Hommage an die katholische Minderheit

Von Blanka Weber · 24.09.2011
Bald tritt Benedikt XVI. seine Rückreise nach Rom an. Was bleibt von all dem Rummel, den Reden und Feiern? In Thüringen ziehen die Menschen nach dem großen Gottesdienst auf dem Domplatz in Erfurt ein erstes Resümee.
Ein sichtlich zufriedener Papst Benedikt XVI. feierte heute mit 28.000 Gläubigen die Heilige Messe vor dem Erfurter Dom. Seine Botschaft: die politische Freiheit schätzen und den Glauben stärken.

"Wenn wir uns dem ganzen Glauben in der Geschichte und dessen Bezeugung in der Kirche öffnen, dann hat der katholische Glaube auch als öffentliche Kraft in Deutschland Zukunft."

Es war seine Hommage – vor allem an die Katholiken des Landes, des Eichsfeldes. 8 Prozent sind es in Thüringen – eine Minderheit.

"Ist der Wurzelgrund des Glaubens und des christlichen Lebens nicht tiefer als in der gesellschaftlichen Freiheit zu suchen. Viele entschiedene Katholiken sind gerade in der schwierigen Situation einer äußeren Bedrängnis Christus und der Kirche treu geblieben."

Menschen, die an der Heiligen Messe heute Morgen auf dem Domplatz teilgenommen haben, waren sichtlich beeindruckt:

"Ganz, ganz wunderbar, weil es feierlich war, weil die Stimmung auf dem Platz sehr friedlich war und weil es wunderbar ist, wenn der Heilige Vater uns hier besucht in seinem Heimatland."

"Die Atmosphäre, der Besuch überhaupt des Heiligen Vaters, der ja hier ganz wirkungsvoll in dieser 'Diaspora Thüringen' vielleicht so einen gewissen Start gemacht hat für den katholischen Glauben, den wieder mehr zu beleben."

Ein Start für eine neue Belebung der Ökumene war das erhoffte Ziel beim Treffen am Freitag im Augustinerkloster.

Wo gestern noch Bundeskanzlerin und Bundespräsident saßen, war heute Morgenandacht der Gemeinde. Die Ruhe nach dem Sturm – nur der Wirt des kleinen Cafés nebenan

"Viele Touristen werden sicherlich kommen und werden gucken, wo der Papst mal war."

Auch er hat das Café zwei Tage schließen müssen aufgrund der hohen Sicherheitsstufe. Ein Großteil der Innenstadt war temporär vollständig gesperrt.

"Es meckern zwar auch viele Leute wegen dem Aufwand und so weiter, aber ich denke, dass ein Großteil der Leute stolz ist."

Lothar Schmelz, Kurator des Augustinerklosters, wünscht sich nach dem hohen Besuch in den Evangelischen Hallen eines:

"Ich hoffe jetzt, dass dieses Treffen nicht in 4 Wochen vergessen sein wird. Das ist meine ganz, ganz große Hoffnung. Dass man sich einfach in einem Jahr noch mal trifft – also wir – und fragt: Was ist eigentlich daraus geworden? Hat das jetzt eine Wirkung gezeigt, die nachhaltig ist?"

Die heiklen inhaltlichen Fragen sowohl zu Themen innerhalb der katholischen Kirche – wie das Priesteramt für Frauen - als auch zum Umgang mit der evangelischen hat Papst Benedikt auch heute nicht angesprochen.

Nur eines stand gestern – abgeschirmt von der Öffentlichkeit – nach der Vesper in Etzelsbach auf seinem Programm: Er traf fünf Personen, die Opfer sexueller Übergriffe durch kirchliche Mitarbeiter geworden waren. Auch wenn er sich dazu selbst heute nicht äußern wollte, so gab es vom Beauftragten der katholischen Kirche für Missbrauchsaufklärung Antworten:

"Die Betroffenen, die waren aus verschiedenen Regionen Deutschlands. Es waren auch Personen vertreten, die sowohl Opfer sexuellen Missbrauchs geworden sind in einer Pfarrei aber auch aus einem Kinderheim."

Es wurde sehr offen gesprochen, das war aber auch der Atmosphäre geschuldet, sagte Stefan Ackermann, Sonderbeauftragter der katholischen Kirche für die Aufarbeitung des Missbrauchsskandals.

"Sie haben ihre Situation geschildert. Der Papst hat sehr aufmerksam zugehört und sich dann auch jedem Einzelnen zugewandt."

Zu den konkreten Zahlen der Missbrauchsopfer gibt es derzeit keine Angaben.

"Es melden sich immer noch Opfer! Die Zahlen sind natürlich anders als noch vor einem Jahr. Aber es gibt immer noch Menschen, die erst jetzt den Mut fassen und sich melden."

Der Besuch des Papstes in Thüringen war der erste in den neuen Ländern. Ein symbolischer sollte es sein und ein inhaltlicher hätte es werden können.

Papst Benedikt XVI.: "Die Herrlichkeit Gottes hörbar und schaubar zu machen, und so zu leben in einer Welt, in der Gott da ist und Leben schön und sinnvoll werden lässt. Amen."

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