Hören und Staunen

01.09.2005
Am Donnerstag hat im österreichischen Linz das Medienkunst-Festival <papaya:link href="http://www.aec.at/" text="Ars Electronica" title="Ars Electronica" target="_blank" /> begonnen. Rund 450 Künstler und Wissenschaftler beschäftigen sich mit dem Thema "Hybrid - living in paradox". Zum Auftakt des Festivals werden auch in diesem Jahr in unterschiedlichen Kategorien Preise vergeben. Dirk Asendorpf stellt einige der Preisträger vor.
Vorsicht! Ein Besuch der Ars Electronica kann zu Hörschäden und Verwirrung führen. Die Urheber dieses brachialen Klangwerks, ein finnisches Duo mit dem Namen Pan Sonic, werden in Linz mit dem zweiten Preis in der Kategorie digitale Musik ausgezeichnet.

Gemeinsame Auftritte mit den Einstürzenden Neubauten hatten den finnischen Cyberpunks in den letzten Jahren zu einiger Bekanntheit verholfen.

Schon seit 1967 ist Maryanne Amacher im Geschäft. Nach einem zweiten Preis 1997 und einem Dritten im Jahr 2000 bekommt sie in Linz diesmal die goldene Nike für ihre Audioskulptur TEO. Auch die New Yorker Sounddesignerin geht in ihren Werken gerne bis an die Schmerzschwelle.

Und überrascht mit der These, dass unser Ohr nicht nur Töne empfängt, sondern selber welche erzeugt. Die sollen so ähnlich klingen wie dieses mit der Goldgöttin prämierte schrille Quietschen. Hoffentlich können Sie es gut hören.

Maryanne Amacher: "Die Tatsache, dass unsere Ohren Geräusche ebenso erzeugen wie empfangen, wurde schon 1978 bewiesen. Es handelt sich dabei um die so genannte autoakustische Emission. Wenn Ihr Ohr als Antwort auf Geräusche keine eigenen Geräusche erzeugt, dann stimmt mit Ihnen etwas nicht. "

Das absichtliche Verursachen von Hörschäden hat John Oswald nicht im Sinn. Trotzdem hat sich der kanadische Künstler bereits einigen Ärger mit der Justiz eingehandelt. Für seine so genannte Ariature bekommt er in Linz ebenfalls einen zweiten Preis. Dass er in ähnlicher Manier auch Michael Jackson oder Beethovens Siebte veräppelte, fanden die Plattenverlage gar nicht lustig und zwangen ihn dazu, seine unter dem Label "Plunderphonics" selbst produzierten und kostenlos verbreiteten CDs wieder einzustampfen.

Wenn Elektronik-Freaks, Informatiker und Künstlern zusammentreffen, droht die permanente Explosion begriffsschwerer Sinnblasen. Hier und da gibt es aber auch was zum Lachen. Wer die ars electronica nur im Internet besuchen kann, bekommt davon leider nichts mit. Zwar werden auch in diesem Jahr Videoaufzeichnungen aller tiefgründigen Konferenzdebatten ins Netz gestellt, Multimedia hat die Website des Multimedia-Events aber nicht zu bieten. Irgendwie habe das mit dem Urheberrecht zu tun, vermutet der Festival-Sprecher. Vielleicht versteckt sich dahinter aber auch eine schlichte Botschaft der Linzer: Wer hören und staunen will, muss halt hinfahren.