicht nur bei jüngeren Generationen - stark in Grenzen.
Dies will die Lange Nacht anlässlich Martin Luther Kings 80. Geburtstag am 15. Januar 2009 ändern. In ihr kommen Zeitzeugen zu Wort, die mit dem prominenten Kämpfer gegen Rassismus, Krieg und Armut privat und beruflich eng vertraut waren. Darüber hinaus hinterfragt die Sendung, wie viel von Kings berühmten Traum, in einer Welt ohne Rassenprobleme zu leben, bis heute wahr geworden ist. Und: Sie wirft ein neues Licht auf die Frage, wer seinerzeit ein Interesse an Kings Ermordung gehabt haben könnte.
Auszug aus dem Manuskript:
MARTIN LUTHER KING
I have a dream.
VOICE OVER: Ich habe einen Traum, dass eines Tages diese Nation sich erheben und der wahren Bedeutung ihres Credos entsprechend leben wird. "Wir halten diese Wahrheit für selbstverständlich, dass alle Menschen gleich erschaffen sind." Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilen wird.
I have a dream that my four children will one day live in a nation where they will not be judged by the colour of their skin but by the content of their character.
ERZÄHLER
Mit Hilfe seiner begnadeten Rhetorik schafft es Martin Luther King, weitaus mehr Bevölkerungsschichten zu erreichen, als es anderen schwarzen Predigern gelingt. Dazu Ron Williams.
O-TON: RON WILLIAMS
Plötzlich, die hörten eine andere Art Prediger - ein Mann, der Worte benutzt, fast poetisch. Er beschrieb Sachen, sie kennen seine Reden und sie hörten hin. Das waren Worte mit mehren Silben. Das waren nicht diese einfachen Bibelgeschichten: Und Moses hat das getan und Petrus drehte sich um Jesus. Nein, er hat ungeheuer komplizierte sozialpolitische Inhalte - aber so erklärt auf einer Ebene, wo auch weiße Herrschaften sagten: "Moment mal, diesen Mann da, dem können wir nicht folgen." Und er gewann dadurch gewisse Ebenen von intellektuellen politischen und sozialen Klassen der Weißen. Das heißt, er war in diesem Sinne einmalig und dazu noch natürlich seine Art zu reden, diese ungeheure Stimme, wie er dann die Leute mit Gänsehaut begeisterte. Ich habe da nicht vergessen, wie ich im Radio mal saß und hörte ihn eine Rede halten und ich diese Stimme, dieses - diese Art zu reden. Und "Mann", habe ich gedacht, "ist das jetzt Schauspielerei? Hat er das vor dem Spiegel studiert oder ist das empfunden, ist das echt?" Das war erlebt.
thekingcenter.org Established in 1968 by Coretta Scott King, The King Center is the official, living memorial dedicated to the advancement of the legacy of Dr. Martin Luther King, Jr., leader of America's greatest nonviolent movement for justice, equality and peace.
martin-luther-king-zentrum.de Das Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage mit dem Archiv DDR-Bürgerbewegung wurde 1998 von Vertretern der Friedensbewegung und der Konfliktforschung aus Ost- und Westdeutschland sowie von engagierten Jugendlichen vor Ort ins Leben gerufen. Es hat seinen Sitz im "Torbogenhaus” in Werdau-West.
learnoutloud.com LearnOutLoud.com is very pleased to present this resource of audio and video titles about Dr. Martin Luther King, Jr. Because Dr. King was such a great orator, his ideas are best experienced through the many speeches and sermons he gave throughout his lifetime. His speeches serve as milestones in the civil rights movement, and their passionate cry for social and racial justice is just as relevant today as it was in King's lifetime
mlk-kpp01.stanford.edu The Martin Luther Kind, Jr. Research an Education Institute In 2005, the Martin Luther King, Jr. Research and Education Institute was created to provide an institutional home for a broad range of activities illuminating the Nobel Peace laureate's life and the movements he inspired. The Institute's endowment supports programs that serve as an enduring link between Stanford's research resources and King's dream of global peace with social justice.
Auszug aus dem Manuskript:
ERZÄHLER
Es ist Freitag, kurz nach drei Uhr nachmittags, in New York City. In einem kleinen Rundfunkstudio im Stadtteil Manhattan sitzt ein farbiger Journalist am Mikrofon und begrüßt die Hörer zu seiner wöchentlichen Radiosendung. Sein Name ist Earl Caldwell. Caldwell, Jahrgang 1935, zählt zu den herausragenden Journalisten der USA. 1979 ist er der erste Farbige, der Kolumnen für eine der führenden Tageszeitungen des Landes schreibt. 1995 wird er von der Vereinigung Schwarzer Journalisten mit dem renommierten "President's Award" ausgezeichnet. Nicht nur deshalb ist Earl Caldwell ein ganz besonderer Reporter. Er ist auch als einziger Journalist vor Ort, als der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King am in Memphis erschossen wird. Die Uhr zeigt genau eine Minute nach 18 Uhr, am Donnerstag, dem 4. April 1968. Earl Caldwell befindet sich in seinem Zimmer im Erdgeschoss des Lorraine Motels. Hier ist auch Martin Luther King abgestiegen. Die Zimmertür ist nur angelehnt. Plötzlich hört Earl Caldwell draußen einen lauten Knall. Mit zwei Schritten ist er an der Tür.
O-TON: EARL CALDWELL
I'm in my doorway, and I'm looking: what happened?
VOICE OVER: Ich stehe in der Türöffnung und blicke mich um. Was ist passiert? Ich schaue raus, und auf dem Balkon über mir sehe ich ein paar von Kings Leuten hektisch herumspringen. Ich frage mich, was die da machen. Ich sehe mich um, um festzustellen, ob irgendjemand einen Feuerwerkskörper angezündet hat. Da bemerke ich plötzlich in einem Gebüsch auf der anderen Straßenseite einen Mann. Das Gebüsch ist sehr dicht, so dass sich dort sehr leicht jemand verstecken kann. Der Typ starrt rüber in meine Richtung, und ich versuche herauszufinden, wo genau er hinschaut. Denn dadurch, so glaube ich, wird er mir verraten, was eigentlich los ist.
He is gonna tell me what it is.
ERZÄHLER
Dann sieht Caldwell, wie der Unbekannte aus dem Dickicht hervorkriecht und das Weite sucht. Jetzt erst bekommt der Journalist mit, was genau passiert ist. Schräg über ihm, auf dem Balkon des Motels, liegt Martin Luther King im Sterben. Der Knall - das war offenbar kein Feuerwerkskörper, sondern ein Schuss. Als Caldwell raus auf den Parkplatz vor dem Motel rennt, begegnet er Solomon Jones. Jones ist Martin Luther Kings Chauffeur. Als der Schuss gefallen ist, hat Jones in seinem Wagen auf King gewartet. Auch er hat den Mann im Gebüsch gesehen. Und nicht nur das. Jones ist auch sicher, dass von dort der tödliche Schuss abgegeben worden ist. Als der Mann davongelaufen sei, so Jones, habe er ihm eigentlich folgen wollen. Doch der sei in der schnell wachsenden Menschenmenge verschwunden. Earl Caldwell ruft sofort die Redaktion der "New York Times" an, in deren Auftrag er King nach Memphis begleitet hat. Wenig später verbreitet sich die Nachricht vom Attentat wie ein Lauffeuer.
In der Langen Nacht kommt ausführlich der Journalist Earl Caldwell zu Wort. Hier ein Link zu seiner eigenen Radiosendung, die auch im Netz zu hören ist:
wbai.org
Buchtipps:
Coretta & Martin Luther King
von Octavia Vivian
Gemeinsam für einen großen Traum.
2007 Hänssler
"Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können ..." - soträumte 1963 Martin Luther King. 1968 wurde der große Bürgerrechtler erschossen. Coretta kämpfte mit ihm gemeinsam für diesen großen Traum. Die authentische Biografie über eine starke Frau eines starken Mannes.
William F. Pepper:
Die Hinrichtung des Martin Luther King
Wie die amerikanische Staatsgewalt ihren Gegner zum Schweigen brachte.
2003 Diederichs
Der berühmte Vorkämpfer der amerikanischen Bürgerrechts- und Friedensbewegung, Martin Luther King, wurde in einem Komplott von US-Regierung, Militär, FBI und CIA beseitigt. Dass ein US-Gericht dies bestätigt hat, ist das Verdienst des Rechtsanwalts William F. Pepper, der den angeblichen Mörder seines Freundes King vertrat. Er deckt auf: King musste sterben, weil er für die US-Regierung zu einer Bedrohung wurde.
Martin Luther King wurde in einem Komplott von US-Regierung, Militär, FBI und CIA beseitigt. Dass ein US-Gericht dies bestätigt hat, ist das Verdienst des Rechtsanwalts William F. Pepper, der den angeblichen Mörder seines Freundes King vertrat. Er deckt auf: Der Führer der amerikanischen Bürgerrechts- und Friedensbewegung musste sterben, weil er für die US-Regierung zu einer wirklichen Bedrohung wurde. Ein authentischer Politthriller.
Hans-Eckehard Bahr
Martin Luther King
Für ein anderes Amerika
2004 Aufbau TB
Das Buch zeigt Martin Luther King - wie er wirklich lebte, seine innere Kraft, seine soziale Leidenschaft. Der charismatische Führer erschütterte mit seinen landesweiten Massenprotesten die amerikanische Gesellschaft bis ins Mark. Martin Luther King wird heute neu entdeckt als große moralische Gegenfigur zum machtbesessenen Amerika. Hans-Eckehard Bahr, seit 1966 persönlicher Mitarbeiter Kings, deutet das gewaltfreie Engagement dieses leidenschaftlichen Mannes im Kontext heutiger Auseinandersetzungen über Gerechtigkeit für alle und Kampf gegen den Terror. Er schildert King als einen Menschen, der wagemutig und ungezwungen religiös war und der glaubwürdig bleibt in Zeiten der Lüge.
Martin Luther King:
Ich habe einen Traum
Hrsg. v. Hans-Eckehard Bahr u. Heinrich W. Grosse
2003 Patmos
Ein bewegender Appell an die Menschlichkeit
"Glauben Sie mir, wenn ich vor dem Problem stünde, würde ich den Kriegsdienst aus Gewissensgründen verweigern. Ich würde nicht einmal als Militärgeistlicher dienen." gestand Martin Luther King einem Reporter 1967 und bezog damit klare Stellung zum Vietnamkrieg. Denn, so King "... es ist unsere Aufgabe, für die Schwachen zu sprechen, für die, die keine Stimme haben, für die Opfer unserer Nation, für die, die sie Feinde nennt, denn keine von Menschen angefertigte Erklärung kann diese zu weniger machen als zu unseren Brüdern."
Die Reden, Aufsätze und Predigten des 1968 ermordeten schwarzen Bürgerrechtlers und Friedensnobelpreisträgers zählen inzwischen zu den Klassikern der "Weltbotschaften", sein legendärer Ausspruch "Ich habe einen Traum" ist immer noch Hoffnungsträger für die unterdrückten Völker dieser Erde. Bezeichnend auch, dass der Martin-Luther-King-Day einer der wenigen offiziellen Feiertage in den USA ist, eine Nation verneigt sich damit vor den Visionen eines echten Pazifisten. Seine Texte zeigen, wie Wut und Hass umgewandelt werden können zu schöpferischer Kraft in jedem Menschen, und sie sind heute aktueller denn je.
Arnulf Zitelmann
Keiner dreht mich um'
Die Lebensgeschichte des Martin Luther King.
2008 Beltz
Martin Luther King mobilisierte landesweit Widerstand gegen das weiße Unterdrückungssystem und wurde mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Doch auch im Erfolg verließen ihn seine Selbstzweifel nicht. Martin Luther King blieb bis zu seiner Ermordung auf der Suche nach sich selbst.
Martin Luther King mobilisierte in Amerika mit unglaublicher Energie Widerstand gegen das Unterdrückungssystem der Weißen. 1964 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Vom Geheimdienst verfolgt, von langjährigen Freunden fallen gelassen, weil er den Rückzug der USA aus Vietnam forderte, gegen den massiven Druck militanter Schwarzer, die ihn als Kompromissler verdammten - bis zu seiner Ermordung hielt Martin Luther King an seinem Leitsatz fest: "Keiner dreht mich um!"Auf der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis.
Auszug aus dem Manuskript:
Man sollte also annehmen, dass King und seine politische Bedeutung zumindest einmal pro Jahr in das kollektive Gedächtnis der US-Amerikaner zurückgerufen werden. Manning Marable hat da so seine Bedenken. Er ist Leiter des Instituts für afro-amerikanische Studien an der New Yorker Columbia University. Marable glaubt, dass weite Teile der Öffentlichkeit den wahren Martin Luther King trotz des offiziellen Gedenktages bis heute nicht richtig kennen gelernt haben.
O-TON: MANNING MARABLE
There are two Martin Luther King juniors.
VOICE OVER: Es gibt zwei Martin Luther Kings. Einmal denjenigen, der 1963 auf den Stufen des Lincoln Memorials steht und seine "I have a dream"-Rede hält. Das ist der Martin Luther King, den alle kennen: Der Mann, der Demonstrationen anführt, der gegen Polizeihunde und Wasserwerfer angeht und der sich 1956 im Bus nach vorne setzt in Montgomery, Alabama. Aber es gibt noch einen zweiten Martin Luther King. Und der wird in den USA weitestgehend unterdrückt. Das ist der Martin Luther King, der sich gegen den Vietnam-Krieg ausgesprochen hat, der ein flächendeckendes Gesundheitssystem gefordert hat, der verlangt hat, dass die Regierung Banken und Unternehmen kontrollieren solle, der - wenn er auch kein demokratischer Sozialist war - zumindest ein scharfer Kapitalismus-Kritiker gewesen ist. Es gab einen King, der alle Armen angesprochen hat, unabhängig von ihrer Hautfarbe, und der sie zum Widerstand mobilisiert hat. All das ist der Martin Luther King der Jahre 1966 bis 1968. Er wird in der öffentlichen Diskussion weitgehend unterschlagen. In den Medien wird über diesen Martin Luther King nicht berichtet. Martin hatte seine Positionen im Laufe der Jahre verändert - nicht in Bezug auf die Gewaltlosigkeit, aber in Bezug auf die Frage, wie viel sich in Amerika ändern müsse, ohne dabei nur auf die Hautfarbe und Rasse der Menschen zu achten. King wusste genau, dass die amerikanische Demokratie ein noch nicht abgeschlossenes Projekt war und dass es für Farbige nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung sein konnte, wenn ihnen gestattet wurde, gemeinsam mit Weißen eine öffentliche Toilette aufzusuchen oder im Restaurant einen Hamburger zu essen. King begriff im Laufe der Zeit, dass es nicht alleine damit getan war, die Rassentrennung aufzuheben. Diese war zwar wichtig, konnte aber letztlich auch nicht weiterhelfen, wenn es darum ging, das Problem der Armut, der Ghettoisierung oder der Arbeitslosigkeit zu lösen. Dies alles hat ihn in den letzten zwei Jahren seines Lebens sehr beschäftigt. Er wusste, dass es zu einem radikalen demokratischen Wandel kommen musste. Und das ist der King, der häufig unterdrückt wird.
And that's the King that frequently gets surpressed.
ERZÄHLER
Eines steht fest: Ohne Martin Luther King wäre die Lage für die meisten Afro-Amerikaner in den USA heute kaum besser als noch vor vierzig Jahren. Dennoch gibt es nach wie vor zum Teil erschreckende Beispiele für allgegenwärtigen Rassismus. Vor allem, wenn es um die Hautfarbe von Straftätern geht, liegt offenbar einiges im Argen. Manning Marable zu einer Studie, die das US-amerikanische Justizministerium vor ein paar Jahren durchgeführt hat.
O-TON: MANNING MARABLE
They discovered that Afro-Americans and Whites who were charged with identical crimes received justice in fundamentally different ways.
VOICE OVER: Es stellte sich heraus, dass Afro-Amerikaner und Weiße, die genau dieselben Gesetzesverstöße begangen hatten, von der Justiz jeweils völlig unterschiedlich behandelt wurden. Beispielsweise wurden jugendliche Afro-Amerikaner 48mal häufiger nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt als weiße Jugendliche, denen genau das gleiche Vergehen vorgeworfen wurde. Das alleine legt bereits nahe, dass innerhalb des Justizsystems unseres Landes nach wie vor ein ausgeprägter Rassismus vorherrscht. Dafür gibt es noch ein anderes Beispiel: Afro-Amerikaner machen 14 Prozent aller Drogenkonsumenten in den USA aus. Gleichzeitig ist aber jeder Dritte wegen Drogenvergehens Verhaftete ein Afro-Amerikaner. Und: Durchschnittlich 50 Prozent aller Personen, die wegen Drogenvergehen verurteilt werden, wandern ins Gefängnis - bei den Afro-Amerikanern dagegen sind es rund zwei Drittel.
... serving time in prison for drug offenses.
CD-Tipp:
Movement Soul, Vol. 2
CD mit Songs und Tondokumenten aus der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.
Label: Esp-Disk. Im Vertrieb von Sunny Moon (sunny-moon.com
Auszug aus dem Manuskript:
ERZÄHLER
Am 4. November 2008 hat eine deutliche Mehrheit der US-Amerikanischen Wähler sich für den Afro-Amerikaner Barack Obama als vierundvierzigsten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika entschieden. Obamas Siegesrede fällt keineswegs triumphierend aus, sondern eher nachdenklich. Und: Auch wenn er den Namen Martin Luther King nicht direkt ausspricht, nimmt Obama zumindest zwischen den Zeilen deutlich Bezug auf ihn und die Bürgerrechtsbewegung der neunzehnhundertsechziger Jahre. So wissen letztlich wohl alle Zuhörer ganz genau, wem sie den ersten afro-amerikanischen Präsidenten ihrer Geschichte ganz entscheidend mit zu verdanken haben.
O-TON: BARACK OBAMA
This election had many firsts and many stories that will be told for generations. But one that's on my mind tonight is about a woman who cast her ballot in Atlanta.
VOICE OVER: Bei dieser Wahl gab es viele Premieren und viele Geschichten, die man sich noch über Generationen hinweg erzählen wird. Aber an diesem Abend denke ich vor allem an eine Frau, die heute in Atlanta wählen gegangen ist - stellvertretend für Millionen andere, die ihrer Stimme bei dieser Wahl Gehör verschaffen wollten. Mit einer Ausnahme: Diese Frau, Ann Nixon Cooper, ist 106 Jahre alt.
Sie gehört zur ersten Generation, die nach Abschaffung der Sklaverei geboren wurde, zu einer Zeit, in der es Menschen wie ihr aus zwei Gründen verboten war, zu wählen: Weil sie eine Frau war und weil sie farbige Haut hatte. Heute Abend denke ich an all das, was sie in ihrem Jahrhundert in Amerika erlebt hat - an die Kopfschmerzen und die Hoffnung, an den Kampf und den Fortschritt; an die Zeiten, in denen uns gesagt wurde, dass wir es nicht schaffen, und an die Menschen, die trotz allem weiter an dem Credo festgehalten haben: Yes, we can - Ja, wir können es schaffen.
In einer Zeit, in der die Stimmen der Frauen zum Schweigen gebracht und ihre Hoffnungen abgetan wurden, sah sie diese aufbegehren und für das Wahlrecht kämpfen. Ja, wir können es schaffen.
Als das Land von Verzweiflung und Depression erfüllt war, sah sie, wie sich eine Nation der Furcht entgegenstellte - mit einer Politik des New Deal, mit neuen Jobs und mit einem neuen Gespür eines gemeinsamen Zieles: Ja, wir können es schaffen.
Als die Bomben fielen und Tyrannei die Welt bedrohte, wurde sie Zeuge, wie eine Generation zu besonderer Größe anwuchs und die Demokratie gerettet wurde. Ja, wir können es schaffen.
Sie hat alles erlebt: die Busse in Montgomery, die Wasserschläuche in Birmingham, eine Brücke in Selma - und einen Prediger aus Atlanta, der den Menschen sagte: "Wir werden darüber hinwegkommen." Ja, wir können es schaffen.
Der Mensch ist auf dem Mond gelandet, in Berlin ist eine Mauer gefallen, eine Welt ist zusammengewachsen alleine durch unsere eigene Wissenschaft und Vorstellungskraft. Und bei dieser Wahl gab Ann Nixon Cooper ihre Stimme ab. Denn nach 106 Jahren in Amerika, nachdem sie gute Zeiten und dunkle Stunden erlebt hat, weiß sie, wie Amerika sich verändern kann. Ja, wir können es schaffen.
... through the best of times and the darkest of hours, she knows how America can change. Yes we can.
O-TON: JUANDALYNN ABERNATHY
Für mich verkörpert er zwei verschiedene Welten. Und das ist was wir brauchen. Und ich bin - ich bin für ihn, weil ich finde ihn so was von charismatisch. Er las nicht seine Rede, er redete von dem Herzen. Er ist überzeugt von dem, was er sagt. Er hat nicht jemand, der ihm was-weiß-ich schreibt und er liest auf einer Wand oder auf einem Papier. Schauen Sie mal die anderen an. Er ist von sich - er ist von sich und verstehen Sie mich bitte nicht falsch - und das, was er sagt so überzeugt. Er ist für mich so reell und das ist was wir brauchen.
Auszug aus dem Manuskript:
MARTIN LUTHER KING
I have a dream.
VOICE OVER: Ich habe einen Traum, dass eines Tages diese Nation sich erheben und der wahren Bedeutung ihres Credos entsprechend leben wird. "Wir halten diese Wahrheit für selbstverständlich, dass alle Menschen gleich erschaffen sind." Ich habe einen Traum, dass meine vier kleinen Kinder eines Tages in einer Nation leben werden, in der man sie nicht nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilen wird.
I have a dream that my four children will one day live in a nation where they will not be judged by the colour of their skin but by the content of their character.
ERZÄHLER
Mit Hilfe seiner begnadeten Rhetorik schafft es Martin Luther King, weitaus mehr Bevölkerungsschichten zu erreichen, als es anderen schwarzen Predigern gelingt. Dazu Ron Williams.
O-TON: RON WILLIAMS
Plötzlich, die hörten eine andere Art Prediger - ein Mann, der Worte benutzt, fast poetisch. Er beschrieb Sachen, sie kennen seine Reden und sie hörten hin. Das waren Worte mit mehren Silben. Das waren nicht diese einfachen Bibelgeschichten: Und Moses hat das getan und Petrus drehte sich um Jesus. Nein, er hat ungeheuer komplizierte sozialpolitische Inhalte - aber so erklärt auf einer Ebene, wo auch weiße Herrschaften sagten: "Moment mal, diesen Mann da, dem können wir nicht folgen." Und er gewann dadurch gewisse Ebenen von intellektuellen politischen und sozialen Klassen der Weißen. Das heißt, er war in diesem Sinne einmalig und dazu noch natürlich seine Art zu reden, diese ungeheure Stimme, wie er dann die Leute mit Gänsehaut begeisterte. Ich habe da nicht vergessen, wie ich im Radio mal saß und hörte ihn eine Rede halten und ich diese Stimme, dieses - diese Art zu reden. Und "Mann", habe ich gedacht, "ist das jetzt Schauspielerei? Hat er das vor dem Spiegel studiert oder ist das empfunden, ist das echt?" Das war erlebt.
thekingcenter.org Established in 1968 by Coretta Scott King, The King Center is the official, living memorial dedicated to the advancement of the legacy of Dr. Martin Luther King, Jr., leader of America's greatest nonviolent movement for justice, equality and peace.
martin-luther-king-zentrum.de Das Martin-Luther-King-Zentrum für Gewaltfreiheit und Zivilcourage mit dem Archiv DDR-Bürgerbewegung wurde 1998 von Vertretern der Friedensbewegung und der Konfliktforschung aus Ost- und Westdeutschland sowie von engagierten Jugendlichen vor Ort ins Leben gerufen. Es hat seinen Sitz im "Torbogenhaus” in Werdau-West.
learnoutloud.com LearnOutLoud.com is very pleased to present this resource of audio and video titles about Dr. Martin Luther King, Jr. Because Dr. King was such a great orator, his ideas are best experienced through the many speeches and sermons he gave throughout his lifetime. His speeches serve as milestones in the civil rights movement, and their passionate cry for social and racial justice is just as relevant today as it was in King's lifetime
mlk-kpp01.stanford.edu The Martin Luther Kind, Jr. Research an Education Institute In 2005, the Martin Luther King, Jr. Research and Education Institute was created to provide an institutional home for a broad range of activities illuminating the Nobel Peace laureate's life and the movements he inspired. The Institute's endowment supports programs that serve as an enduring link between Stanford's research resources and King's dream of global peace with social justice.
Auszug aus dem Manuskript:
ERZÄHLER
Es ist Freitag, kurz nach drei Uhr nachmittags, in New York City. In einem kleinen Rundfunkstudio im Stadtteil Manhattan sitzt ein farbiger Journalist am Mikrofon und begrüßt die Hörer zu seiner wöchentlichen Radiosendung. Sein Name ist Earl Caldwell. Caldwell, Jahrgang 1935, zählt zu den herausragenden Journalisten der USA. 1979 ist er der erste Farbige, der Kolumnen für eine der führenden Tageszeitungen des Landes schreibt. 1995 wird er von der Vereinigung Schwarzer Journalisten mit dem renommierten "President's Award" ausgezeichnet. Nicht nur deshalb ist Earl Caldwell ein ganz besonderer Reporter. Er ist auch als einziger Journalist vor Ort, als der schwarze Bürgerrechtler Martin Luther King am in Memphis erschossen wird. Die Uhr zeigt genau eine Minute nach 18 Uhr, am Donnerstag, dem 4. April 1968. Earl Caldwell befindet sich in seinem Zimmer im Erdgeschoss des Lorraine Motels. Hier ist auch Martin Luther King abgestiegen. Die Zimmertür ist nur angelehnt. Plötzlich hört Earl Caldwell draußen einen lauten Knall. Mit zwei Schritten ist er an der Tür.
O-TON: EARL CALDWELL
I'm in my doorway, and I'm looking: what happened?
VOICE OVER: Ich stehe in der Türöffnung und blicke mich um. Was ist passiert? Ich schaue raus, und auf dem Balkon über mir sehe ich ein paar von Kings Leuten hektisch herumspringen. Ich frage mich, was die da machen. Ich sehe mich um, um festzustellen, ob irgendjemand einen Feuerwerkskörper angezündet hat. Da bemerke ich plötzlich in einem Gebüsch auf der anderen Straßenseite einen Mann. Das Gebüsch ist sehr dicht, so dass sich dort sehr leicht jemand verstecken kann. Der Typ starrt rüber in meine Richtung, und ich versuche herauszufinden, wo genau er hinschaut. Denn dadurch, so glaube ich, wird er mir verraten, was eigentlich los ist.
He is gonna tell me what it is.
ERZÄHLER
Dann sieht Caldwell, wie der Unbekannte aus dem Dickicht hervorkriecht und das Weite sucht. Jetzt erst bekommt der Journalist mit, was genau passiert ist. Schräg über ihm, auf dem Balkon des Motels, liegt Martin Luther King im Sterben. Der Knall - das war offenbar kein Feuerwerkskörper, sondern ein Schuss. Als Caldwell raus auf den Parkplatz vor dem Motel rennt, begegnet er Solomon Jones. Jones ist Martin Luther Kings Chauffeur. Als der Schuss gefallen ist, hat Jones in seinem Wagen auf King gewartet. Auch er hat den Mann im Gebüsch gesehen. Und nicht nur das. Jones ist auch sicher, dass von dort der tödliche Schuss abgegeben worden ist. Als der Mann davongelaufen sei, so Jones, habe er ihm eigentlich folgen wollen. Doch der sei in der schnell wachsenden Menschenmenge verschwunden. Earl Caldwell ruft sofort die Redaktion der "New York Times" an, in deren Auftrag er King nach Memphis begleitet hat. Wenig später verbreitet sich die Nachricht vom Attentat wie ein Lauffeuer.
In der Langen Nacht kommt ausführlich der Journalist Earl Caldwell zu Wort. Hier ein Link zu seiner eigenen Radiosendung, die auch im Netz zu hören ist:
wbai.org
Buchtipps:
Coretta & Martin Luther King
von Octavia Vivian
Gemeinsam für einen großen Traum.
2007 Hänssler
"Ich habe einen Traum, dass eines Tages auf den roten Hügeln von Georgia die Söhne früherer Sklaven und die Söhne früherer Sklavenhalter miteinander am Tisch der Brüderlichkeit sitzen können ..." - soträumte 1963 Martin Luther King. 1968 wurde der große Bürgerrechtler erschossen. Coretta kämpfte mit ihm gemeinsam für diesen großen Traum. Die authentische Biografie über eine starke Frau eines starken Mannes.
William F. Pepper:
Die Hinrichtung des Martin Luther King
Wie die amerikanische Staatsgewalt ihren Gegner zum Schweigen brachte.
2003 Diederichs
Der berühmte Vorkämpfer der amerikanischen Bürgerrechts- und Friedensbewegung, Martin Luther King, wurde in einem Komplott von US-Regierung, Militär, FBI und CIA beseitigt. Dass ein US-Gericht dies bestätigt hat, ist das Verdienst des Rechtsanwalts William F. Pepper, der den angeblichen Mörder seines Freundes King vertrat. Er deckt auf: King musste sterben, weil er für die US-Regierung zu einer Bedrohung wurde.
Martin Luther King wurde in einem Komplott von US-Regierung, Militär, FBI und CIA beseitigt. Dass ein US-Gericht dies bestätigt hat, ist das Verdienst des Rechtsanwalts William F. Pepper, der den angeblichen Mörder seines Freundes King vertrat. Er deckt auf: Der Führer der amerikanischen Bürgerrechts- und Friedensbewegung musste sterben, weil er für die US-Regierung zu einer wirklichen Bedrohung wurde. Ein authentischer Politthriller.
Hans-Eckehard Bahr
Martin Luther King
Für ein anderes Amerika
2004 Aufbau TB
Das Buch zeigt Martin Luther King - wie er wirklich lebte, seine innere Kraft, seine soziale Leidenschaft. Der charismatische Führer erschütterte mit seinen landesweiten Massenprotesten die amerikanische Gesellschaft bis ins Mark. Martin Luther King wird heute neu entdeckt als große moralische Gegenfigur zum machtbesessenen Amerika. Hans-Eckehard Bahr, seit 1966 persönlicher Mitarbeiter Kings, deutet das gewaltfreie Engagement dieses leidenschaftlichen Mannes im Kontext heutiger Auseinandersetzungen über Gerechtigkeit für alle und Kampf gegen den Terror. Er schildert King als einen Menschen, der wagemutig und ungezwungen religiös war und der glaubwürdig bleibt in Zeiten der Lüge.
Martin Luther King:
Ich habe einen Traum
Hrsg. v. Hans-Eckehard Bahr u. Heinrich W. Grosse
2003 Patmos
Ein bewegender Appell an die Menschlichkeit
"Glauben Sie mir, wenn ich vor dem Problem stünde, würde ich den Kriegsdienst aus Gewissensgründen verweigern. Ich würde nicht einmal als Militärgeistlicher dienen." gestand Martin Luther King einem Reporter 1967 und bezog damit klare Stellung zum Vietnamkrieg. Denn, so King "... es ist unsere Aufgabe, für die Schwachen zu sprechen, für die, die keine Stimme haben, für die Opfer unserer Nation, für die, die sie Feinde nennt, denn keine von Menschen angefertigte Erklärung kann diese zu weniger machen als zu unseren Brüdern."
Die Reden, Aufsätze und Predigten des 1968 ermordeten schwarzen Bürgerrechtlers und Friedensnobelpreisträgers zählen inzwischen zu den Klassikern der "Weltbotschaften", sein legendärer Ausspruch "Ich habe einen Traum" ist immer noch Hoffnungsträger für die unterdrückten Völker dieser Erde. Bezeichnend auch, dass der Martin-Luther-King-Day einer der wenigen offiziellen Feiertage in den USA ist, eine Nation verneigt sich damit vor den Visionen eines echten Pazifisten. Seine Texte zeigen, wie Wut und Hass umgewandelt werden können zu schöpferischer Kraft in jedem Menschen, und sie sind heute aktueller denn je.
Arnulf Zitelmann
Keiner dreht mich um'
Die Lebensgeschichte des Martin Luther King.
2008 Beltz
Martin Luther King mobilisierte landesweit Widerstand gegen das weiße Unterdrückungssystem und wurde mit dem Friedensnobelpreis geehrt. Doch auch im Erfolg verließen ihn seine Selbstzweifel nicht. Martin Luther King blieb bis zu seiner Ermordung auf der Suche nach sich selbst.
Martin Luther King mobilisierte in Amerika mit unglaublicher Energie Widerstand gegen das Unterdrückungssystem der Weißen. 1964 wurde er mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Vom Geheimdienst verfolgt, von langjährigen Freunden fallen gelassen, weil er den Rückzug der USA aus Vietnam forderte, gegen den massiven Druck militanter Schwarzer, die ihn als Kompromissler verdammten - bis zu seiner Ermordung hielt Martin Luther King an seinem Leitsatz fest: "Keiner dreht mich um!"Auf der Auswahlliste zum Deutschen Jugendliteraturpreis.
Auszug aus dem Manuskript:
Man sollte also annehmen, dass King und seine politische Bedeutung zumindest einmal pro Jahr in das kollektive Gedächtnis der US-Amerikaner zurückgerufen werden. Manning Marable hat da so seine Bedenken. Er ist Leiter des Instituts für afro-amerikanische Studien an der New Yorker Columbia University. Marable glaubt, dass weite Teile der Öffentlichkeit den wahren Martin Luther King trotz des offiziellen Gedenktages bis heute nicht richtig kennen gelernt haben.
O-TON: MANNING MARABLE
There are two Martin Luther King juniors.
VOICE OVER: Es gibt zwei Martin Luther Kings. Einmal denjenigen, der 1963 auf den Stufen des Lincoln Memorials steht und seine "I have a dream"-Rede hält. Das ist der Martin Luther King, den alle kennen: Der Mann, der Demonstrationen anführt, der gegen Polizeihunde und Wasserwerfer angeht und der sich 1956 im Bus nach vorne setzt in Montgomery, Alabama. Aber es gibt noch einen zweiten Martin Luther King. Und der wird in den USA weitestgehend unterdrückt. Das ist der Martin Luther King, der sich gegen den Vietnam-Krieg ausgesprochen hat, der ein flächendeckendes Gesundheitssystem gefordert hat, der verlangt hat, dass die Regierung Banken und Unternehmen kontrollieren solle, der - wenn er auch kein demokratischer Sozialist war - zumindest ein scharfer Kapitalismus-Kritiker gewesen ist. Es gab einen King, der alle Armen angesprochen hat, unabhängig von ihrer Hautfarbe, und der sie zum Widerstand mobilisiert hat. All das ist der Martin Luther King der Jahre 1966 bis 1968. Er wird in der öffentlichen Diskussion weitgehend unterschlagen. In den Medien wird über diesen Martin Luther King nicht berichtet. Martin hatte seine Positionen im Laufe der Jahre verändert - nicht in Bezug auf die Gewaltlosigkeit, aber in Bezug auf die Frage, wie viel sich in Amerika ändern müsse, ohne dabei nur auf die Hautfarbe und Rasse der Menschen zu achten. King wusste genau, dass die amerikanische Demokratie ein noch nicht abgeschlossenes Projekt war und dass es für Farbige nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung sein konnte, wenn ihnen gestattet wurde, gemeinsam mit Weißen eine öffentliche Toilette aufzusuchen oder im Restaurant einen Hamburger zu essen. King begriff im Laufe der Zeit, dass es nicht alleine damit getan war, die Rassentrennung aufzuheben. Diese war zwar wichtig, konnte aber letztlich auch nicht weiterhelfen, wenn es darum ging, das Problem der Armut, der Ghettoisierung oder der Arbeitslosigkeit zu lösen. Dies alles hat ihn in den letzten zwei Jahren seines Lebens sehr beschäftigt. Er wusste, dass es zu einem radikalen demokratischen Wandel kommen musste. Und das ist der King, der häufig unterdrückt wird.
And that's the King that frequently gets surpressed.
ERZÄHLER
Eines steht fest: Ohne Martin Luther King wäre die Lage für die meisten Afro-Amerikaner in den USA heute kaum besser als noch vor vierzig Jahren. Dennoch gibt es nach wie vor zum Teil erschreckende Beispiele für allgegenwärtigen Rassismus. Vor allem, wenn es um die Hautfarbe von Straftätern geht, liegt offenbar einiges im Argen. Manning Marable zu einer Studie, die das US-amerikanische Justizministerium vor ein paar Jahren durchgeführt hat.
O-TON: MANNING MARABLE
They discovered that Afro-Americans and Whites who were charged with identical crimes received justice in fundamentally different ways.
VOICE OVER: Es stellte sich heraus, dass Afro-Amerikaner und Weiße, die genau dieselben Gesetzesverstöße begangen hatten, von der Justiz jeweils völlig unterschiedlich behandelt wurden. Beispielsweise wurden jugendliche Afro-Amerikaner 48mal häufiger nach dem Erwachsenenstrafrecht verurteilt als weiße Jugendliche, denen genau das gleiche Vergehen vorgeworfen wurde. Das alleine legt bereits nahe, dass innerhalb des Justizsystems unseres Landes nach wie vor ein ausgeprägter Rassismus vorherrscht. Dafür gibt es noch ein anderes Beispiel: Afro-Amerikaner machen 14 Prozent aller Drogenkonsumenten in den USA aus. Gleichzeitig ist aber jeder Dritte wegen Drogenvergehens Verhaftete ein Afro-Amerikaner. Und: Durchschnittlich 50 Prozent aller Personen, die wegen Drogenvergehen verurteilt werden, wandern ins Gefängnis - bei den Afro-Amerikanern dagegen sind es rund zwei Drittel.
... serving time in prison for drug offenses.
CD-Tipp:
Movement Soul, Vol. 2
CD mit Songs und Tondokumenten aus der US-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung.
Label: Esp-Disk. Im Vertrieb von Sunny Moon (sunny-moon.com
Auszug aus dem Manuskript:
ERZÄHLER
Am 4. November 2008 hat eine deutliche Mehrheit der US-Amerikanischen Wähler sich für den Afro-Amerikaner Barack Obama als vierundvierzigsten Präsidenten der Vereinigten Staaten von Amerika entschieden. Obamas Siegesrede fällt keineswegs triumphierend aus, sondern eher nachdenklich. Und: Auch wenn er den Namen Martin Luther King nicht direkt ausspricht, nimmt Obama zumindest zwischen den Zeilen deutlich Bezug auf ihn und die Bürgerrechtsbewegung der neunzehnhundertsechziger Jahre. So wissen letztlich wohl alle Zuhörer ganz genau, wem sie den ersten afro-amerikanischen Präsidenten ihrer Geschichte ganz entscheidend mit zu verdanken haben.
O-TON: BARACK OBAMA
This election had many firsts and many stories that will be told for generations. But one that's on my mind tonight is about a woman who cast her ballot in Atlanta.
VOICE OVER: Bei dieser Wahl gab es viele Premieren und viele Geschichten, die man sich noch über Generationen hinweg erzählen wird. Aber an diesem Abend denke ich vor allem an eine Frau, die heute in Atlanta wählen gegangen ist - stellvertretend für Millionen andere, die ihrer Stimme bei dieser Wahl Gehör verschaffen wollten. Mit einer Ausnahme: Diese Frau, Ann Nixon Cooper, ist 106 Jahre alt.
Sie gehört zur ersten Generation, die nach Abschaffung der Sklaverei geboren wurde, zu einer Zeit, in der es Menschen wie ihr aus zwei Gründen verboten war, zu wählen: Weil sie eine Frau war und weil sie farbige Haut hatte. Heute Abend denke ich an all das, was sie in ihrem Jahrhundert in Amerika erlebt hat - an die Kopfschmerzen und die Hoffnung, an den Kampf und den Fortschritt; an die Zeiten, in denen uns gesagt wurde, dass wir es nicht schaffen, und an die Menschen, die trotz allem weiter an dem Credo festgehalten haben: Yes, we can - Ja, wir können es schaffen.
In einer Zeit, in der die Stimmen der Frauen zum Schweigen gebracht und ihre Hoffnungen abgetan wurden, sah sie diese aufbegehren und für das Wahlrecht kämpfen. Ja, wir können es schaffen.
Als das Land von Verzweiflung und Depression erfüllt war, sah sie, wie sich eine Nation der Furcht entgegenstellte - mit einer Politik des New Deal, mit neuen Jobs und mit einem neuen Gespür eines gemeinsamen Zieles: Ja, wir können es schaffen.
Als die Bomben fielen und Tyrannei die Welt bedrohte, wurde sie Zeuge, wie eine Generation zu besonderer Größe anwuchs und die Demokratie gerettet wurde. Ja, wir können es schaffen.
Sie hat alles erlebt: die Busse in Montgomery, die Wasserschläuche in Birmingham, eine Brücke in Selma - und einen Prediger aus Atlanta, der den Menschen sagte: "Wir werden darüber hinwegkommen." Ja, wir können es schaffen.
Der Mensch ist auf dem Mond gelandet, in Berlin ist eine Mauer gefallen, eine Welt ist zusammengewachsen alleine durch unsere eigene Wissenschaft und Vorstellungskraft. Und bei dieser Wahl gab Ann Nixon Cooper ihre Stimme ab. Denn nach 106 Jahren in Amerika, nachdem sie gute Zeiten und dunkle Stunden erlebt hat, weiß sie, wie Amerika sich verändern kann. Ja, wir können es schaffen.
... through the best of times and the darkest of hours, she knows how America can change. Yes we can.
O-TON: JUANDALYNN ABERNATHY
Für mich verkörpert er zwei verschiedene Welten. Und das ist was wir brauchen. Und ich bin - ich bin für ihn, weil ich finde ihn so was von charismatisch. Er las nicht seine Rede, er redete von dem Herzen. Er ist überzeugt von dem, was er sagt. Er hat nicht jemand, der ihm was-weiß-ich schreibt und er liest auf einer Wand oder auf einem Papier. Schauen Sie mal die anderen an. Er ist von sich - er ist von sich und verstehen Sie mich bitte nicht falsch - und das, was er sagt so überzeugt. Er ist für mich so reell und das ist was wir brauchen.