Höllenqualen mit Ansage

Das Fegefeuer-Museum in Rom

Osterfeuer in NRW
Funken über einem Osterfeuer: "In den Flammen hatten sie eine Gestalt gesehen." © picture alliance / dpa / Foto: Bernd Thissen
Von Jan-Christoph Kitzler · 30.03.2015
Im Fegefeuer – da wohnen nach dem katholischen Glauben die Seelen, die zwar das ewige Heil erlangen werden, aber noch der Läuterung bedürfen. In Rom widmet sich dem "Purgatorio" das vermutlich kleinste und kurioseste Museum der Stadt.
Direkt am Tiber steht die Kirche Sacro Cuore, neogotisch reckt sie sich hoch in die Luft. Touristen verirren sich nicht oft hierher, denn es gibt wichtigere Kirchen in Rom. Aber hin und wieder kommen doch welche - und das liegt vor allem an dem, was in der Sakristei gezeigt wird. Armando Chiericolo ist hier der Küster, mit einem eindrucksvollen Schlüsselbund ist er ausgestattet und er kennt die Geschichte: Alles begann am 2. Juli 1897: die heutige Kirche stand noch nicht, sondern nur eine kleine Kapelle. Als Pater Victor Jouёt, der aus Marseille nach Rom gekommen war, an diesem Tag die Messe feierte, brach ausgerechnet auf dem Altar ein Feuer aus. Und die Gottesdienstbesucher waren sich einig: In den Flammen hatten sie eine Gestalt gesehen, auch an der Wand blieb eine Spur zurück, die man bis heute sehen kann:
"Stellt Euch ein Feuer vor. Das hier beginnt zu schmelzen, und dabei entsteht diese Figur hier. Und man sieht sie gut."
Spuren und Zeichen
Gut ist übertrieben, aber mit viel Phantasie lassen sich menschliche Züge erkennen. Für Padre Jouёt damals war der Fall klar: das war ein Zeichen aus dem Jenseits, eine leidende Seele im Fegefeuer. Nach der katholischen Vorstellung, die bis heute gilt, verbringen Verstorbene, die leichtere Sünden begangen haben, eine gewisse Zeit im Fegefeuer. Dort werden sie von den Sünden gereinigt, um ins Paradies zu kommen. Jahrhundertelang haben gläubige Christen sich das sehr praktisch vorgestellt. Daher auch das mit der Gestalt im Feuer. Der Brand in Sacro Cuore war für Padre Jouёt der Beginn einer Sammelleidenschaft. Er machte sich auf die Suche, nach weiteren Spuren und Zeichen. Und er fand sie in ganz Europa:
"Das sind nichts anderes als Bitten von Verstorbenen an Lebende, um Messen oder Gebete, um ihren Schmerz im Fegefeuer zu erleichtern. Sie sehen Gott, aber sie erreichen ihn nicht und leiden. Sie bitten um Hilfe. Also durch Träume oder Erscheinungen sagt dieser Verstorbene: ihr müsst eine Messe für mich feiern oder beten, ich bin im Fegefeuer. Und damit Du einsiehst, dass es die Wahrheit ist, lasse ich Dir ein Zeichen auf einer deiner Sachen."
Bilder mit seltsamen Brandpuren
Armando, der Küster führt uns in die Sakristei, in das "Museum der Seelen des Fegefeuers". Museum ist auch etwas zu viel gesagt: in einer Vitrine an der Wand werden genau 13 Ausstellungsstücke gezeigt: Stoffe und Bilder mit seltsamen Brandpuren oder Abdrücken. Zum Beispiel das Gebetbuch von Maria Zaganti. In den Deckel hat sich etwas eingefressen, das man als drei Finger deuten könnte:
"Also, die Verstorbene war die Schwester des Pfarrers, Palmiro Rastelli, die am 28. Dezember 1870 gestorben war. Und 1871 findet Maria Zaganti die Spuren von drei Fingern der Verstorbenen, die über die Freundin ihren Bruder um die Feier von Messen für sie bat. Ich brauche Messen, sag es meinem Bruder, und damit Du weißt, dass das stimmt, lasse ich Dir dieses Zeichen."
Warum sie sich nicht direkt an den Bruder, der ja schließlich ein Pfarrer war, gewandt hat, ist andere Frage. Man staunt über das, was hier ausgestellt wird - und ein wenig staunt man auch über den Glauben daran, den auch Armando der Küster hat. Er ist stolz auf sein kleines Museum:
"Es gibt Stücke, da ist das fast nichts sichtbar. Zum Beispiel hier ein kleines Taschentuch mit einer Brandspur. Aber auch hier sieht man zwei Finger. Und das ist das Besondere: man sieht die Brandspuren sehr gut."
Und so ist Rom, diese Stadt voller Wunder, um ein Kuriosum reicher. Die Seelen aus dem Fegefeuer. Sie haben hier sogar ein Museum.
Mehr zum Thema