"Hundert-Hennen-Show"

Von Knut Cordsen |
Hermes Phettberg tritt mal wieder auf - mit einem Programm, dessen Titel sich herleitet von einer der Kolumnen, die der Mann Woche für Woche für ein Wiener Stadtmagazin schreibt. Einer der Predigtdienste, wie Phettberg seine Kolumne nennt, trägt die Überschrift "Hundert Hennen".
"Wissen Sie, um auftreten zu können, müssen Sie einen Luxus treiben können. Wenn Sie keinerlei Luxus treiben können, dann können Sie auch nicht auftreten. Und ich kann jetzt schon ein ganzes Jahr lang keinen Luxus treiben."

Dennoch tritt Hermes Phettberg - mittlerweile 52 Jahre alt und bettelarm - mal wieder auf - mit einem Programm, dessen Titel sich herleitet von einer der Kolumnen, die der 160 Kilogramm schwere Mann Woche für Woche für das Wiener Stadtmagazin "Falter" schreibt - eine Kolumne, die der ehemalige Pastoralassistent "Predigtdienst" nennt.

"Nächste Woche schreibe ich den 666. Und das sind 13 Jahre Predigtdienst, Und einer dieser 666. Predigtdienste, der trägt die Überschrift: "Hundert Hennen".

Und dessen zentraler Satz lautet:

"Inzwischen habe ich die Fülle von hundert Hennen erreicht."

Sein Gewichtsproblem aber ist für Hermes Phettberg nicht wirklich eines. Vielmehr sorgt er sich, dass der von ihm ins Leben gerufene "Verein zur Schaffung einer Hochschule für Pornographie und Prostitution" nicht recht Gestalt annehmen will, kaum vorankommt, - ein seltsames Projekt.

"Ja, aber das ist doch eine sinnvolle Idee. Ich möchte Sie darauf hinweisen, dass die deutsche Porno-Industrie so viel Umsatz macht wie die deutsche Stahl-Industrie. Und das ist ja nur lauter Dreck. Stellen Sie sich vor, so eine Hochschule würde die Sache zum Glühen bringen."

Daneben bemüht sich Hermes Phettberg, einen "Orden" zu gründen.

"Also einen völlig gottlosen Orden. Unter dem Motto: Ich will nichts von euch, aber ich mache auch nichts für euch."

Gottloser Orden? Das klingt nach dem Motto einer der früheren Tourneen des erklärten "Wracks": "Hermes Phettberg rettet die Religion."

"Jajaja, im Augenblick ist der gottlose Jesus ein bevorzugtes Thema von mir. Also der gottlose Jesus, das wäre einer, der nicht an Gott glaubt. Ich meine, warum soll so ein Jesus nicht auch denkbar sein."

Der an Fettsucht leidende Philosoph Phettberg ist also wieder unterwegs. Derjenige, der sich selbst charakterisiert als den "kommunikationskrankesten Menschen Österreichs", dessen größtes Kapital indes in der Gesprächskunst liegt. Hässlich sei er, sagt er, einsam; er ist einer, der seine Wunden zeigt.

"Und ich glaube, es ist ja überhaupt nicht so, dass die Leute gerne Wunden herzeigen oder ihre Verletzungen oder so. Meine Einsamkeit führt eben dazu, dass ich als Prinzip habe: Zeige Du mir Deins, ich zeige Dir meins. Dann zeige ich meins, die erschrecken zu Tode und zeigen mir nie mehr ihres."

Verständlich, bei solchen Aktionen, die Phettberg regelmäßig veranstaltet.

"Am 24. veranstalte ich in Wien den Abend "Phettberg rettet den Arschfick" - jaja, das können Sie jetzt natürlich nicht senden."

Doch, nur denkt man darüber dann - wie Hermes Phettberg:

"Das ist ja ganz grauslich und ungustiös."

Immerhin, sein Landsmann Franzobel hat ihm schon ein Theaterstück gewidmet, und als Schutzheilige hat Phettberg mit Ilse Aichinger die Grande Dame der österreichischen Literatur aufzubieten sowie eine leibhaftige Literaturnobelpreisträgerin.

"Die Frau Aichinger war mir immer wohlstgesonnen (sic), und ich verbeuge mich tief vor ihr. Auch die Frau Jelinek nimmt mich zur Kenntnis, also ich habe ja ein paar Patroninnen, die mich wirklich sehr behüten, ja."

Schön. Noch etwas?

"Ich meine, ich habe alles durchforscht und das, was fehlt, bringe ich."
Wobei: Der Arbeit ist der kurzatmige Phettberg abhold.

"Ich schätze, dass 100 Millionen Menschen in Europa nicht gern arbeiten, weil z. B. ich arbeite überhaupt nicht gern."

Oder besser: Hermes Phettberg arbeitet nicht gern fernab der Öffentlichkeit.

"In der stillen Kammer macht mir das keinen Spaß. Und wenn in der Öffentlichkeit zu viel Korrektheit geredet wird, dann kriege ich a bisserl einen Anfall."

In München übrigens tritt Hermes Phettberg nur äußerst ungern auf. Ja, ihn beschleicht in dieser Stadt sogar die Angst.

"Ich kenne München ja nur aus dem 'Derrick’. Und da sind lauter böse Menschen, Bösewichter. Diese Krimis, die machen euch ganz schlecht in der Welt.