Hollywood "geschwedet"

Von Susanne Burg |
Weil sämtliche Videobänder in seiner Videothek gelöscht sind, dreht Videotheksbesitzer Mike mit seinem Kumpel Jerry die Filme kurzerhand nach - mit durchschlagendem Erfolg. Was Regisseur Michel Gondry in seinem neuen Kinofilm "Abgedreht" vorstellt, findet jetzt im Internet seine Entsprechung.
"Das Video funktioniert nicht!"

Es gibt noch Videotheken, in denen keine Blue Rays und DVDs herumstehen, sondern gute alte Videokassetten - in einem kleinen Kaff in New Jersey. Allerdings hat Mike ein Problem:

"Siehst du, alle Videos sind gelöscht!"

Sein Kumpel Jerry, der im Videoladen aushilft, hat beim Versuch, das örtliche Elektrizitätswerk zu sabotieren, einen Schlag bekommen.

"Du bist magnetisch. Du hast all diese Kassetten gelöscht."

In ihrer Verzweiflung drehen die beiden einen Film nach. Mit wenig Geld und billigen Tricks, dafür mit umso mehr Elan und Improvisationstalent.

"Das ist der Ghostbusters Titelsong!"

Der Film wird ein Riesenerfolg. "König der Löwen", "2001", "Miss Daisy und ihr Chauffeur" - Jerry und Mike, gespielt von Mos Def und Jack Black, drehen einen Film nach dem anderen nach, entwickeln sogar ein eigenes werbewirksames Zauberwort dafür: schweden. Denn angeblich handelt es sich bei den Werken um schwedische Versionen.

"Verdammt, sind die gut! Ihr wollt es, wir drehen es. Bitte zurückspulen. Videos nach Wunsch. Bam!"

Michel Gondry hat seine Karriere in den 90er-Jahren als Regisseur von Musikvideos begonnen - und in Videos für Björk oder Kylie Minogue Geschichten mit Hilfe riesiger Stofftiere, selbstgebastelter Apparaturen und Lego-Gitarristen erzählt. Auch in seinen Spielfilmen "Human Nature" und "Science of Sleep - Anleitung zum Träumen" behält er diese Ästhetik des Selbstgebastelten, des Dilettantismus bei - und macht in "Abgedreht" daraus ein Programm: der Film ist ein Blockbuster ohne Spezialeffekte. Er verweist auf die innovativen Anfänge des Kinos, als man noch "Kintopp" nannte, was die Tüftler und Bastler mit viel Einfallsreichtum produzierten.

Ganz nach dem Motto: Macht selber was! hat der Filmverleih von "Abgedreht" Leute jetzt dazu ermutigt, ihre Lieblingsfilme nachzudrehen und online zu stellen. Eine Marketingidee mit durchschlagendem Erfolg. Auf der Internet-Plattform My Video und You Tube gibt es jetzt einen wahren Hype um "geschwedete" Filme.
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