Hoffnungslosigkeit und schwarzer Humor
Der beste spanische Film dieses Jahres heißt "Keinen Frieden für die Bösen". Der Film von Enrique Urbizu erhielt sechs Goyas, darunter die Auszeichnung für die beste Regie und den besten Hauptdarsteller. Der Preis für den besten europäischen Film ging an den Stummfilm "The Artist".
"Keinen Frieden für die Bösen": In Zeiten der Krise entschied sich die spanische Filmbranche für das "cine noir." Vielschichtig und voller Überraschungen erzählt Enrique Urbizu vom unkonventionellen und immer am Rande der Legalität lavierenden Kampf eines gebrochenen, stets alkoholisierten, aber zynisch - vitalen Polizisten gegen übermächtige Feinde.
Dabei spielt er virtuos die ganze Tastatur des Genres und bietet ein düsteres korruptes und unübersichtliches Bild der spanischen Gesellschaft zwischen Drogenmafia und islamistischem Terrorismus. "Keinen Frieden für die Bösen" war der strahlende Sieger der Gala. Neben dem Goya für den besten Film, dem Goya für die beste Regie und dem für das beste Drehbuch, wurde Hauptdarsteller José Coronado auch als bester Schauspieler ausgezeichnet, gegen seine Konkurrenten Antonio Banderas, Daniel Brühl und Luis Tosar.
Der Gewinner sieht seine Rolle im Kontext einer tiefen gesellschaftlichen Verunsicherung:
"Er ist ein Verlierer, ein absoluter Antiheld, der sich niemals um irgendeinen anderen Menschen gekümmert hat. Nur durch Zufall wird er dazu getrieben die Welt retten zu müssen, um seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Der Film erzählt von einer tiefen Unsicherheit, die die westliche Welt besonders seit dem 11. September lebt, in der sich die Angst vor dem Terrorismus und den Drogenkartellen verbindet."
Die Grundstimmung des Siegerfilms, die Mischung aus Hoffnungslosigkeit und schwarzem Humor traf offensichtlich die Befindlichkeit der spanischen Filmbranche. Anspielungen auf die Krise und ihre Folgen, auf Ratingagenturen, Banken und Politiker waren ein Leitmotiv der Gala, wenn auch die neue Regierung außen vor blieb. In ihrer Ansprache appellierte die Vizepräsidentin der Akademie, die Regisseurin Judith Colell, an die Kreativität und die Überlebensfähigkeit des spanischen Films:
"Seit Jahren reden wir vom spanischen Film als einem chronisch Kranken mit eiserner Gesundheit. Und auch wenn sich im letzten Jahr unsere Zuschauerzahlen etwas erhöht haben ist das immer noch zu wenig, wir verdienen mehr. Und da sollten wir sehr selbstkritisch sein und uns, wenn wir morgens in den schauen fragen: 'Was kann ich noch besser machen?'"
2011 war ein gutes Jahr für den spanischen Film und so überstieg die Zahl der für die "Premios Goya" eingereichten Filme mit 130 Kandidaten die Zahlen der Vorjahre: 2011 waren es nur 113, 2010 waren es 120. Insgesamt gab man sich auf der Preisverleihung gelassen, obwohl die Sparmaßnahmen der neuen konservativen Regierung auch den Kulturbereich betreffen werden.
Sorgen macht man sich dabei weniger um die ohnehin nicht umfangreiche staatliche Filmförderung, als vielmehr um die Unterstützung durch das spanische Fernsehen: Noch sind die spanischen Fernsehanstalten verpflichtet, fünf Prozent ihrer Gewinne in die Produktion von Kinofilmen zu investieren. Das soll sich jetzt ändern. Darüber hinaus wurden dem staatlichen spanischen Fernsehen Haushaltszuwendungen in der Höhe von 20 Millionen Euro gestrichen.
Bei den "Premios Goya" präsentierte sich der spanische Film noch einmal in seiner inhaltlichen und stilistischen Vielfalt: Ein Animationsfilm setzte sich mit dem Thema Alzheimer auseinander, ein Science-Fiction Debüt mit Daniel Brühl in der Hauptrolle erzählte von Robotern im verschneiten Gebirge und ein Melodram zeigte Frauen zwischen Gewalt und Unterdrückung nach dem Ende des Spanischen Bürgerkrieges.
Regisseur Mateo Gil inszenierte mit "Blackthorn" sogar einen klassischen Western im Hochland von Bolivien. Es ist eine melancholische Hommage an das Genre in englischer Sprache. Aber für Mateo Gil sind solche Projekte in Zukunft in Spanien nicht mehr realisierbar:
"'Blackthorn' konnte vor drei Jahren noch mit spanischen Fernsehgeldern finanziert werden, das wäre heute nicht mehr möglich. In drei Jahren hat sich die Situation drastisch verschlechtert. Heute würde ich nicht mehr versuchen 'Blackthorn' von Spanien aus zu finanzieren, ich würde versuchen das Geld außerhalb zu organisieren."
Dass sich ein intelligenter und origineller Autorenfilm auch bei einem völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch behaupten kann, hat vor mehr als zehn Jahren das argentinische Kino bewiesen.
Wie der spanische Film mit der Krise und dem möglichen Wegfall von Filmförderung und Fernsehgeldern umgehen kann wird spätestens in einem Jahr zu sehen sein, wenn bei der Verleihung der spanischen Filmpreise die Bilanz des aktuellen Kinojahres gezogen wird.
Dabei spielt er virtuos die ganze Tastatur des Genres und bietet ein düsteres korruptes und unübersichtliches Bild der spanischen Gesellschaft zwischen Drogenmafia und islamistischem Terrorismus. "Keinen Frieden für die Bösen" war der strahlende Sieger der Gala. Neben dem Goya für den besten Film, dem Goya für die beste Regie und dem für das beste Drehbuch, wurde Hauptdarsteller José Coronado auch als bester Schauspieler ausgezeichnet, gegen seine Konkurrenten Antonio Banderas, Daniel Brühl und Luis Tosar.
Der Gewinner sieht seine Rolle im Kontext einer tiefen gesellschaftlichen Verunsicherung:
"Er ist ein Verlierer, ein absoluter Antiheld, der sich niemals um irgendeinen anderen Menschen gekümmert hat. Nur durch Zufall wird er dazu getrieben die Welt retten zu müssen, um seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Der Film erzählt von einer tiefen Unsicherheit, die die westliche Welt besonders seit dem 11. September lebt, in der sich die Angst vor dem Terrorismus und den Drogenkartellen verbindet."
Die Grundstimmung des Siegerfilms, die Mischung aus Hoffnungslosigkeit und schwarzem Humor traf offensichtlich die Befindlichkeit der spanischen Filmbranche. Anspielungen auf die Krise und ihre Folgen, auf Ratingagenturen, Banken und Politiker waren ein Leitmotiv der Gala, wenn auch die neue Regierung außen vor blieb. In ihrer Ansprache appellierte die Vizepräsidentin der Akademie, die Regisseurin Judith Colell, an die Kreativität und die Überlebensfähigkeit des spanischen Films:
"Seit Jahren reden wir vom spanischen Film als einem chronisch Kranken mit eiserner Gesundheit. Und auch wenn sich im letzten Jahr unsere Zuschauerzahlen etwas erhöht haben ist das immer noch zu wenig, wir verdienen mehr. Und da sollten wir sehr selbstkritisch sein und uns, wenn wir morgens in den schauen fragen: 'Was kann ich noch besser machen?'"
2011 war ein gutes Jahr für den spanischen Film und so überstieg die Zahl der für die "Premios Goya" eingereichten Filme mit 130 Kandidaten die Zahlen der Vorjahre: 2011 waren es nur 113, 2010 waren es 120. Insgesamt gab man sich auf der Preisverleihung gelassen, obwohl die Sparmaßnahmen der neuen konservativen Regierung auch den Kulturbereich betreffen werden.
Sorgen macht man sich dabei weniger um die ohnehin nicht umfangreiche staatliche Filmförderung, als vielmehr um die Unterstützung durch das spanische Fernsehen: Noch sind die spanischen Fernsehanstalten verpflichtet, fünf Prozent ihrer Gewinne in die Produktion von Kinofilmen zu investieren. Das soll sich jetzt ändern. Darüber hinaus wurden dem staatlichen spanischen Fernsehen Haushaltszuwendungen in der Höhe von 20 Millionen Euro gestrichen.
Bei den "Premios Goya" präsentierte sich der spanische Film noch einmal in seiner inhaltlichen und stilistischen Vielfalt: Ein Animationsfilm setzte sich mit dem Thema Alzheimer auseinander, ein Science-Fiction Debüt mit Daniel Brühl in der Hauptrolle erzählte von Robotern im verschneiten Gebirge und ein Melodram zeigte Frauen zwischen Gewalt und Unterdrückung nach dem Ende des Spanischen Bürgerkrieges.
Regisseur Mateo Gil inszenierte mit "Blackthorn" sogar einen klassischen Western im Hochland von Bolivien. Es ist eine melancholische Hommage an das Genre in englischer Sprache. Aber für Mateo Gil sind solche Projekte in Zukunft in Spanien nicht mehr realisierbar:
"'Blackthorn' konnte vor drei Jahren noch mit spanischen Fernsehgeldern finanziert werden, das wäre heute nicht mehr möglich. In drei Jahren hat sich die Situation drastisch verschlechtert. Heute würde ich nicht mehr versuchen 'Blackthorn' von Spanien aus zu finanzieren, ich würde versuchen das Geld außerhalb zu organisieren."
Dass sich ein intelligenter und origineller Autorenfilm auch bei einem völligen wirtschaftlichen Zusammenbruch behaupten kann, hat vor mehr als zehn Jahren das argentinische Kino bewiesen.
Wie der spanische Film mit der Krise und dem möglichen Wegfall von Filmförderung und Fernsehgeldern umgehen kann wird spätestens in einem Jahr zu sehen sein, wenn bei der Verleihung der spanischen Filmpreise die Bilanz des aktuellen Kinojahres gezogen wird.