Ausstellung "Clara the Rhinoceros"

Ein Nashorn als Popstar

06:26 Minuten
Ein altes Gemälde aus dem 17. Jahrhundert zeigt ein Nashorn, das ausgestellt und von einem Publikum bestaunt wird.
Ein Nashorn, lebendig und zahm. So wurde Clara Mitte des 18. Jahrhunderts zu einer Sensation. So gut wie kein Europäer hatte jemals ein Rhinozeros zu Gesicht bekommen. Davon erzählt eine Ausstellung im Rijksmuseum. © Gallerie d‘Italia, Palazzo Leonari Montanari
Gijs van der Ham im Gespräch mit Nicole Dittmer · 28.09.2022
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Alle waren verrückt nach Clara. Das zahme Nashorn wurde Mitte des 18. Jahrhunderts durch Europa kutschiert und ausgestellt. Es inspirierte Kunst und Mode. Eine Ausstellung im Amsterdamer Rijksmuseum erzählt Claras Geschichte.
Es war einmal ein ganz kleines Nashorn, das lebte im 18. Jahrhundert in Indien. Seine Mutter wurde von einem Jäger erschossen, deshalb nahm ein holländischer Kaufmann es bei sich auf und zog es groß. Es wuchs heran und lebte wie ein zahmes Haustier mit der Familie des Kaufmannes zusammen.
Was wie die Kurzzusammenfassung eines Bilderbuchs für kleine Kinder klingt, ist eine wahre Geschichte. Das Rhinozeros Clara, 1738 in Indien geboren, 1758 in London gestorben, sorgte in Europa Mitte des 18. Jahrhunderts für eine Sensation.

Verschifft von Indien nach Europa

Als das Tier groß und größer wurde und zu einem wahren Koloss herangewachsen war, übergab der Holländer es an einen Landsmann und Kapitän eines Schiffes, Douwe Mout. So gelangte Clara nach Europa – Quellen zufolge während der langen Überfahrt gut versorgt mit Heu und Orangen. Der Kapitän beschloss, das Nashorn europaweit auszustellen, um seine und die Existenz des Tieres zu sichern.
So gut wie niemand in Europa hatte jemals ein lebendes Nashorn gesehen. Viele kannten den Rhinozeros-Holzschnitt von Albrecht Dürer. Doch der war mehr oder weniger aus der Fantasie entstanden. Clara jedoch war quicklebendig und den Menschen zugewandt.

"Ein Popstar des 18. Jahrhunderts"

Sie war vermutlich nicht so niedlich wie 260 Jahre später Knut, der Eisbär aus dem Berliner Zoo. Aber die Menschen waren von ihr fasziniert. „Clara war so etwas wie ein Popstar des 18. Jahrhunderts“, sagt Gijs van der Ham. Er ist Kurator der aktuellen Ausstellung „Clara the Rhinoceros“ im Amsterdamer Rijksmuseum. „Alle waren verrückt nach Clara.“

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Das färbte auf die Mode- und die Kunstwelt ab. Die mondänen Pariserinnen trugen Perücken „à la rhinocéros“, die Herren schmückten ihre Kutschen mit panzerartigen Verzierungen. Und viele bildende Künstler ließen sich zu Gemälden und Skulpturen inspirieren.
All das und die Vorgeschichte der Nashorn-Rezeption in Europa zeichnet die Ausstellung nach. Auch Dürers Holzschnitt aus dem frühen 16. Jahrhundert ist zu sehen. Er verpasste dem Tier übrigens – anatomisch nicht ganz korrekt – noch ein weiteres Horn auf dem Rücken.

"Clara the Rhinoceros", vom 30. September 2022 bis zum 15. Januar 2023 im Rijksmuseum Amsterdam.

(mkn)
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