Hitzewelle

"Die Ökologie hechelt der Ökonomie hinterher"

Touristen schützen sich mit Schirmen vor den Sonnenstrahlen vor dem Brandenburger Tor in Berlin.
Touristen schützen sich mit Schirmen vor den Sonnenstrahlen vor dem Brandenburger Tor in Berlin. © picture alliance / dpa / Jörg Carstensen
Helmut Meyer im Gespräch mit Marianne Allweis und André Hatting  · 07.08.2015
Die Städte müssen sich besser gegen große Hitzeperioden im Sommer wappnen, fordert der Klimaforscher Helmut Meyer. Schon Bäume auf der richtigen Straßenseite könnten helfen.
Das Problem sei vor allem die Umsetzung von Maßnahmen gegen die Hitze, sagte Helmut Meyer im Deutschlandradio Kultur. Der Professor für Meterologie und Klimatologie an der Universität Freiburg kritisierte, dass bei der Planung in den Städten weltweit die Ökonomie dominiere.
"Die Ökologie hechelt hinterher", sagte er. "Die Ökologie kann froh sein, wenn so extreme Wetterlagen sind, weil dann wird den Leuten wieder ins Bewusstsein gerufen, wir müssen auch etwas im ökologischen Bereich machen."
Nachts kommt es zu "urbanen Wärmeinseln
Die derzeitige Hitzewelle werde in den Städten dadurch verstärkt, dass viele Freiflächen versiegelt seien. "Es prasselt zu viel an Hitze derzeit auf die Städte und das macht das Leben für die Menschen besonders problematisch", sagte Meyer. In der Nacht gebe es das Phänomen der "urbanen Wärmeinseln", bei der sich eine unterschiedliche Abkühlung bemerkbar mache.
"Das Umland, das kühlt relativ rasch ab, die Städte kühlen nicht so rasch ab, weil dort jede Menge Energie tagsüber in den Gebäuden gespeichert wird." Diese werde in der Nacht abgegeben und es komme zu einem größeren Gefälle in der Lufttemperatur zwischen Stand und Land.
Die Maßnahmen bei Tag haben eine hohe Priorität
Langfristig müssten sich die Städte für die Hitze wappnen, die in Zukunft laut Klimaprognosen häufiger auftreten werde. "Die Maßnahmen bei Tag haben eine hohe Priorität", sagte Meyer. Es gehe dabei um eine Reduzierung der Hitze, beispielsweise durch Bäume auf der richtigen Straßenseite.
"Dann kommt in der Nacht dazu, dass man die Ventilation aufrecht erhält." Das bedeute, dass man in den Städten Luftleitbahnen schaffe und nicht alles zubaue. Auf diesen werde für eine gute Belüftung in der Nacht gesorgt. "Und das trägt in der Summenwirkung dazu bei, dass die Menschen dann einen erholsamen Schlaf in der Nacht haben."
Der deutsche Wetterdienst biete Hitzewarnsysteme an, die an sensible Einrichtungen rausgehe wie beispielsweise Altersheime. Außerdem könne der Einzelne sein persönliches Verhalten den Temperaturen anpassen und beispielsweise Joggen am Nachmittag unterlassen.
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