Holzschlag

"Wir haben schon die Hälfte unserer Wälder verloren"

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Luftaufnahme von gerodeten Flächen im Harz. Die Trockenheit der Jahre 2019 und 2020 und der Borkenkäfer haben einen großen Teil der Fichten im Harz absterben lassen. Nun werden die Totholzflächen gerodet und das Holz abtransportiert.
Gerodete Flächen im Harz © picture alliance / dpa / Matthias Bein
Christoph Thies im Gespräch mit Liane von Billerbeck · 11.10.2021
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Immer mehr Holz wird zur Energiegewinnung verbrannt, Wegwerfverpackungen aus Papier ersetzen solche aus Plastik: Für das Klima ist das nicht gut, warnt der Greenpeace-Waldexperte Christoph Thies und fordert, mehr Waldgebiete vor Holzeinschlag zu schützen.
Anlässlich der Weltnaturschutzkonferenz zum Schutz der Artenvielfalt schlägt Christoph Thies Alarm. Für den deutschen Wald sehe es "überhaupt nicht gut" aus, sagt der Waldexperte bei Greenpeace.
"Wir haben in Deutschland schon über die Hälfte unserer Wälder verloren und auf dem Rest der Fläche haben wir sehr viel künstliche Forsten, also Holzplantagen aus Nadelbaumarten, und viel zu wenig naturnahe echte Wälder." Denn natürlicherweise würden bei uns überwiegend Laubbäume wachsen.
Im Weltmaßstab stehe Deutschland in Sachen Waldnutzung mit am schlechtesten da, so Thies weiter: "Wir haben eine extrem intensive Forstwirtschaft, wir hauen viel zu viel Holz aus unseren Wäldern heraus, wir liegen etwa beim Doppelten oder Dreifachen vom Weltdurchschnitt in Wirtschaftswäldern."

Holz zur Energieerzeugung schadet dem Klima

Der Waldexperte verweist insbesondere auf das Problem, dass immer mehr Holz für die Energieerzeugung verbrannt werde. Das sei sehr klimaschädlich: "Die Bruttoemissionen dabei sind höher als bei der Verbrennung von Braunkohle."
Auch die Zunahme von Wegwerfprodukten aus Pappe oder Papier sorge dafür, dass der Druck auf die Wälder immer größer werde: "Es geht jetzt zu Recht komplett gegen Plastikwegwerfverpackungen, weil die Meere immer mehr vermüllt werden", betont Thies. "Aber was macht man? Man stellt nicht das Wegwerfprinzip insgesamt infrage."

"Wir müssen grüner und nachhaltiger bauen"

Richtig sei es dagegen, größere Anteile der Holzernte für langlebige Produkte zu verwenden, etwa für Möbel oder zum Hausbau, meint der Waldexperte. Denn der Gebäudesektor sei einer der klimarelevantesten weltweit. "Also müssen wir dringend anfangen, grüner und nachhaltiger zu bauen. Da spielt Holz eine wichtige Rolle", so Thies.
"Dafür müssen wir aber in großem Stil umschichten. Wir dürfen kein frisches Holz mehr in großem Stil zur Energieerzeugung verbrennen oder in Papierwegwerfprodukte verwandeln, sondern wir müssen das Holz in Gebäuden nutzen."
Vor diesem Hintergrund bekräftigt Thies die Forderung von Greenpeace, 15 Prozent der Wälder unter Schutz zu stellen und dort jeglichen Holzeinschlag zu unterbinden. Einer aktuellen Greenpeace-Studie zufolge liegen zwar aktuell 67 Prozent der Wälder in Schutzgebieten, tatsächlich sind aber nur 2,8 Prozent vor Holzeinschlag geschützt.
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