Hoffnung für den Kabeljau
Der Kabeljau-Bestand in der südlichen Nordsee ist in den vergangenen Jahrzehnten um rund 80 Prozent geschrumpft. Als Ursache hierfür gelten die Überfischung und der Klimawandel. Seit 2005 scheint sich der Bestand wieder zu erholen. Doch der Kabeljau-Nachwuchs ist in Gefahr.
Am frühen Morgen hat die "J. von Coelln" den Cuxhavener Fischereihafen verlassen, der Kutter nimmt Kurs auf norwegische Gewässer. Dort gibt es noch viel von dem zu fangen, was in der Deutschen Bucht selten geworden ist: Kabeljau. Das grüne Gold der Nordsee.
Schuld am Rückgang des Kabeljaus sind zum einen die Fischer selbst, weil sie seit Jahren mehr fangen als sie eigentlich dürften. Zum anderen scheint aber auch der Klimawandel die südliche Nordsee zu erfassen - und das hatte sich bereits Ende der 80er Jahre erstmals angedeutet, sagt Kutterfischer Kai-Arne Schmidt:
"Wir fischen ja mit den großen Netzen und an diesen Netzen ist unter anderem auch ein Temperatursensor befestigt. Da kann der Kapitän erkennen, wie viel Grad das Wasser gerade hat und wir wissen zum Beispiel, dass der Kabeljau am liebsten bei einer Temperatur von zwei bis drei Grad sich aufhält. Und wenn sie jetzt das Netz runterfallen lassen und Sie stellen fest, dass sie gar nicht mehr an drei Grad kommen, sondern vier, fünf, sechs, sieben Grad sind, dann ist das auch leicht zu erklären, warum der Kabeljau nicht mehr da ist."
Besser schaut es aus im kühleren Norden. Dort haben die Fischereibiologen massenhaft junge Kabeljaue entdeckt, die aus dem Laich des Jahres 2005 stammen. Der Rostocker Fischereibiologe Dr. Christopher Zimmermann betrachtet diesen guten Nachwuchsjahrgang als Jahrzehnt-Ereignis, das als solches nicht sofort zu erkennen war:
""Es gibt immer mal gute, mal schlechte Jahrgänge und es ist uns bei den allermeisten Fischarten nicht gelungen, dies auf eindeutige Faktoren zurückzuführen. Wir haben ja einen Larven-Survey, wo wir uns angucken, welche Anzahlen von Jungtieren wir haben. Und da ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen; also es war nicht von Anfang an klar: Dies wird ein starker Jahrgang! Offensichtlich war einfach die Überlebensrate besonders hoch zwischen der Larvenphase und der Jungtierphase. Die (Jungtiere) haben also irgendwie günstige Futterbedingungen gefunden oder sie hatten besonders wenig Räuber in diesem Jahr - da können verschiedene Ursachen eine Rolle spielen. Und nach dem, was wir jetzt wissen, sind die beiden folgenden Jahrgänge, also der 2006er und 07er Jahrgang, wieder ungefähr so schwach wie die sechs Jahrgänge davor."
Diese jungen Kabeljaue aus dem Jahr 2005 wachsen nun in den Bestand hinein und vergrößern die Anzahl der laichfähigen Fische ab 2008 beträchtlich. Ließen die Fischer diesen Bestand weiter wachsen, könnten sie in wenigen Jahren endlich wieder prall gefüllte Netze aus der Nordsee ziehen. Zum Greifen nahe wirkt ein Ziel, das die Fischereipolitiker der Europäischen Union mit ihrem "Wiederaufbauplan" für den Nordsee-Kabeljau anvisieren.
Der sieht vor, die Gesamtmasse der vermehrungsfähigen Fische deutlich zu vergrößern, und zwar auf 150.000 Tonnen. Vor zwei Jahren noch wirkte dieses Ziel geradezu utopisch, denn 2006 hatte der Nordsee-Kabeljau seinen historischen Tiefstand erreicht, als er gerade mal 30.000 Tonnen umfasste.
"Und tatsächlich könnte der sich eben verfünffachen innerhalb von wenigen Jahren, also innerhalb von vier oder fünf Jahren. Was belegt, wie die Erholungsmöglichkeiten eines Bestandes sind, der seit Jahren als überfischt gilt, also der Bestand dann wieder gesund wäre. Dann würde er in der Nordsee ungefähr 150.000 Tonnen erwachsene Tiere betragen. Das war das letzte Mal 1982, 1983 der Fall. Seitdem haben wir diese Bestandsstärke nicht mehr gesehen."
Doch diese historische Chance scheinen die Fischereipolitiker der Europäischen Union nicht zu erkennen. Kaum drang Ende vergangenen Jahres die Kunde vom Aufwärtstrend des Nordsee-Kabeljaus nach Brüssel, erhöhte der Fischereirat die Fangquoten für 2008 prompt um elf Prozent.
Die zwangsläufige Folge: Bereits in diesem Jahr zappeln viele Hoffnungsträger aus dem Jahrgang 2005 in den Netzen, obwohl sie noch gar nicht angelandet werden dürfen, weil sie schlichtweg zu klein sind. Das Ziel eines gesunden Kabeljau-Bestandes rückt somit in weite Ferne:
"Wir haben hier die einmalige Chance seit Jahren, wieder einen Nachwuchsjahrgang zu finden, der zum Bestandsaufbau beitragen kann; und wir sehen leider, dass offensichtlich die Lernkurve da ziemlich flach ist; es passiert genau das Gleiche was mit dem letzten starken Jahrgang aus dem Jahr 1996 passiert ist, nämlich dass diese Tiere überwiegend zurückgeworfen werden ins Meer und dann tot sind, kurz bevor sie legal angelandet werden können."
Die Fischereipolitik der EU läuft also Gefahr, jene historische Chance zu verpassen, die der 2005er Kabeljau-Jahrgang bietet. Um zu retten, was zu retten ist, drängen die ICES-Forscher auf einen totalen Fangstopp im kommenden Jahr. Ob die Fischereipolitik dieser Empfehlung folgt, entscheidet sich Ende des Jahres auf der Fischereiratssitzung in Brüssel.
Schuld am Rückgang des Kabeljaus sind zum einen die Fischer selbst, weil sie seit Jahren mehr fangen als sie eigentlich dürften. Zum anderen scheint aber auch der Klimawandel die südliche Nordsee zu erfassen - und das hatte sich bereits Ende der 80er Jahre erstmals angedeutet, sagt Kutterfischer Kai-Arne Schmidt:
"Wir fischen ja mit den großen Netzen und an diesen Netzen ist unter anderem auch ein Temperatursensor befestigt. Da kann der Kapitän erkennen, wie viel Grad das Wasser gerade hat und wir wissen zum Beispiel, dass der Kabeljau am liebsten bei einer Temperatur von zwei bis drei Grad sich aufhält. Und wenn sie jetzt das Netz runterfallen lassen und Sie stellen fest, dass sie gar nicht mehr an drei Grad kommen, sondern vier, fünf, sechs, sieben Grad sind, dann ist das auch leicht zu erklären, warum der Kabeljau nicht mehr da ist."
Besser schaut es aus im kühleren Norden. Dort haben die Fischereibiologen massenhaft junge Kabeljaue entdeckt, die aus dem Laich des Jahres 2005 stammen. Der Rostocker Fischereibiologe Dr. Christopher Zimmermann betrachtet diesen guten Nachwuchsjahrgang als Jahrzehnt-Ereignis, das als solches nicht sofort zu erkennen war:
""Es gibt immer mal gute, mal schlechte Jahrgänge und es ist uns bei den allermeisten Fischarten nicht gelungen, dies auf eindeutige Faktoren zurückzuführen. Wir haben ja einen Larven-Survey, wo wir uns angucken, welche Anzahlen von Jungtieren wir haben. Und da ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen; also es war nicht von Anfang an klar: Dies wird ein starker Jahrgang! Offensichtlich war einfach die Überlebensrate besonders hoch zwischen der Larvenphase und der Jungtierphase. Die (Jungtiere) haben also irgendwie günstige Futterbedingungen gefunden oder sie hatten besonders wenig Räuber in diesem Jahr - da können verschiedene Ursachen eine Rolle spielen. Und nach dem, was wir jetzt wissen, sind die beiden folgenden Jahrgänge, also der 2006er und 07er Jahrgang, wieder ungefähr so schwach wie die sechs Jahrgänge davor."
Diese jungen Kabeljaue aus dem Jahr 2005 wachsen nun in den Bestand hinein und vergrößern die Anzahl der laichfähigen Fische ab 2008 beträchtlich. Ließen die Fischer diesen Bestand weiter wachsen, könnten sie in wenigen Jahren endlich wieder prall gefüllte Netze aus der Nordsee ziehen. Zum Greifen nahe wirkt ein Ziel, das die Fischereipolitiker der Europäischen Union mit ihrem "Wiederaufbauplan" für den Nordsee-Kabeljau anvisieren.
Der sieht vor, die Gesamtmasse der vermehrungsfähigen Fische deutlich zu vergrößern, und zwar auf 150.000 Tonnen. Vor zwei Jahren noch wirkte dieses Ziel geradezu utopisch, denn 2006 hatte der Nordsee-Kabeljau seinen historischen Tiefstand erreicht, als er gerade mal 30.000 Tonnen umfasste.
"Und tatsächlich könnte der sich eben verfünffachen innerhalb von wenigen Jahren, also innerhalb von vier oder fünf Jahren. Was belegt, wie die Erholungsmöglichkeiten eines Bestandes sind, der seit Jahren als überfischt gilt, also der Bestand dann wieder gesund wäre. Dann würde er in der Nordsee ungefähr 150.000 Tonnen erwachsene Tiere betragen. Das war das letzte Mal 1982, 1983 der Fall. Seitdem haben wir diese Bestandsstärke nicht mehr gesehen."
Doch diese historische Chance scheinen die Fischereipolitiker der Europäischen Union nicht zu erkennen. Kaum drang Ende vergangenen Jahres die Kunde vom Aufwärtstrend des Nordsee-Kabeljaus nach Brüssel, erhöhte der Fischereirat die Fangquoten für 2008 prompt um elf Prozent.
Die zwangsläufige Folge: Bereits in diesem Jahr zappeln viele Hoffnungsträger aus dem Jahrgang 2005 in den Netzen, obwohl sie noch gar nicht angelandet werden dürfen, weil sie schlichtweg zu klein sind. Das Ziel eines gesunden Kabeljau-Bestandes rückt somit in weite Ferne:
"Wir haben hier die einmalige Chance seit Jahren, wieder einen Nachwuchsjahrgang zu finden, der zum Bestandsaufbau beitragen kann; und wir sehen leider, dass offensichtlich die Lernkurve da ziemlich flach ist; es passiert genau das Gleiche was mit dem letzten starken Jahrgang aus dem Jahr 1996 passiert ist, nämlich dass diese Tiere überwiegend zurückgeworfen werden ins Meer und dann tot sind, kurz bevor sie legal angelandet werden können."
Die Fischereipolitik der EU läuft also Gefahr, jene historische Chance zu verpassen, die der 2005er Kabeljau-Jahrgang bietet. Um zu retten, was zu retten ist, drängen die ICES-Forscher auf einen totalen Fangstopp im kommenden Jahr. Ob die Fischereipolitik dieser Empfehlung folgt, entscheidet sich Ende des Jahres auf der Fischereiratssitzung in Brüssel.