Hollywood-Stars im Abba-Fieber

Vorgestellt von Hans-Ulrich Pönack |
"Mamma Mia!" ist die Leinwand-Adaption des gleichnamigen Erfolgsmusicals und zeigt Hollywood-Stars wie Meryl Streep oder Pierce Brosnan beim Singen von Abba-Songs. Die hatten augenscheinlich sehr viel Spaß dabei und das Vergnügen überträgt sich auf die Zuschauer. "Get Smart" ist ein dümmliche Agenten-Parodie, die auf eine TV-Serie aus den späten 60ern zurückgeht.
"Mamma Mia!"
Großbritannien / USA 2008. Regie: Phyllida Lloyd. Darsteller: Meryl Streep, Pierce Brosnan, Amanda Seyfried, Colin Firth, Christine Baranski, Julie Walters, Stellan Skarsgård. Länge: 109 Minuten

Die Britin Phyllida Lloyd hat das gleichnamige Musical bereits in London auf die Bühne gebracht und gibt mit der Verfilmung ihr Kino-Debüt. Als Drehbuch-Autorin fungiert Catherine Johnson, die einst auch die Geschichte für das Musical entwickelte. Das Musical "Mamma Mia!" hatte am 6. April 1999 im Londoner "Prince Edward Theatre" Weltpremiere, exakt 25 Jahre nach dem Sieg der schwedischen Pop-Gruppe Abba beim Eurovision Song Contest in der englischen Stadt Brighton mit ihrem Song "Waterloo" am 6. April 1974. Seitdem haben weltweit, in 170 internationalen Städten und in 8 verschiedenen Sprachen, über 30 Millionen Menschen das Musical gesehen (täglich etwa 11.000 Zuschauer).

In dem Abba-Musical geht es nicht um die einzigartige Erfolgsgeschichte der schwedischen Popstars (mit mehr als 370 Millionen verkauften Tonträgern zählen Abba zu den erfolgreichsten Gruppen der Musikgeschichte; und täglich werden etwa 3.000 Original-Abba-Tonträger immer noch verkauft), sondern um die alleinerziehende Mutter Donna. Die lebt mit ihrer 20-jährigen Tochter Sophie seit den 70er Jahren auf einer kleinen griechischen Insel, betreibt dort eine selbstgebaute Taverne.

Sophie steht kurz vor der Hochzeit mit ihrer Jugendliebe Sky und möchte auch ihren Vater bei der Hochzeit mit dabei haben. Im Tagebuch ihrer Mutter entdeckt sie aber, dass gleich drei Männer dafür infrage kommen. Diese Ungewissheit soll ein Ende haben, also lädt sie - heimlich, ohne Wissen ihrer Mutter - die drei potentiellen Vater-Kandidaten zur Trauung ein. Damit löst sie ein spielerisch-wechselvolles Rätselraten aus.

Zusätzlichen Schwung bringen zudem Mamas beste Jugendfreundinnen Rosie & Tanya, die ebenfalls anreisen und die Erinnerungen an ihr früheres Gesangstrio "Donna and the Dynamos " höchst turbulent wiederaufleben lassen. Und wie! Insgesamt 22 Abba-Hits umrahmen die bunte Geschichte.

Im Frühjahr 2006 erklären Hollywood-Star Tom Hanks und Ehefrau Rita Wilson, dass sie für ihre Produktionsfirma "Playtone" die Rechte am Musical "Mamma Mia!" erworben hätten. Für eine Verfilmung seien Stars wie Nicole Kidman, Antonio Banderas und Keira Knightley vorgesehen.

Als dann die (geschätzte) 65 Millionen-Dollar-Produktion im Vorjahr in Griechenland (auf Korfu und an verschiedenen anderen Orten) sowie in London (Pinewood-Studios) realisiert wurde, waren schließlich Stars wie "Oscar"-Preisträgerin Meryl Streep, Ex-Bond Pierce Brosnan, Colin Firth ("Bridget Jones"), Stellan Skarsgard ("Good Will Hunting") sowie Julie Walters ("Kalender Girls") und Christine Baranski ("Chicago") gefragt. Für die Rolle der Donna-Streep-Tochter Sophie wurde die 21jährige Amerikanerin Amanda Seyfried ("Girls Club - Vorsicht bissig!") engagiert.

Herausgekommen ist die schönste Nur-Unterhaltung, die man sich überhaupt vorstellen kann. 109 Minuten eine einzige, durchgehende Klasse-Energie: Show, Bewegung, Tempo, Power, Humor, ein stimmungsvoller Dauer-Augenzwinker--Charme vom Allerfeinsten!

Der Film "Mamma Mia!" funktioniert phantastisch mit seinen urigen Typen, mit seiner herrlich funkelnden Choreographie und vor allem - mit seinen ironischen Tönen. Und natürlich: Mit diesen wunderbar ewigen Abba-Ohrwürmern. Ausgehend vom Titelsong über "Super Trooper", "Dancing Queen", "The Winner Takes It All" oder "S.O.S.", wird ein Feuerwerk der Guten Laune fabriziert, das überschwingt und dessen man sich in keinem Moment schämen müsste, ganz im Gegenteil: Wie Sympathie-Story, populäre Songs und mitgerissene Akteure sich zusammenfügen, ist hochgradig amüsant, unangestrengt locker wie angenehm ungezwungen fröhlich. Der Film sprüht nur so durchgehend, ohne "trockene" Unterbrechungen, vor exzellentem Herz-Schmerz-Love-Spaß und Prima-Witz.

Ein richtig gutes schönes Kintopp-Vergnügen, in dem die Akteure - offenbar herzlich gerne - einmal "ganz anders" aufdrehen dürfen und emotional ausflippen: Die 14-fach "Oscar"-nominierte und zweifache "Oscar"-Preisträgerin Meryl Streep ("Kramer gegen Kramer"/"Sophies Entscheidung"; zuletzt "Der Teufel trägt Prada"), die im nächsten Jahr 60 wird, agiert temperamentvoll aufgedreht wie ein Jungspund und gibt überzeugend die aufgekratzte Hippie-Mama. Eine weitere "Oscar"-Nominierung ist gebongt.

Pierce Brosnan kann zum Beispiel nur "begrenzt" singen, brummt sich aber herrlich-locker als in die Jahre gekommener Charming-Boy über bzw. durch die bunte Bühne; und auch die anderen toben ausgelassen schwungvoll mit herum. Einen Glanzpunkt bilden aber die beiden Freundinnen um Meryl Streeps Donna: Sowohl Christine Baransky wie auch Julie Walters geben ihren "Furien jenseits der 29" unglaublich stimmungsvoll Feuer, Spaß und Schwung. Das besitzt beste Motive von kluger Selbstparodie, turnt an und reißt mit.

Hier also stimmt (ungeordnet formuliert) alles: Timing, Show, Musikalität, Temperament, Spaß, Augenzwinkern, Akteure mit viel Spaß-Appeal. Der Unterhaltungswert ist enorm, Leinwand-Entertainment vom Gütesiegel 1 A! Ein Rundumvergnügen! Auch, bitte sitzenbleiben, beim zehnminütigen Nachspann, wenn die Beteiligten sich in schreiend-wüst-bunte Pop-Glitzer-Outfits der 70er werfen und dabei noch zwei Abba-Songs vom Feinsten trällern - unglaublich, irre, schön! Was für ein tolles Unterhaltungsbonbon, ach was, -konfekt.. Kino wurde auch dafür erfunden!


"Get smart"
USA 2008. Regie: Peter Segal. Darsteller: Steve Carell, Anne Hathaway, Dwayne Johnson, Alan Arkin, Terence Stamp u.a. Länge: 110 Minuten

Peter Segal, ein amerikanischer Schauspieler und Produzent vom Jahrgang 62, gab einst 1994 mit dem dritten Teil der "Die nackte Kanone"-Reihe ("Die nackte Kanone 33 1/3") sein Debüt als Spielfilm-Regisseur. Seitdem hat er - teilweise sehr erfolgreiche - Komödien wie "Ein Präsident für alle Fälle" (1996 mit Jack Lemmon und James Garner), "Die Wutprobe" (2003 mit Adam Sandler und Jack Nicholson) und zuletzt "Spiel ohne Regeln" (2005 mit Adam Sandler und Chris Rock) gedreht.

Hier nun adaptierte er die gleichnamige amerikanische TV-Comedy-Serie, die von 1965 bis 1970 produziert wurde und als Satire auf das Geheimagenten- und Krimi-Genre a la 007-James Bond gedacht war. Sie wurde einst von Mel Brooks ("Frühling für Hitler") und Buck Henry erfunden, gewann sieben Emmy Awards und zwei Golden Globes. Einzelne Folgen der Serie wurden in der BRD erstmals 1967 im ARD-Vorabendprogramm unter dem Titel "Supermax, der Meisterspion" ausgestrahlt.

Weitere Folgen zeigte das ZDF zu Beginn der 70er Jahre unter dem Titel "Mini-Max oder Die unglaublichen Abenteuer des Maxwell Smart". Die restlichen Folgen liefen 1986/87 sowie 1990 erstmals auf SAT.1 Mittlerweile sind die ersten vier der insgesamt fünf Staffeln hierzulande auf DVD erschienen. Und: Es wurden bislang zwei Spielfilme zur Serie realisiert: "Die nackte Bombe" (1980) + "Die nackte Bombe II" (Alternativtitel: "Mach´s nochmal, Maxwell Smart", 1989).

Im heutigen Mittelpunkt: Geheimagent-Loser Maxwell Smart. Statt CIA heißt der Geheimdienst weiterhin Control, und Control wird gerade wieder einmal von der Terror-Organisation KAOS mit ihrem Anführer Siegfried attackiert bzw. angegriffen. Über Nuklearsprengstoff zur Weltherrschaft lautet das gemeine Motto.

Weil sämtliche Identitäten von Control-Agenten von Kaos publik gemacht wurde, darf endlich der Tollpatsch-Analytiker Maxwell Smart ran. Der ist zwar nicht sehr gescheit und benimmt sich im Grunde dauertölpelhaft, aber was soll's, wenn das Vaterland ruft (oder halt der Chef...) und selbst der Präsident "irgendwie blöd" ist, wird eben dieser Trottel-Streber in Bewegung gesetzt. An seiner Seite: Die außerordentlich attraktive Superagentin "99", die über einen "solchen Begleiter" - zunächst - alles andere als erfreut ist.

Vergessen wir verkrampftes Story-Bemühen, Un-Logik, dümmliche Zusammenhänge, ich habe nach einer halben Stunde aufgegeben, irgendeinen noch so lockeren Erzählfaden aufzunehmen, und dann wurde es besser: Wenn man dies als simplen Slapstick-Quatsch akzeptiert, mit zumeist dussligen Spar-Witzen und freundlichen Spezialeffekten, dann ist die spaßlose Belästigung halb so schlimm.

Man schaut einfach "irgendwie" zu, beobachtet Komiker Steve Carell (der schwule Proust-Forscher Frank in "Little Miss Sunshine"), wie er sich verrenkt, blödsinnig herumtapert und dennoch Erfolg hat, und ist angetan von der schönen Anne Hathaway (neben Meryl Streep in "Der Teufel trägt Prada", vorher in "Plötzlich Prinzessin", 2001, neben Julie Andrews) als schmucke Augenweide.

Des weiteren sind auch Dwayne "The Rock" Johnson, Alan Arkin als Control-Chef und Mal-Wieder-Schurke Terence Stamp zwischen Dämelsäcken und Realfiguren ziemlich reizlos-langweilig angelegt. Dieses Komödien-Ding kommt nie wirklich und originell in Schwung, eine ziemlich fade TV-Serien-Erinnerung als überflüssiges Leinwand-Kasperletheater.
Due Schauspieler Steve Carell und Anne Hathaway spielen die Hauptrollen in "Get Smart".
Die Schauspieler Steve Carell und Anne Hathaway spielen die Hauptrollen in "Get Smart".© AP