Hitler als Transvestit im Schweizer Emmental
"Die volle Wahrheit lässt sich nicht ergründen; wir setzen unsere Erinnerungen ohnehin aus Bruchstücken zusammen."
Diese Worte finden sich gleich zu Beginn des neuen Romans „Die Deutsche im Dorf“ des Schweizer Schriftstellers Lukas Hartmann. Und das, obwohl es darin um eine Suche nach Wahrheit geht. Denn Simon Wegmüller, ein anerkannter Musikwissenschaftler und der Ich-Erzähler in Hartmanns Roman, führt uns zurück in das Jahr 1967, als er noch ein Primaner war – und zusammen mit zwei Freunden einen Menschen in den Tod getrieben hat.
Schauplatz des Geschehens ist ein kleines Schweizer Dorf im Emmental mit Schule, Postamt, Käserei und Friedhof. Doch die Idylle trügt. Denn kurz nach Ostern 1967 kommt eine Deutsche ins Dorf und zieht in die Villa ihrer Landsmännin, der Witwe Stucki. Der Name der Neuen ist Emma Görres, und von Anfang an stößt sie auf Ablehnung und Misstrauen. Denn deutsch: das ist so abstoßend wie der Krieg der Nazis – und mit dem haben die Schweizer, davon sind alle im Dorf überzeugt, nichts zu tun gehabt.
Auch Simon, der Sohn des Lehrers, wird vom Misstrauen angesteckt – denn sein bester Freund Christian kann ihn und Otto davon überzeugen, dass Görres in Wirklichkeit ein Mann – der untergetauchte Hitler – ist. Doch was als kindlicher Jagdeifer beginnt, endet mit einem „Vernichtungs- und Machtrausch“ am Rand des Waldes.
Wie so oft in seinen Romanen vermischt Hartmann auch hier wieder Fiktion und Fakten – die Geschichte sei ihm nachts am Telefonat erzählt worden. Und sie führt – anhand eines Einzelfalles – zu einem grundsätzlichen Thema des Schriftstellers: zur kritischen Befragung des Schweizer Geschichtsbildes als „Saubermänner-Nation“ und der Frage nach dem Verhältnis von Opfer und Täter, von Unschuld und Gewalt. Wie aber vor allem kindliche Unschuld in blutige Gewalt umschlagen kann: das ist in diesem Roman, der historisches Sittenbild, kriminalistische Recherche und Zeitkritik ineinander blendet, psychologisch äußerst packend eingefangen.
Lukas Hartmann: Die Deutsche im Dorf
Roman. Verlag Nagel & Kimche 2005, 302 S., 22 Euro
Schauplatz des Geschehens ist ein kleines Schweizer Dorf im Emmental mit Schule, Postamt, Käserei und Friedhof. Doch die Idylle trügt. Denn kurz nach Ostern 1967 kommt eine Deutsche ins Dorf und zieht in die Villa ihrer Landsmännin, der Witwe Stucki. Der Name der Neuen ist Emma Görres, und von Anfang an stößt sie auf Ablehnung und Misstrauen. Denn deutsch: das ist so abstoßend wie der Krieg der Nazis – und mit dem haben die Schweizer, davon sind alle im Dorf überzeugt, nichts zu tun gehabt.
Auch Simon, der Sohn des Lehrers, wird vom Misstrauen angesteckt – denn sein bester Freund Christian kann ihn und Otto davon überzeugen, dass Görres in Wirklichkeit ein Mann – der untergetauchte Hitler – ist. Doch was als kindlicher Jagdeifer beginnt, endet mit einem „Vernichtungs- und Machtrausch“ am Rand des Waldes.
Wie so oft in seinen Romanen vermischt Hartmann auch hier wieder Fiktion und Fakten – die Geschichte sei ihm nachts am Telefonat erzählt worden. Und sie führt – anhand eines Einzelfalles – zu einem grundsätzlichen Thema des Schriftstellers: zur kritischen Befragung des Schweizer Geschichtsbildes als „Saubermänner-Nation“ und der Frage nach dem Verhältnis von Opfer und Täter, von Unschuld und Gewalt. Wie aber vor allem kindliche Unschuld in blutige Gewalt umschlagen kann: das ist in diesem Roman, der historisches Sittenbild, kriminalistische Recherche und Zeitkritik ineinander blendet, psychologisch äußerst packend eingefangen.
Lukas Hartmann: Die Deutsche im Dorf
Roman. Verlag Nagel & Kimche 2005, 302 S., 22 Euro