Hundespürnasen gegen Krebs

Von Arndt Peltner |
Jährlich erkranken rund 9000 Frauen in Deutschland an Eierstockkrebs. In den USA hat sich die Pine Street Stiftung der Krebsfrüherkennung verschrieben. Dazu hat man ein paar Vierbeiner zur Unterstützung angeheuert.
"Dies hier ist Captain Jennings, er gehört Michael McCullochs….sitz…gut… Diese Hunde haben wir von "Guide dogs for the blind”. Mehr oder weniger kommen sie von dort, sie gehören Familien und jeden Montag kommen sie zu uns und verbringen den Morgen mit uns und arbeiten und sind alle sehr, sehr gute Hunde."

Johanna Altgeld hält Captain Jennings an der Leine. Der Vierbeiner ist Teil des Forschungsteams der Pine Street Clinic in San Anselmo. Ein kleiner Portugese Waterdog, dem man in diesem Moment durchaus anmerkt, dass er für heute genug Forschungsarbeit betrieben hat.

Die Pine Street Clinic ist Teil der eigenen Stiftung, die einen neuen Weg der Krebsfrüherkennung finden will. Mit Hilfe des Geruchssinns von Hunden soll dieses Ziel erreicht werden.

Michael McCulloch ist der Leiter des Research Teams. Per Zufall stieß man auf die Idee der vierbeinigen Spürnasen im Kampf gegen den Krebs:

"Darauf aufmerksam wurden wir über einen Artikel im britischen Medical Journal "Lancet”, in dem der Fall einer Frau erläutert wurde, die damals gerade mal 19 Jahre alt war. Also kein Alter, in dem man Hautkrebs vermutet. Aber ihr Hund bellte, bis und kratzte immer wieder ihr Bein an. Also ging sie zum Arzt und der fand in der Tat genau dort ein Melanom. Also entschieden wir, wenn ein Hund das spontan machen kann, dann können wir das auch antrainieren. So begann das Projekt."

Die Forscher arbeiten wie Hundetrainer. Dem Vierbeiner wird die Quelle des Geruchs gezeigt, danach soll er sitzen und bekommt ein Leckerli. Das ganze wird mehrfach wiederholt, bis dann der Zeitpunkt gekommen ist, die Quelle des Geruchs zu verstecken. Der Hund wird aufgefordert, das Objekt zu finden. Bei Erfolg wird er mit einem Snack belohnt, bei Nichtauffinden eben nicht.

McCulloch: "Schon früh im Projekt entschieden wir uns, Hunde und Patient nicht zusammen zu bringen, um unnötigen Stress zu vermeiden. Stattdessen atmen die Personen in einen Behälter, in dem Fasern, wie in einer Jacke oder Schlafsack sind. Und diese Fasern halten den Geruch des Atems. Das hilft darüber hinaus auch, dass keine anderen Körpergerüche, wie Parfüm oder Schweiß dazukommen."

Hunde haben eine feine Nase, die in vielen Bereichen dem Menschen nützlich sind. Bei der Drogen- und Bombenaufspürung, bei der Suche von Verschütteten und sogar Ertrunkenen hilft die Supernase der Hunde. Und auch bei Diabetikern kommen Hunde zum Einsatz, die zu hohe und sogar zu niedrige Zuckerwerte riechen können und daraufhin Alarm schlagen.
Michael McCulloch sieht sich auch durch seine bisherigen Forschungsarbeiten bestätigt:

"In unserem ersten Projekt, 2006, trainierten wir Hunde auf die Atemproben von Patienten mit Lungen- und Brustkrebs. Die Hunde lagen bei Lungekrebs 99 Prozent richtig, bei Brustkrebs zwischen 88 und 100 Prozent."

Nun wendet sich die Pine Street Foundation und Klinik der Früherkennung des Eierstockkrebses zu:

" Wir glauben, dass beim Eierstockkrebs der Stoffwechsel der Krebszelle ein Abfallprodukt ausscheidet, das sich von dem einer normalen Zelle unterscheidet. Das gelangt über den Blutkreislauf schließlich in die Lunge, die als riesiger Filter arbeitet. Viele Teilchen im Blut gelangen durch den Atem nach draußen, entweder als flüchtiges Gas oder in Form kleinster Feuchtigkeitstropfen."

Das Langzeitziel ist die Entwicklung eines "Breathe Analyzers”, eines Atemgerätes, das den Krebs bereits im Frühstadium aufgrund der Ausatmung erkennt. Hunde sind für Michael McCulloch wichtige Mitarbeiter, dieses Ziel zu erreichen.

"Jedes Mal wenn der Präsident der Vereinigten Staaten ein Flugzeug besteigt, checken zuerst Hunde die Maschine. Also, wenn der Geruchssinn eines Hundes gut genug für den Präsidenten der Vereinigten Staaten ist, dann ist er auch gut genug für mich in dieser Forschung."