Hommage an eine einsilbige Frau
"Tuyas Hochzeit", Gewinner der diesjährigen Berlinale, ist die Hommage an eine Frau, die ohne viel Worte in der mongolischen Steppe ihrem Schicksal trotzt. Der Dokumentarfilm "ostPunk! too much future!" porträtiert die Punk-Bewegung in der DDR, die nicht gegen zu wenig, sondern gegen zuviel vorgeplante Zukunft rebellierte.
"Tuyas Hochzeit"
China 2006, Regie: Quanan Wang, Hauptdarsteller: Yu Nan, Bater, Baolier Zhaya, 96 Minuten, ab 6 Jahren
Vor unseren Augen entfaltet sich die gewaltige Weite der mongolischen Steppenlandschaft. So fremd und großartig diese Landschaftstotalen wirken mögen, vermitteln sie doch auch ein Gefühl für die Unwirtlichkeit der Welt, in der hier ums Überleben gekämpft und bis zum Umfallen geschuftet wird.
Inmitten einer Schafherde begegnen wir der Titelheldin Tuya. Mit geübten Griffen lenkt sie das notorisch mürrische Kamel, holt in schweren Eimern Wasser aus dem Brunnen. Tuyas Mann lässt sie besorgt vom Sohn durch ein Fernglas beobachten. Er selbst ist nach einer schweren Arbeitsverletzung gelähmt und kann nicht mehr arbeiten.
Überraschenderweise entwickelt "Tuyas Hochzeit" trotz und vielleicht gerade wegen seiner Schilderungen des harten mongolischen Alltags eine ganz eigene Komik. Die Schroffheit der Natur bringt einen überraschend schroffen Umgang der Menschen untereinander mit sich. Es ist ein lakonischer Ton, entstanden aus einer Lebenssituation, in der man sich zwischen aufziehenden Schneestürmen und der Suche nach den Schafen nicht allzu viele Worte erlauben kann.
Und dann ist da noch Tuyas Plan, so wunderschön wie absurd, so nahe liegend wie verwegen: Sie muss einen neuen Mann finden, will den alten aber nicht hinter sich lassen.
"Tuyas Hochzeit" von dem chinesischen Regisseur Wang Quan’an ist eine Hommage an eine Frau, die ohne viel Worte ihrem Schicksal trotzt. Es ist ihr Stolz und ihr Wille, die dem Film seine eigenwillige Schönheit verleihen.
<im_39934>ostPUNK! too much future (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_39934> "ostPunk! too much future!"
Deutschland 2006, Dokumentarfilm von Carsten Fiebeler und Michael Boehlke, 93 Minuten
Natürlich stutzt man bei diesem Titel. Lautete das Motto der Punkbewegung nicht "No Future"? Doch die Ex-Punks, die wir in diesem Film kennen lernen, haben gerade gegen zuviel Zukunft rebelliert. Von der Wiege bis zum Sarg war die Biografie in der DDR vorgegeben, aus diesen von oben verordneten Bahnen wollte man ausbrechen.
"ostPunk!too much future!" porträtiert sechs Menschen, die von 1979 bis 1984 zur ersten Punk-Generation in der DDR gehörten. Wie auch die Punks im Westen wollten sie durch die schrille, auffällige Kleidung ihren Nonkonformismus, ihre Unangepasstheit zum Ausdruck bringen. Doch mit ihren knalligen Farben, den Sicherheitsnadeln in den Wangen, den zerrissenen Lederjacken passten sie nicht in das öffentliche Einheitsbild der DDR. Mit schweren Sanktionen haben die Behörden auf die eher unpolitische Subkultur reagiert. Die Entscheidung, Punk in der DDR zu sein, wurde zu einer existenziellen und politischen.
Die Ex-Punks erzählen von ihren Haftstrafen, von ihrem Ärger mit Vorgesetzten und von der Überwachung durch die Staatssicherheit. Jede der im Film interviewten Personen hat einen anderen Umgang mit der Vergangenheit gefunden. Die Künstlerin Cornelia Schleime brachte die Verfolgungen in ihren Bildern zur Sprache, während Mita Schamal noch immer unter den psychischen Folgen ihrer Inhaftierungen zu kämpfen hat. Mike Göde arbeitet als Bauarbeiter und leistete sich mit seiner Frau ein schmuckes Eigenheim. Doch nach der Arbeit wird weiter gepunkt, Göde ist Sänger und Kopf der Hardcorepunkband "Punishable Act".
Die Stärke von "ostPunk! too much future!" ist, dass er die Punkbewegung durch die Folie der Gegenwart reflektiert.
China 2006, Regie: Quanan Wang, Hauptdarsteller: Yu Nan, Bater, Baolier Zhaya, 96 Minuten, ab 6 Jahren
Vor unseren Augen entfaltet sich die gewaltige Weite der mongolischen Steppenlandschaft. So fremd und großartig diese Landschaftstotalen wirken mögen, vermitteln sie doch auch ein Gefühl für die Unwirtlichkeit der Welt, in der hier ums Überleben gekämpft und bis zum Umfallen geschuftet wird.
Inmitten einer Schafherde begegnen wir der Titelheldin Tuya. Mit geübten Griffen lenkt sie das notorisch mürrische Kamel, holt in schweren Eimern Wasser aus dem Brunnen. Tuyas Mann lässt sie besorgt vom Sohn durch ein Fernglas beobachten. Er selbst ist nach einer schweren Arbeitsverletzung gelähmt und kann nicht mehr arbeiten.
Überraschenderweise entwickelt "Tuyas Hochzeit" trotz und vielleicht gerade wegen seiner Schilderungen des harten mongolischen Alltags eine ganz eigene Komik. Die Schroffheit der Natur bringt einen überraschend schroffen Umgang der Menschen untereinander mit sich. Es ist ein lakonischer Ton, entstanden aus einer Lebenssituation, in der man sich zwischen aufziehenden Schneestürmen und der Suche nach den Schafen nicht allzu viele Worte erlauben kann.
Und dann ist da noch Tuyas Plan, so wunderschön wie absurd, so nahe liegend wie verwegen: Sie muss einen neuen Mann finden, will den alten aber nicht hinter sich lassen.
"Tuyas Hochzeit" von dem chinesischen Regisseur Wang Quan’an ist eine Hommage an eine Frau, die ohne viel Worte ihrem Schicksal trotzt. Es ist ihr Stolz und ihr Wille, die dem Film seine eigenwillige Schönheit verleihen.
<im_39934>ostPUNK! too much future (NUR IM ZUSAMMENHANG MIT DEM FILMSTART)</im_39934> "ostPunk! too much future!"
Deutschland 2006, Dokumentarfilm von Carsten Fiebeler und Michael Boehlke, 93 Minuten
Natürlich stutzt man bei diesem Titel. Lautete das Motto der Punkbewegung nicht "No Future"? Doch die Ex-Punks, die wir in diesem Film kennen lernen, haben gerade gegen zuviel Zukunft rebelliert. Von der Wiege bis zum Sarg war die Biografie in der DDR vorgegeben, aus diesen von oben verordneten Bahnen wollte man ausbrechen.
"ostPunk!too much future!" porträtiert sechs Menschen, die von 1979 bis 1984 zur ersten Punk-Generation in der DDR gehörten. Wie auch die Punks im Westen wollten sie durch die schrille, auffällige Kleidung ihren Nonkonformismus, ihre Unangepasstheit zum Ausdruck bringen. Doch mit ihren knalligen Farben, den Sicherheitsnadeln in den Wangen, den zerrissenen Lederjacken passten sie nicht in das öffentliche Einheitsbild der DDR. Mit schweren Sanktionen haben die Behörden auf die eher unpolitische Subkultur reagiert. Die Entscheidung, Punk in der DDR zu sein, wurde zu einer existenziellen und politischen.
Die Ex-Punks erzählen von ihren Haftstrafen, von ihrem Ärger mit Vorgesetzten und von der Überwachung durch die Staatssicherheit. Jede der im Film interviewten Personen hat einen anderen Umgang mit der Vergangenheit gefunden. Die Künstlerin Cornelia Schleime brachte die Verfolgungen in ihren Bildern zur Sprache, während Mita Schamal noch immer unter den psychischen Folgen ihrer Inhaftierungen zu kämpfen hat. Mike Göde arbeitet als Bauarbeiter und leistete sich mit seiner Frau ein schmuckes Eigenheim. Doch nach der Arbeit wird weiter gepunkt, Göde ist Sänger und Kopf der Hardcorepunkband "Punishable Act".
Die Stärke von "ostPunk! too much future!" ist, dass er die Punkbewegung durch die Folie der Gegenwart reflektiert.