John Eliot Gardiner zum 80. Geburtstag

Mit ewig frischem Entdeckergeist

Der Dirigent Sir John Eliot Gardiner hebt die Arme zum Dirigat bei einer Probe.
John Eliot Gardiner wurde 1998 von der Queen in den Adelsstand erhoben und ist seitdem Sir. © picture alliance / dpa / Rene Fluger
Moderation: Uwe Friedrich · 20.04.2023
Sir John Eliot Gardiner ist einer der profiliertesten Dirigenten. Von Monteverdi aus erarbeitete er sich das Repertoire, über Bach, Beethoven und Berlioz bis zur Operette. Spannend, streitbar, frisch und frei von Pathos, wie Gespräche und Musik beweisen.
Ein Bauer aus der Grafschaft Dorset werde bei der Krönung von Charles III. dirigieren, so titelte das englische Magazin „Country Living“ und hatte damit nicht ganz Unrecht. Denn tatsächlich betreibt der Dirigent Sir John Eliot Gardiner einen Biobauernhof bei Shaftesbury.
Der Bauer, Dirigent und Alte-Musik-Pionier feiert seinen 80. Geburtstag. Grund genug, auf ein außergewöhnliches Musikerleben zurückzublicken und eine Persönlichkeit zu würdigen, die auch nach Jahrzehnten auf der Bühne noch zu überraschen weiß.
Der jüngere Dirigent John Eliot Gardiner blickt mit großer Brille und dunklem Haar in die Kamera.
Sir John Eliot Gardiner, hier im Jahr 1981, gründete drei Spezialensembles für Alte Musik: den Monteverdi Choir, die English Baroque Soloists und das Orchestre Révolutionnaire et Romantique.© imago images / United Archives / kpa
Monteverdi und Bach – kein Porträt von Sir John Eliot Gardiner kann ohne diese beiden Namen auskommen. Ist es doch die Musik Bachs, die das Publikum vor allem mit Gardiner und seiner längst legendären „Pilgerreise“ einschließlich der Gesamtaufführung aller Kantaten im Bach-Jahr 2000 verbindet.
Sir John Eliot Gardiner steht 2014 im Bach-Museum zwischen dem Gemälde von Johann Sebastian Bach und seinem Vater Johann Ambrosius Bach.
Seit 2014 ist der Dirigent, der hervorragend deutsch spricht, auch Präsidenten der Stiftung Bach-Archiv Leipzig.© imago / epd
Und doch ist es Monteverdi, nach dem Gardiner seinen Chor benannt hat, den er bereits 1964 gründete und der heute zu den besten seiner Art zählt.

Bekenntnis zur französischen Musik

Allerdings hat Gardiner mit seinen stets frischen, tänzerisch bewegten Interpretationen nicht nur der Deutung von barocker und klassischer Musik neue Wege gewiesen. Auch ein Komponist wie der bisweilen sperrige französische Romantiker Hector Berlioz stand von Anfang an auf Gardiners Programmen.
Diese wurden später auch um Kuriositäten etwa von Chabrier und Rossini erweitert, ganz zu schweigen von den Beethoven-Sinfonien, die Gardiner den Orchesterwerken von Berlioz mit dem eigens dafür gegründeten „Orchestre Révolutionnaire et Romantique“ gegenüberstellte.

Lieber Gast als Chef

Dabei hat Gardiner eine Weltkarriere durchlaufen, ohne jemals bei einem etablierten Spitzenorchester als Chefdirigent verpflichtet gewesen zu sein, was vor ihm wohl nur Nikolaus Harnoncourt gelungen ist. Viele Jahre lang verhielt sich Gardiner auffallend reserviert gegenüber diesen Orchestern, die ihn inzwischen aber längst als Gastdirigenten umwerben.
So wurde Schuberts Erste Sinfonie, die an diesem Abend ebenfalls zu hören ist, mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks aufgenommen. Mit welchem Orchester und welchem Repertoire auch immer: Sir John Eliot Gardiner hat sich seinen Entdeckergeist bis auf den heutigen Tag bewahrt.
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