Höppner: Wer evangelisch ist, muss G8-kritisch sein
Nach Meinung des Kirchentagspräsidenten Reinhard Höppner müssen evangelische Christen G8-kritisch sein. Die Art, wie die Mächtigen der Welt derzeit die Globalisierung gestalteten, widerspreche in vielerlei Hinsicht einem christlichen Verständnis. Kritik sei deshalb geradezu unvermeidlich, sagte Höppner im Deutschlandradio Kultur.
Liane von Billerbeck: Heute Abend beginnt der Evangelische Kirchentag, ausgerechnet im eher katholischen Köln. Kirchentage haben in der Vergangenheit des Öfteren politische Bewegungen initiiert, wie 1981, als nach dem Evangelischen Kirchentag in Hamburg eine Phase von Massenprotesten der Friedensbewegung begann bis hin zur Großdemonstration im Bonner Hofgarten im Oktober 1981. Über Gottes Globalisierungskritiker im Schatten von G8 wollen wir jetzt mit Reinhard Höppner sprechen, dem Präsidenten des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Guten Tag nach Köln.
Reinhard Höppner: Guten Tag.
Von Billerbeck: Während Sie wie Hunderttausende in Köln den Evangelischen Kirchentag besuchen, findet in Heiligendamm der G8-Gipfel statt, und unter den Protestierern sind auch sehr viele Protestanten. Muss, wer evangelisch ist, heute G8-kritisch sein?
Höppner: Kritisch auf alle Fälle, das heißt ja noch nicht, dass man alles, was in diesem Prozess läuft, verdammen muss, aber die Globalisierung ist eben kein Schicksal, sondern eine Gestaltungsaufgabe. Und so wie sie derzeit von den Mächtigen der Welt gestaltet wird, ist vieles absolut nicht akzeptabel und widerspricht nach meiner festen Überzeugung auch der Grundbotschaft, die wir als Christen in der Welt zu verkünden haben. Und deswegen ist Kritik geradezu unvermeidlich.
Von Billerbeck: Wie spiegelt sich denn nun der G8-Gipfel und das, was dort passiert, auf dem Kirchentag wider?
Höppner: Wir haben ja von Anfang an versucht, Brücken zu bauen zwischen Heiligendamm und Köln, also zwischen denen, die vor dem Zaun protestieren und dem Kirchentag, aber auch zwischen denjenigen, die dahinter verhandeln und dem Kirchentag. Ich war zum Beispiel in Bad Doberan, als da der ökumenische Gottesdienst am Sonntag war, habe eine Kerze mitgebracht, die jetzt bei unserem Eröffnungsgottesdienst auf dem Altar stehen wird, und wir werden am Donnerstagabend eine Live-Schaltung vom Roncalli-Platz in Köln nach Rostock haben und da auch die Botschaft des Kirchentages in Sachen Globalisierung der Öffentlichkeit und den Verantwortlichen in der Politik sagen. Ich glaube, da ist eine Menge Verbindung da, und darüber freuen wir uns.
Es ist ja der Kirchentag immer auch eine Plattform, unterschiedliche Meinungen auszutauschen, und unser Ehrgeiz war, die vor dem Zaun und die hinter dem Zaun miteinander ins Gespräch zu bringen. Und da Frau Merkel am Sonnabend kommt, wird das auch ein Stück weit gelingen.
Von Billerbeck: Die Losung des 2007er Kirchentages ist ja etwas ungewöhnlich. Normalerweise sind die Losungen immer Bibelsprüche mit einer inhaltlichen Ausrichtung. Also 1983 in Hannover, da haben die Teilnehmer mit lila Tüchern die Nachrüstungsdebatte zum zentralen Thema gemacht, und da lautete die Losung "Umkehr zum Leben". Oder 1999 in Stuttgart, da hieß es, "Ihr seid das Salz der Erde". Die diesjährige Losung ist zwar auch aus der Bibel, bezeichnet aber nicht so sehr einen Inhalt, sondern eher eine Art und Weise. Die Losung heißt nämlich "Lebendig und kräftig und schärfer". Das passt ja auf ziemlich vieles oder fast alles. Kann sich also jeder darunter vorstellen, was er will?
Höppner: Das ist nicht so, denn in der Bibel - und das ist auch ein Bibelzitat - bezieht sich das ja klar auf das Wort Gottes, das lebendig und kräftig und schärfer ist, und das Reizwort war in dieser Losung natürlich das Stichwort "schärfer". Ich glaube, diese Aussage, dass das Wort Gottes schärfer als ein zweischneidiges Schwert ist, ist ein Punkt, der gerade auch in diesen Debatten uns außerordentlich wichtig ist, denn darum geht es. Es geht nämlich darum, das Wort Gottes vom Zeitgeist zu unterscheiden, das heißt mit anderen Worten zu klären, was ist denn wirklich zukunftsfähig und zukunftsweisend, und was sind die Trends der Zeit, denen wir nachlaufen und mit denen wir doch in die Irre laufen. Insofern ist dieses Motto gut gewählt, weil es in den verschiedenen Bereichen danach fragen lässt, wo diese Unterscheidung nötig ist.
Von Billerbeck: Schärfer waren ja auch die Proteste einiger weniger in Heiligendamm, könnte man jetzt zugespitzt sagen. Wie wird denn diese Auseinandersetzung, diese Gewalt, die dort bei der Demonstration stattgefunden hat, in Köln diskutiert?
Höppner: Ja, sie wird diskutiert werden, wobei das wohl einer der Punkte ist, die mich jedenfalls persönlich auch am meisten ärgern und wo ich auch schlicht sagen kann, das ist inakzeptabel, nicht nur wegen der kriminellen Energie, sondern da sind offenkundig Leute, die sind genauso wenig an der Lösung von Problemen und an dem Schicksal der Menschen interessiert wie viele andere Gleichgültige. Denn dadurch, dass sie Steine werfen, lenken sie von den Sachfragen ab, über die wir reden müssen, verderben den Dialog. Dass die sich jetzt als Globalisierungskritiker bezeichnen, ist schlicht falsch. Sie sind welche, die diesen Dialog verhindern, und ich denke, das muss man aufs Schärfste verurteilen, neben all dem, was an Verurteilung von Gewalt ohnehin immer eindeutige Botschaft des Kirchentages war.
Von Billerbeck: Quer durch den Kirchentag in Köln zieht sich ja ein Begriff wie eine Art roter Faden und ein heimliches zweites Thema: die Würde. Auf einem vorbereitenden Kongress, da haben die Veranstalter von der Macht der Würde gesprochen. Wie kann man diesen Begriff in Zusammenhang mit der Kritik an dem G8-Gipfel verstehen?
Höppner: Wir haben diesen Begriff der Würde ganz bewusst gewählt, weil wir erstens deutlich machen wollen, es muss, wenn wir fragen, wie die Globalisierung zu gestalten ist, ein Begriff sein, der über die verschiedenen Kulturen hinweg auch verständlich und kommunizierbar ist, und die Botschaft lautet ganz klar: Wo die Würde des Menschen verletzt wird, da läuft dieser Globalisierungsprozess in die Irre, dort wo die Würde sich entfalten kann, wo Menschen wieder menschenwürdig leben können, dort müssen wir helfen, dass das auch tatsächlich wächst und weiter zur Geltung kommt. Und schließlich, die Würde ist ja etwas, was jedem Menschen von Gott verliehen ist, sozusagen sein Kapital, und wir haben viele Menschen vor Augen gehabt, die trotz Armut und in großen Schwierigkeiten sich ihre Würde haben nicht nehmen lassen und die dadurch eine große Kraft entwickelt haben. Also ein Stück weit ist das auch biblische Botschaft, in der es ja heißt: Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig. Das ist die Würde, offenbar ein sehr produktiver Begriff, nachzudenken, worauf es ankommt, wenn wir zukunftsfähige und menschenwürdige Verhältnisse schaffen wollen.
Von Billerbeck: Wird es denn konkrete Forderungen geben?
Höppner: Jedenfalls im Blick auf die Globalisierung ja, da sind in diesem Vorkongress ja Überlegungen gemacht worden, und auf dem Roncalli-Platz am Donnerstag werde ich auch ein paar Kernsätze der Botschaft des Kirchentages sagen. Um bloß mal eine zu nennen: Reißt die Zäune ein zwischen denen, die Verantwortung tragen, und den Betroffenen. Nur wer mit den Betroffenen redet und ihre Stimme rechtzeitig einbringt, der kann auch zum Erfolg kommen.
Von Billerbeck: Ist Würde auch eine Art neuer integrativer Begriff, um die anderen Religionen wie Islam und Judentum zu integrieren?
Höppner: Das ist durchaus ein Teil der Absicht, denn manche haben gesagt, wir haben doch das Thema Menschenrechte, reicht das so nicht etwa aus? Und da stellt sich natürlich heraus, dass im Blick auf die Frage des Rechts sehr unterschiedliche Rechtsverständnisse bestehen. Wir haben festgestellt, dass im Blick auf die Würde tatsächlich ein verbindendes Thema auf der Tagesordnung steht, an dem man weiterdenken kann. Und deswegen glaube ich, der Dialog der Religionen, der ja in unserer globalisierten Welt geradezu unverzichtbar ist, wird durch dieses Stichwort eine Bereicherung erfahren.
Von Billerbeck: Der Evangelische Kirchentag findet ja diesmal in Köln statt, und Köln ist ja eigentlich - das hat jedenfalls immer so den Eindruck - ein Symbol für Katholischsein in Deutschland. Der Kölner Kardinal gehört zu den erklärten Gegner der Ökumene, also kein gemeinsames Abendmahl, Geschiedene sollen nicht zum Abendmahl zugelassen werden, er will keine Frauen am Altar sehen und nennt die evangelische Kirche nur eine kirchliche Gemeinschaft. Ist es in diesem Umfeld am Rhein so schön, wie es in dem Lied heißt?
Höppner: Also ich finde es überraschend schön, und im Blick auf den Kardinal muss ich sagen, er wird bei drei Veranstaltungen des Kirchentages dabei sein: Beim Eröffnungsgottesdienst, selber auch ein Grußwort halten und er wird mit dem Präses Schneider einen ökumenischen Gottesdienst im Dom feiern und mit ihm zusammen auch eine Bibelarbeit. Das heißt mit anderen Worten: Der Kardinal ist dabei. Ich glaube sogar intensiver als auf manchem Katholikentag. Und darüber freuen wir uns. Wir sind übrigens Gäste, wie ich empfinde, bei Christen hier, die sich nicht dividieren lassen nach katholisch und evangelisch. Als ich nach Köln hier reinkam, wehten auf einer altehrwürdigen katholischen Kirche unsere Kirchentagsfahnen. Das ist doch ein schönes Symbol für Ökumene.
Von Billerbeck: Gottes Globalisierungskritiker - der Evangelische Kirchentag und der G8-Gipfel. Darüber sprachen wir mit Reinhard Höppner, dem Präsidenten des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Ich danke Ihnen.
Reinhard Höppner: Guten Tag.
Von Billerbeck: Während Sie wie Hunderttausende in Köln den Evangelischen Kirchentag besuchen, findet in Heiligendamm der G8-Gipfel statt, und unter den Protestierern sind auch sehr viele Protestanten. Muss, wer evangelisch ist, heute G8-kritisch sein?
Höppner: Kritisch auf alle Fälle, das heißt ja noch nicht, dass man alles, was in diesem Prozess läuft, verdammen muss, aber die Globalisierung ist eben kein Schicksal, sondern eine Gestaltungsaufgabe. Und so wie sie derzeit von den Mächtigen der Welt gestaltet wird, ist vieles absolut nicht akzeptabel und widerspricht nach meiner festen Überzeugung auch der Grundbotschaft, die wir als Christen in der Welt zu verkünden haben. Und deswegen ist Kritik geradezu unvermeidlich.
Von Billerbeck: Wie spiegelt sich denn nun der G8-Gipfel und das, was dort passiert, auf dem Kirchentag wider?
Höppner: Wir haben ja von Anfang an versucht, Brücken zu bauen zwischen Heiligendamm und Köln, also zwischen denen, die vor dem Zaun protestieren und dem Kirchentag, aber auch zwischen denjenigen, die dahinter verhandeln und dem Kirchentag. Ich war zum Beispiel in Bad Doberan, als da der ökumenische Gottesdienst am Sonntag war, habe eine Kerze mitgebracht, die jetzt bei unserem Eröffnungsgottesdienst auf dem Altar stehen wird, und wir werden am Donnerstagabend eine Live-Schaltung vom Roncalli-Platz in Köln nach Rostock haben und da auch die Botschaft des Kirchentages in Sachen Globalisierung der Öffentlichkeit und den Verantwortlichen in der Politik sagen. Ich glaube, da ist eine Menge Verbindung da, und darüber freuen wir uns.
Es ist ja der Kirchentag immer auch eine Plattform, unterschiedliche Meinungen auszutauschen, und unser Ehrgeiz war, die vor dem Zaun und die hinter dem Zaun miteinander ins Gespräch zu bringen. Und da Frau Merkel am Sonnabend kommt, wird das auch ein Stück weit gelingen.
Von Billerbeck: Die Losung des 2007er Kirchentages ist ja etwas ungewöhnlich. Normalerweise sind die Losungen immer Bibelsprüche mit einer inhaltlichen Ausrichtung. Also 1983 in Hannover, da haben die Teilnehmer mit lila Tüchern die Nachrüstungsdebatte zum zentralen Thema gemacht, und da lautete die Losung "Umkehr zum Leben". Oder 1999 in Stuttgart, da hieß es, "Ihr seid das Salz der Erde". Die diesjährige Losung ist zwar auch aus der Bibel, bezeichnet aber nicht so sehr einen Inhalt, sondern eher eine Art und Weise. Die Losung heißt nämlich "Lebendig und kräftig und schärfer". Das passt ja auf ziemlich vieles oder fast alles. Kann sich also jeder darunter vorstellen, was er will?
Höppner: Das ist nicht so, denn in der Bibel - und das ist auch ein Bibelzitat - bezieht sich das ja klar auf das Wort Gottes, das lebendig und kräftig und schärfer ist, und das Reizwort war in dieser Losung natürlich das Stichwort "schärfer". Ich glaube, diese Aussage, dass das Wort Gottes schärfer als ein zweischneidiges Schwert ist, ist ein Punkt, der gerade auch in diesen Debatten uns außerordentlich wichtig ist, denn darum geht es. Es geht nämlich darum, das Wort Gottes vom Zeitgeist zu unterscheiden, das heißt mit anderen Worten zu klären, was ist denn wirklich zukunftsfähig und zukunftsweisend, und was sind die Trends der Zeit, denen wir nachlaufen und mit denen wir doch in die Irre laufen. Insofern ist dieses Motto gut gewählt, weil es in den verschiedenen Bereichen danach fragen lässt, wo diese Unterscheidung nötig ist.
Von Billerbeck: Schärfer waren ja auch die Proteste einiger weniger in Heiligendamm, könnte man jetzt zugespitzt sagen. Wie wird denn diese Auseinandersetzung, diese Gewalt, die dort bei der Demonstration stattgefunden hat, in Köln diskutiert?
Höppner: Ja, sie wird diskutiert werden, wobei das wohl einer der Punkte ist, die mich jedenfalls persönlich auch am meisten ärgern und wo ich auch schlicht sagen kann, das ist inakzeptabel, nicht nur wegen der kriminellen Energie, sondern da sind offenkundig Leute, die sind genauso wenig an der Lösung von Problemen und an dem Schicksal der Menschen interessiert wie viele andere Gleichgültige. Denn dadurch, dass sie Steine werfen, lenken sie von den Sachfragen ab, über die wir reden müssen, verderben den Dialog. Dass die sich jetzt als Globalisierungskritiker bezeichnen, ist schlicht falsch. Sie sind welche, die diesen Dialog verhindern, und ich denke, das muss man aufs Schärfste verurteilen, neben all dem, was an Verurteilung von Gewalt ohnehin immer eindeutige Botschaft des Kirchentages war.
Von Billerbeck: Quer durch den Kirchentag in Köln zieht sich ja ein Begriff wie eine Art roter Faden und ein heimliches zweites Thema: die Würde. Auf einem vorbereitenden Kongress, da haben die Veranstalter von der Macht der Würde gesprochen. Wie kann man diesen Begriff in Zusammenhang mit der Kritik an dem G8-Gipfel verstehen?
Höppner: Wir haben diesen Begriff der Würde ganz bewusst gewählt, weil wir erstens deutlich machen wollen, es muss, wenn wir fragen, wie die Globalisierung zu gestalten ist, ein Begriff sein, der über die verschiedenen Kulturen hinweg auch verständlich und kommunizierbar ist, und die Botschaft lautet ganz klar: Wo die Würde des Menschen verletzt wird, da läuft dieser Globalisierungsprozess in die Irre, dort wo die Würde sich entfalten kann, wo Menschen wieder menschenwürdig leben können, dort müssen wir helfen, dass das auch tatsächlich wächst und weiter zur Geltung kommt. Und schließlich, die Würde ist ja etwas, was jedem Menschen von Gott verliehen ist, sozusagen sein Kapital, und wir haben viele Menschen vor Augen gehabt, die trotz Armut und in großen Schwierigkeiten sich ihre Würde haben nicht nehmen lassen und die dadurch eine große Kraft entwickelt haben. Also ein Stück weit ist das auch biblische Botschaft, in der es ja heißt: Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig. Das ist die Würde, offenbar ein sehr produktiver Begriff, nachzudenken, worauf es ankommt, wenn wir zukunftsfähige und menschenwürdige Verhältnisse schaffen wollen.
Von Billerbeck: Wird es denn konkrete Forderungen geben?
Höppner: Jedenfalls im Blick auf die Globalisierung ja, da sind in diesem Vorkongress ja Überlegungen gemacht worden, und auf dem Roncalli-Platz am Donnerstag werde ich auch ein paar Kernsätze der Botschaft des Kirchentages sagen. Um bloß mal eine zu nennen: Reißt die Zäune ein zwischen denen, die Verantwortung tragen, und den Betroffenen. Nur wer mit den Betroffenen redet und ihre Stimme rechtzeitig einbringt, der kann auch zum Erfolg kommen.
Von Billerbeck: Ist Würde auch eine Art neuer integrativer Begriff, um die anderen Religionen wie Islam und Judentum zu integrieren?
Höppner: Das ist durchaus ein Teil der Absicht, denn manche haben gesagt, wir haben doch das Thema Menschenrechte, reicht das so nicht etwa aus? Und da stellt sich natürlich heraus, dass im Blick auf die Frage des Rechts sehr unterschiedliche Rechtsverständnisse bestehen. Wir haben festgestellt, dass im Blick auf die Würde tatsächlich ein verbindendes Thema auf der Tagesordnung steht, an dem man weiterdenken kann. Und deswegen glaube ich, der Dialog der Religionen, der ja in unserer globalisierten Welt geradezu unverzichtbar ist, wird durch dieses Stichwort eine Bereicherung erfahren.
Von Billerbeck: Der Evangelische Kirchentag findet ja diesmal in Köln statt, und Köln ist ja eigentlich - das hat jedenfalls immer so den Eindruck - ein Symbol für Katholischsein in Deutschland. Der Kölner Kardinal gehört zu den erklärten Gegner der Ökumene, also kein gemeinsames Abendmahl, Geschiedene sollen nicht zum Abendmahl zugelassen werden, er will keine Frauen am Altar sehen und nennt die evangelische Kirche nur eine kirchliche Gemeinschaft. Ist es in diesem Umfeld am Rhein so schön, wie es in dem Lied heißt?
Höppner: Also ich finde es überraschend schön, und im Blick auf den Kardinal muss ich sagen, er wird bei drei Veranstaltungen des Kirchentages dabei sein: Beim Eröffnungsgottesdienst, selber auch ein Grußwort halten und er wird mit dem Präses Schneider einen ökumenischen Gottesdienst im Dom feiern und mit ihm zusammen auch eine Bibelarbeit. Das heißt mit anderen Worten: Der Kardinal ist dabei. Ich glaube sogar intensiver als auf manchem Katholikentag. Und darüber freuen wir uns. Wir sind übrigens Gäste, wie ich empfinde, bei Christen hier, die sich nicht dividieren lassen nach katholisch und evangelisch. Als ich nach Köln hier reinkam, wehten auf einer altehrwürdigen katholischen Kirche unsere Kirchentagsfahnen. Das ist doch ein schönes Symbol für Ökumene.
Von Billerbeck: Gottes Globalisierungskritiker - der Evangelische Kirchentag und der G8-Gipfel. Darüber sprachen wir mit Reinhard Höppner, dem Präsidenten des Deutschen Evangelischen Kirchentages. Ich danke Ihnen.