Hitler, die Oper
Für seine Inszenierung des Wagner-Frühwerks "Rienzi" bedient sich Regisseur Philipp Stölzl der Filmgeschichte. Anleihen bei Chaplins "Der große Diktator" und Fritz Langs "Metropolis" sind nur allzu deutlich. Leider bleibt Stölzls Version etwas sehr vorhersehbar, auch die grandiosen Musiker können das nicht ganz wettmachen.
Rienzi ist Hitler und Rom ist Berlin. Jedenfalls in Philipp Stölzls Inszenierung von Richard Wagners wohl längster Oper. Wenn sich an der Deutschen Oper der Vorhang schon während der Ouvertüre öffnet, turnt und tanzt der Volkstribun vor dem berühmten Panoramafenster im Berghof auf dem Obersalzberg. Die Parallele zu Charlie Chaplins Hitlerparodie "Der große Diktator" ist durchaus gewollt und zieht sich durch den ersten Teil des Abends.
Nach der Pause wird der großartige Torsten Kerl sich in seiner Hitler-Darstellung an Bruno Ganz in "Der Untergang" orientieren, inklusive Schüttellähmung der Hand. Da ist der Niedergang des Titelhelden allerdings schon weit fortgeschritten und nimmt noch einmal rasant Fahrt auf.
Auch sonst bedient sich der Regisseur großflächig in der Filmgeschichte. Die Volksszenen spielen in gemalten "Metropolis"-Kulissen und immer wieder wendet sich der Redner Rienzi/Hitler mittels Wochenschaubildern an sein Volk. Technisch ist das (auch mithilfe der auf Theatervideos spezialisierten Firma fettfilm) grandios gelöst, die Wucht der Bilder überwältigt, die Geschichte läuft gut geölt ihrem tragischen Ende entgegen. Allerdings ist das Ganze auch recht vorhersehbar, denn Philipp Stölzl lässt jede Distanz zum Stoff, jede ironische Brechung vermissen, die noch seinen souveränen Umgang mit den Theatermitteln in seiner "Freischütz"-Inszenierung ausgezeichnet hatte.
Rienzis Schwester Irene zeigt als Mischung aus Magda Goebbels und Eva Braun unbedingten Durchhaltewillen, während Hitlerjunge Adriano aus einer anderen (Adels-)Clique sich zu spät zu einem Attentat durchringt.
Um Wagners Frühwerk so umstandslos auf die deutsche Geschichte setzen zu können, musste der Regisseur die Partitur allerdings beherzt kürzen. Übrig bleiben vor allem tableauhafte Massenszenen und Textstellen, die tatsächlich aus dem Reichspropagandaministerium stammen könnten. Doch ganz so faschistisch war Wagner in den 1840er-Jahren doch nicht, übrigens musikalisch auch nicht ganz so einfallslos wie das permanente Gedröhne dieser Rumpffassung glauben macht.
Musikalische Strukturen interessieren Philipp Stölzl ganz offensichtlich nicht, bedenkenlos opfert er den Aufbau der Ensembles, um das Stück zum flotten Krimi zu machen. Dabei gelingen dem Dirigenten Sebastian Lang-Lessing unter diesen erschwerten Bedingungen immer noch verblüffend viele differenzierte Szenen. Im ersten Teil setzt er noch ganz auf die Klangwelt der deutschen romantischen Oper, nach der Pause eher auf die zukunftsweisenden Momente unter französischem Einfluss, und das Orchester folgt ihm in Hochform. Dazu hat er mit Kate Aldrich als Adriano und Camilla Nylund als Irene zwei großartige Sängerinnen und mit Torsten Kerl einen Titelhelden, der sich mit Strahlkraft und Durchhaltevermögen in die mörderische Partie des scheiternden Diktators wirft.
Eine heimliche Hauptrolle spielt auch der Chor, der sich erneut in allerbester Verfassung zeigt. Aufführungen von einer solchen musikalischen Qualität dürften ruhig auch eine Stunde länger dauern.
Nach der Pause wird der großartige Torsten Kerl sich in seiner Hitler-Darstellung an Bruno Ganz in "Der Untergang" orientieren, inklusive Schüttellähmung der Hand. Da ist der Niedergang des Titelhelden allerdings schon weit fortgeschritten und nimmt noch einmal rasant Fahrt auf.
Auch sonst bedient sich der Regisseur großflächig in der Filmgeschichte. Die Volksszenen spielen in gemalten "Metropolis"-Kulissen und immer wieder wendet sich der Redner Rienzi/Hitler mittels Wochenschaubildern an sein Volk. Technisch ist das (auch mithilfe der auf Theatervideos spezialisierten Firma fettfilm) grandios gelöst, die Wucht der Bilder überwältigt, die Geschichte läuft gut geölt ihrem tragischen Ende entgegen. Allerdings ist das Ganze auch recht vorhersehbar, denn Philipp Stölzl lässt jede Distanz zum Stoff, jede ironische Brechung vermissen, die noch seinen souveränen Umgang mit den Theatermitteln in seiner "Freischütz"-Inszenierung ausgezeichnet hatte.
Rienzis Schwester Irene zeigt als Mischung aus Magda Goebbels und Eva Braun unbedingten Durchhaltewillen, während Hitlerjunge Adriano aus einer anderen (Adels-)Clique sich zu spät zu einem Attentat durchringt.
Um Wagners Frühwerk so umstandslos auf die deutsche Geschichte setzen zu können, musste der Regisseur die Partitur allerdings beherzt kürzen. Übrig bleiben vor allem tableauhafte Massenszenen und Textstellen, die tatsächlich aus dem Reichspropagandaministerium stammen könnten. Doch ganz so faschistisch war Wagner in den 1840er-Jahren doch nicht, übrigens musikalisch auch nicht ganz so einfallslos wie das permanente Gedröhne dieser Rumpffassung glauben macht.
Musikalische Strukturen interessieren Philipp Stölzl ganz offensichtlich nicht, bedenkenlos opfert er den Aufbau der Ensembles, um das Stück zum flotten Krimi zu machen. Dabei gelingen dem Dirigenten Sebastian Lang-Lessing unter diesen erschwerten Bedingungen immer noch verblüffend viele differenzierte Szenen. Im ersten Teil setzt er noch ganz auf die Klangwelt der deutschen romantischen Oper, nach der Pause eher auf die zukunftsweisenden Momente unter französischem Einfluss, und das Orchester folgt ihm in Hochform. Dazu hat er mit Kate Aldrich als Adriano und Camilla Nylund als Irene zwei großartige Sängerinnen und mit Torsten Kerl einen Titelhelden, der sich mit Strahlkraft und Durchhaltevermögen in die mörderische Partie des scheiternden Diktators wirft.
Eine heimliche Hauptrolle spielt auch der Chor, der sich erneut in allerbester Verfassung zeigt. Aufführungen von einer solchen musikalischen Qualität dürften ruhig auch eine Stunde länger dauern.