Hochwasser in Sachsen

Von Alexandra Gerlach |
Die Flut geht – der Ärger kommt. Soviel ist schon jetzt sicher. Dabei ist noch gar nicht abzusehen, wie groß die Schäden dieses Frühjahrshochwassers tatsächlich sein werden. Festzuhalten ist jedoch, dass es sich nicht wie im Sommer 2002 um eine nationale Katastrophe handelt.
Nur zur Erinnerung: damals standen fast zwei Drittel des Freistaates unter Wasser, es gab Tote, es gab zerstörte Straßen, Brücken und Häuser. Viele Unternehmen standen nach monatelangem Verdienstausfall vor dem finanziellen Aus. Damals fehlte es an Vorwarnzeit und Informationen, es gab zu wenig Pegel und die Kommunikation mit Tschechien funktionierte nicht.

Mit der Situation in diesen Tagen kein Vergleich. Und dennoch: für die Betroffenen, die nun erneut die Elbe bei sich zu Hause haben, ist dies kein Trost. Sie werden wie schon 2002 nochmals von vorne anfangen müssen. Nach dem Saubermachen kommt das Renovieren und damit auch die Kosten.

Doch wer wird dafür zahlen? Der Staat wohl kaum. Die Öffentliche Hand sei keine Ersatzversicherung, hat Sachsens Ministerpräsident Georg Milbradt dezidiert erklärt – und stößt damit auf Zustimmung bei all denen, die von dieser Flut derzeit nicht betroffen sind. Doch er hat Recht. Dieses Mal wurde rechtzeitig gewarnt, waren die Vorbeugemaßnahmen der Krisenstäbe und Einsatzkräfte gut organisiert. Die neue Hochwasserzentrale des Freistaates gab regelmäßig Auskunft über die Pegelstände und neue Rückhaltebecken der Talsperren bestanden ihren ersten großen Leistungstest. Der Staat hat sich also in dieser Richtung nichts vorzuwerfen und fällt somit aus der Haftung.

Anderseits zeigt dieses Hochwasser, dass statistisch gesehen alle zehn Jahre so heftig ausfallen könnte, dass wir nun häufiger mit derartigen Launen der Natur werden rechnen müssen. Das erfordert unser Umdenken. Schon nach der letzten Flut wurden ganze Ortsteile aufgegeben und umgesiedelt, die man zuvor wider besseren Wissens mitten in die Flutrinnen gebaut hatte.

Andernorts, wie etwa im damals besonders hart getroffenen Weesenstein, hat man darauf verzichtet, den alten Ortskern wieder aufzubauen. Das war richtig und ist wegweisend für das, was nun kommen muss. Gleiches gilt für den Wiedereinbau von Elektro- und Haustechnikanlagen. In flutgefährdeten Gebieten gehören diese mindestens in den ersten Stock und nicht mehr in den Keller.

Die nächsten Tage werden zeigen, ob die alten Deiche halten, und das ist der eigentliche wunde Punkt. Erst knapp die Hälfte der rund 130 Kilometer langen Deiche ist saniert. Und noch immer sind zahlreiche Schäden aus der Jahrhundertflut nicht dauerhaft beseitigt. Eine Milliarde Euro wird es den Freistaat in den nächsten Jahren kosten, den Flutschutz nachhaltig zu verbessern. Gelingt dies, haben alles etwas davon.

Ansonsten gilt: Wer am Fluss lebt - der trägt das Risiko – der muss sich selbst versichern. Das ist natürlich bitter für die, die nun ohnehin schon um die Existenz ihrer Häuser ringen. Aber ein Fluss ist nun mal gefährlich, und wer hier siedelt, sollte sich des Risikos bewusst sein.