Hoffnung auf Frieden

Von Martina Zimmermann |
Die Geschichte der Entstehung Israels haben Dominique Lapierre und Larry Collins 1972 in dem weltweiten Bestseller "O Jerusalem" erzählt. Nun wurde das Buch vom französischen Filmemacher Elie Chouraqui verfilmt und soll auch in Frankreich die Beziehungen zwischen der jüdischen und der arabischen Community verbessern.
Der Film erzählt die Geschichte der Entstehung Israels und des Nahostkonflikts, aber auch die Geschichte der Freundschaft zwischen dem Palästinenser Said und dem amerikanischen Juden Bobby. Wenn sie über Politik diskutieren, sind die Freunde aber nicht derselben Meinung:

"Nicht die Araber sollten für die Naziverbrechen bezahlen! Warum nehmt ihr nicht die Hälfte von Deutschland? Das wäre gerecht."
"Du behauptest, die Juden haben kein Recht auf ein Land!"
"Doch, haben sie, aber es sollten nicht die Vereinten Nationen sagen, wo sie letztendlich ihr Land bekommen. Keiner kann mein Volk zwingen, seine Heimat, sein Land und Jerusalem zu verlassen!"

Und schon ist der Streit im Gange. Doch das ist erst der Anfang. Denn sie können sich nicht lange aus dem Konflikt heraus halten. Jeder wird auf seiner Seite kämpfen, jeder wird liebe und nahe stehende Menschen verlieren. Doch trotz des Hasses um sie herum retten sich Said und Bobby gegenseitig, auch wenn sie sich als Kriegsgegner gegenüberstehen. Regisseur und Schauspieler Elie Chouraqui erklärt:

"Der Film zeigt ganz einfach Juden und Araber, die Freunde sind. In Frankreich sind es unsere Kindern gewohnt, sich konfrontierende Communitys zu sehen. Sie spielen dann nach, was in Palästina und in Israel passiert. Wenn diese jungen Leute den Film sehen, werden sie begreifen, dass es sich, wenn man als Araber einem Juden gegenübersteht, nicht notgedrungen um einen Feind handelt, und umgekehrt ebenso."

Der Film endet mit der Hoffnung, dass Israelis und Palästinenser eines Tages in Frieden gemeinsam leben können. Eines Tages... denn bisher hat der Konflikt auch in Frankreich Auswirkungen. Jüdische Intellektuelle schlagen seit der Jahrtausendwende Alarm, dass die palästinensische Intifada in Frankreich ihr Pendant finde in antisemitischen Übergriffen der arabischen Vorortjugendlichen. Eine Meinung, die wenige Muslime teilen. Der Sozialarbeiter Mohamed aus dem Pariser Vorort Blanc Mesnil erklärt vielmehr:

"Es gibt keine Spannung, es gibt ein Unverständnis. Denn der französische Staat legt zweierlei Maßstäbe an: Wenn ein Jude angegriffen wird, kommen der Präsident, der Innenminister, der Premierminister. Und wenn dasselbe einem anderen passiert, geschieht nichts... Wenn man einen Franzosen angreift, dann greift das die ganze Republik an, ob es sich um einen Juden, einen Christen, einen Moslem oder einen Atheisten handelt!"
""Wir sind alle wie Said und Bobby im Film. Es bräuchte solche Menschen in den Regierungen. Wir Bürger wollen alle Frieden, aber ... es gibt leider immer Leute, die alles kaputt machen, sobald man ein bisschen Licht sieht."

In jüngerer Zeit kam es in Frankreich auch zum Streit zwischen extremistischen Schwarzen und extremen Juden. In einer Mentalität der "Konkurrenz der Opfer" werden die Opfer von Holocaust und Sklaverei sowie Diskriminierungen gegeneinander aufgerechnet. Der Film "O Jerusalem" hingegen baut Brücken, begrüßt der schwarze Politiker Fode Sylla:

"Es heißt oft, man kann an der Seine keinen Frieden schaffen zwischen Israelis und Palästinensern. Aber man kann an den Seineufern immerhin versuchen zu begreifen, was passiert ist. ... Im Kinosaal waren Besucher aller Hautfarben und Religionen. Nach dem Film stehe ich als Moslem hier mit meinem jüdischen Kumpel, und wir hatten in keinem Augenblick das Gefühl, dass der Film in eine Richtung zieht. Da bekommt man Lust, etwas anderes zu machen als Krieg: gemeinsam am Frieden bauen."

Nicht alle Zuschauer sind sich einig, was die Objektivität angeht. Ein Film, der Diskussionen auslöst, kann nur positive Wirkung haben, meint der Schriftsteller Marek Halter:

"Er gibt den Leuten, die diese Geschichte nicht kennen, Lust, sie kennen zu lernen und zu begreifen. Das kann die Extremisten auf beiden Seiten dazu bringen, zu überlegen, zu diskutieren. Ein Film wird nicht die Menschen ändern, die andere hassen. Aber wenn dieser Film sie zwingen kann, sich Fragen zu stellen, ist das bereits außergewöhnlich."