Hoffnung auf ein anderes, vielleicht normales Leben

02.10.2013
Geert Mak ist einer der bekanntesten Schriftsteller der Niederlande. 2008 erhielt der Sohn eines Pfarrers den Leipziger Buchpreis zur Europäischen Verständigung. Zu seinen bekanntesten Veröffentlichungen zählen "Amsterdam" und "Das Jahrhundert meines Vaters".
"Ich brauche Kultur, weil Kultur Verbindungen kreiert und weil Kultur Grenzen durchbricht. Und ich brauche auch Kultur in der heutigen Welt, die sehr materialistisch ist und auf Geld gerichtet ist … eine andere Möglichkeit öffnet und eine Hoffnung bietet auf ein anderes, vielleicht normales Leben."

"Ich hatte damals eine Freundin - Pina Bausch war noch nicht so berühmt -, und sie hat mich mitgenommen zu Pina Bausch, Pina Bausch in Wuppertal. Das war unglaublich. Ich habe nichts zu tun mit Tanz, nichts, aber ich war total emotioniert. Ich dachte, das ist wunderschön, das ist bezaubernd."

Bausch: "Wir haben erfahren dürfen, dass Tanz, wie wir ihn zeigen, Gefühle, Erinnerungen, Hoffnungen weckt, die alle Menschen gemeinsam haben."

"Ich wusste nicht, warum, aber es öffnete innerhalb meiner Seele so viel, so viel. Es hat mich unglaublich beeinflusst, sogar beim Schreiben. Zuweilen denke ich noch zurück an Pina Bausch, und dann denke ich: Man muss den Mut haben, alle Grenzen zu überqueren, man muss Mut haben, um zu kreieren. Das hat mich so inspiriert."

"In den Niederlanden ist die Kultur mehr anarchistisch. Die Niederlande haben mehr die Möglichkeit, um das Neue zu kreieren. Aber man hat auch das Gefühl in den Niederlanden, dass Kultur ein Luxus ist. Das ist Sache der Elite und jetzt mit all dem Sparen hat es die Kultur in den Niederlanden schwer."

"In Deutschland hat man viel mehr das Gefühl, dass Kultur ein Teil des Lebens ist, sogar ein wichtiger Teil. Wie es geht in München mit den Kammerspielen, gut oder schlecht, interessant oder nicht, ist in München auch eine politische Sache."

"Wir Holländer, wir haben immer ein Problem. Wir sind Holländer, wir sind offen, und das ist eine Möglichkeit für neue, große Initiativen. Auf der anderen Seite sind wir auch Pfarrer und Handelsleute. Und der Pfarrer liebt keine Kultur und der Handelsmann nur, wenn es Geld bringt. Zuweilen haben wir in den Niederlanden zu viele Pfarrer und zu viele Handelsleute."

Die Fragen stellte Susanne von Schenck