Eierkonsum in Deutschland
Sei es als Spiegelei, Rührei oder Frühstücksei: Eier sind beliebt in Deutschland. © IMAGO / Funke Foto Services / IMAGO /
Von wegen Bio!

Eier gehören für viele zu Ostern und die Mehrheit der Deutschen legt nach eigenen Angaben beim Kauf wert auf Bio-Siegel. Trotzdem kommen weniger als zehn Prozent der gegessenen Eier aus biologischer Erzeugung. Wie passt das zusammen?
Die Deutschen essen gerne Hühnereier - und davon immer mehr: Im Jahr 2010 lag der Konsum noch bei 218 Eiern pro Kopf, 2024 waren es schon 249.
Und dabei achten die Deutschen nach eigenen Angaben auf die Produktionsbedingungen: In einer Umfrage im Auftrag des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft aus dem Jahr 2022 gaben 32 Prozent der Befragten an, ausschließlich Bio-Eier zu kaufen, weitere 32 Prozent machten die Angabe „häufig“. Nur sechs Prozent erklärten, dass sie nie Bio-Eier kaufen würden.
Einem Bericht des Bundesinformationszentrums für Landwirtschaft (BZL) zufolge kauften die Konsumenten aber 2023 bevorzugt das günstigere Bodenhaltungsei. Wie lassen sich diese Unterschiede erklären?

Der Anteil von Eiern aus ökologischer Erzeugung sowie aus Freilandhaltung ist zuletzt immer weiter gestiegen.© Deutschlandradio / Andrea Kampmann
52 Prozent der Eier werden nach Angaben des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft an private Haushalte verkauft, 32 Prozent an die Industrie und 16 Prozent an Großküchen und Bäckereien. Und im Restaurant oder der Kantine fragen die meisten Verbraucher eben nicht nach den Produktionsbedingungen und auch bei verarbeiteten Produkten ist die Nachfrage nach Bio kleiner.
Fehlende Kennzeichnung in Kuchen und Co.
Zudem ist für Verbraucher oft nicht erkennbar, woher die Eier kommen. Denn wie die Verbraucherzentrale erklärt, ist für Eier in verarbeiteten Lebensmitteln, wie Nudeln, Fertiggerichten, Mayonnaisen oder Kuchen eine Kennzeichnung der Haltungsform und Herkunft nicht vorgeschrieben. Solche Produkte können sogar Eier aus Käfighaltung enthalten.
Und für Ostern besonders relevant: Auch bei Eiern, die gekocht und gefärbt verkauft werden, müssen Hersteller keine Angaben zur Haltungsklasse machen. Laut Verbraucherzentrale tun das aber immer mehr Hersteller freiwillig.
Doch verarbeitete Produkte und Außer-Haus-Konsum erklären die Diskrepanz nicht vollständig. Schließlich kaufen Verbraucher 52 Prozent der Eier direkt und mit Schale. Der Marktanteil müsste also zumindest irgendwo bei 25 Prozent liegen, damit die Selbsteinschätzung der Deutschen stimmt.
Einkaufskosten im Vergleich
Nun könnte es sein, dass Menschen, die Bio-Eier bevorzugen, deutlich weniger Eier kaufen als Menschen, die lieber Eier aus Freiland- oder Bodenhaltung kaufen. Oder hier ist ein psychologischer Effekt am Werk: In Umfragen neigen viele Menschen dazu, eher so zu antworten, wie sie glauben, dass es von der Gesellschaft erwartet wird. Im Supermarkt geht der Blick dann aber vielleicht doch auf den Preis. Denn Eier aus Bodenhaltung sind deutlich billiger als Bio-Eier. Immerhin sind die Preise nach Angaben des Bundesinformationszentrums für Landwirtschaft (BZL) trotz der Inflation zuletzt konstant geblieben.
Einbezug der Importe
Für die Produzenten wir es immer herausfordernder, mit der wachsenden Nachfrage Schritt zu halten, sagt der Eierhändler Karl Beitelhoff aus Münster: „Der Markt ist in sich sehr knapp. Es gibt nicht mehr so viele Produzenten, wie es vor Jahren gegeben hat.“
Um den Bedarf zu decken, werden auch Eier importiert: 5,4 Milliarden Eiern wurden 2023 importiert, rund sieben Prozent mehr als im Vorjahr. Mit einem Anteil von 75 Prozent kommen die meisten Eier aus den Niederlanden. Zusätzlich stammen zwölf Prozent aus Polen. Und in diesen Ländern dominiert die Käfighaltung mit einem Marktanteil von 72 Prozent.
Unter Einbezug der Importe liegt der Anteil der Bio-Eier am deutschen Konsum also unter zehn Prozent.
Der Tierschutzbund rät Verbrauchenden, auf Kennzeichnungen für Tierwohlstandards zu achten. Das Label „OKT“ steht beispielsweise für „Ohne Kükentöten“. In Deutschland ist das gesetzlich Pflicht, in den Niederlanden und Polen aber nicht.
Methoden gegen das Kükentöten
In Deutschland haben Brütereien zwei Alternativen: Entweder die Aufzucht der Bruderhähne - so heißen die männlichen Küken -, wie es im Bio-Bereich vorgeschrieben ist, oder die Geschlechtsbestimmung im Ei. Dabei wird eine kleine Menge Flüssigkeit aus dem Ei entnommen und mit speziellen Biomarkern getestet oder die DNA bestimmt. Wird dabei erkannt, dass sich ein männliches Küken im Ei befindet, kann das Bebrüten frühzeitig beendet werden.
Experten schätzen, dass bereits zwei Drittel der Bruteier auf diese Weise gescannt werden. Allerdings gibt es auch Probleme mit dem Verfahren. Die Fehlerquote beträgt zwischen 1 und 8 Prozent. Zudem ist die Kapazität der Analysetechnik in Spitzenzeiten begrenzt. Es bleibt abzuwarten, ob die Geschlechtserkennung im Ei bald auch im Bio-Bereich erlaubt wird, um den hohen CO2-Fußabdruck der Bruderhähne zu reduzieren.
chh, pto