Hoffnungsvoller Jungstar

Von Christiane Gerischer |
Im Herbst war die quirlige Lura als Vorgruppe bei den Konzerten der Grande Dame der kapverdischen Musik Cesaria Evora zu erleben. Sie gilt als hoffnungsvoller Jungstar der kapverdischen Musikszene. Geboren und aufgewachsen in Lissabon war ihre Karriere alles andere als vorgezeichnet. Seit Mittwoch ist sie auf Deutschlandtour.
Musik: "Nari na…"

Das Video zu diesem Song zeigt eine karge Strandlandschaft auf den Kap Verden, Licht, Wärme und die Musik von Lura geben der Szenerie Charme. Lura ist der hoffnungsvolle Jungstar der kapverdischen Musikszene. Geboren und aufgewachsen ist jedoch in Lissabon und auch ihre Karriere als Sängerin war alles andere als vorgezeichnet.

"Mein Kontakt mit Musik begann erst später, als ich schon 17 war. Während meiner ganzen Kindheit, hatte ich davon geträumt Tänzerin zu werden, als ich 17 war, begann eine Tanzschule in meiner Nähe und als der Tanzunterricht los ging, lud man mich zum Singen ein. Ich fand das sehr merkwürdig, denn ich konnte gar nicht singen, nicht einmal Happy Birthday, ich hatte nie an Singen gedacht, aber sie insistierten und sagten, geh doch einfach hin und probiere es, es ist doch nur ein Versuch, also ging ich hin und probierte, und es gefiel mir, das was ich von mir hörte, meine Stimme gefiel mir, es war eine Überraschung in meinem Leben, die den Wunsch zu tanzen überholte."

Nach ihrem Gesangsdebut in der creolischen Gemeinde Lissabons wurde sie sehr schnell von verschiednen afrikanischen und kapverdischen Sängern und Sängerinnen als Backgroundsängerin oder zum Duett eingeladen, unter anderem auch von Cesaria Evora. Die kapverdische Musik musste sich Lura erst erschließen, ja sie war geradezu eine musikalische Entdeckung.

"Als ich anfing ernsthaft Musik zu machen und professionell zu singen, wollte ich etwas eigenes machen, etwas das mit meiner Herkunft zu tun hat und zu mir passt. In diesem Stadium lernte ich die Kap Verden kennen und das war auch für mich etwas ganz Neues. Meine Eltern haben zwar immer von der Schönheit der Kap Verden geschwärmt, es wurde immer kapverdische Musik gespielt, aber ich habe nie so genau zugehört. Und dann waren es die am wenigsten bekannten Rhythmen, die mich am meisten interessiert haben. Morna, Coladeira und Funana, die hatte ich immer schon zu Hause gehört, Batuku weniger. Es ist ein Rhythmus der von Frauen getrommelt wird und zwar mit einer ungaublichen Kraft, ich habe eine ganz besondere Sympathie für Batuku."

Musik: "Batuku"

Batuku wird nicht nur wegen seiner Dynamik von jungen Muskerinnen wie Lura geschätzt, Batuku hat auf den Kap Verden auch eine besondere Geschichte.

"Der Butuka war früher verboten, weil er als subversive Musik galt, Batukulieder waren politisch und sprachen von all den Dingen, über die die Menschen unzufrieden waren, in den improvisierten Verse wurde jungen Menschen auch gesagt, wie sie ihr Leben besser gestalten können. Der Tanz zum Batuku ist sehr erotisch. Außerdem ist der Batuku ein Fest, die Leute sangen und tanzten bis tief in die Nacht und machten Lärm bis sich die portugiesischen Nachbarn beschwerten, damals waren die Kap Verden noch portugiesische Kolonie, schießlich verbot die Regierung den Batuku."
Batuku und Funana sind die prominenten Rhythmen bei Luras Live-Auftritten. Auf ihrer aktuellen CD "M’Bem di Fora" hat sie aber auch andere kapverdische Musik, wie Mornas und Coladeiras im Repertoire.

Als Vorgruppe bei den Cesaria Evora-Konzerten im letzten Herbst konnte man auch die leidenschaftliche Tänzerin Lura bewundern. Batuku und Funana gelten als die afrikanischsten der kapverdischen Rhythmen und dementsprechend anziehend sind ihre Bewegungen.

"Wenn ich nicht Sängerin geworden wäre, dann Tänzerin, und es fällt mir schwer mir rhythmische Musik vorzustellen ohne dazu zu tanzen, wenn ich Rhythmus höre, muss ich dazu tanzen. Musik ist dafür gemacht, dass man dazu tanzt und tanzen kann man nur zu Musik, es sind als zwei Dinge, die sich gegenseitig bedingen."

Musik: "Fitiço de Funana"

Ihr aktuelles Album hat Lura bereits bei einer großen internationalen Plattenfirma veröffentlicht, in Frankreich füllt sie mittlere Säle und ab heute ist sie auf Deutschlandtour. Am meisten freut sich Lura jedoch darüber, dass sie auf den Kap Verden selber geschätzt wird.

"Auf den Kap Verden kennt man mich am meisten, die Menschen identifizieren sich dort mit mir, seit meiner ersten CD werde ich dort gerne gehört und habe dort immer viel Unterstützung bekommen. Niemand glaubt, dass ich in Portugal geboren bin und dort lebe, alle sagen "nein, Lura ist eine von uns", sie ist von den Kap Verden, das macht mich sehr glücklich."

Musik: "M’Bem Falar"