"Hitchcock"

Von Hannelore Heider · 13.03.2013
Alfred Hitchcock steht kurz vor den Dreharbeiten zu "Psycho", doch Studio, Umstände und Ehefrau legen ihm Stein um Stein in den Weg. Dieser Film ist keine Biografie, sondern eine scharfsinnige, perfekt besetzte Beziehungskomödie um den eitlen Egomanen und genialen Regisseur.
1959. Alfred Hitchcock will einen neuen Film machen und er soll ganz anders sein als alle die erfolgreichen zuvor. Der Mann ist eitel, er weiß, dass die Jüngeren ihm gerade aus Frankreich Konkurrenz machen, und er will allen zeigen, dass er immer noch der Größte ist. Vor allem dem Studio, dem er vertraglich verpflichtet ist und das lieber noch so einen "Dritten Mann" hätte als sein vorgeschlagenes neues Filmprojekt über einen Serienmörder, das nach seiner Romangrundlage "Psycho" heißen soll.

Es verheißt Spannung und Perversität, ist aber viel zu riskant für das Studio und gänzlich unmöglich für den Zensor, der Hitchcock im Weiteren in absurden Szenen das Leben schwer machen wird – wie auch Hitchcock das des Zensors. Wir sehen also keine Hitchcock-Biografie, sondern den eitlen Egomanen und genialen Regisseur durch das Brennglas einer kurzen, wenn auch entscheidenden Schaffensperiode. Denn hier steht nicht nur sein Image als das größte Genie aller Zeiten auf dem Spiel, sondern auch seine Ehe und damit die Unterstützung durch seine kluge Frau Alma Reville (Helen Mirren). Sie ist immer seine Partnerin beim Drehbuchschreiben, sie vertritt ihn auch mal bei den Dreharbeiten, betreibt hier aber ihr eigenes Projekt, weil sie sich von ihrem Mann zu Recht nicht genügend geachtet fühlt.

Dieser "Hitchcock" ist also weniger ein Biopic, als eine scharfsinnige, perfekt besetzte Beziehungskomödie, die genug thematische Relevanz und natürlich vergnügliche Dialoge hat. Neben Anthony Hopkins, der sich perfekt in den beleibten, alkoholkranken, süffisanten und trotzdem ernsthaft kämpfenden Meister verwandelt, und einer wieder wunderbar alle Tonlagen einer selbstbewussten Frau auskostenden Helen Mirren spielt Scarlett Johansson die Rolle der sehr professionellen Psycho-Hauptdarstellerin Janet Leigh.

Die Original- Filmausschnitte durften aus Rechtsgründen nicht gezeigt werden, es wird also angedeutet und nachgestellt, was dieser Filmerzählung über die Entstehung eines Filmklassikers noch zusätzlichen Reiz verleiht. Ebenso wie die schönen und so Hitchcock-typischen Ein- und Ausgangssequenzen, in denen Anthony Hopkins in perfekter Maske und direkter Ansprache den Zuschauer willkommen heißt bzw. entlässt.

USA 2012. Regie: Sacha Gervasi. Darsteller: Anthony Hopkins, Helen Mirren, Scarlett Johansson, Jessica Biel, James D’Arcy, Toni Collette. 98 Minuten, ab 12 Jahren.

Filmhomepage "Hitchcock"
Hitchcock (Anthony Hopkins) und sein Star Janet Leigh (Scarlett Johansson)
Hitchcock (Anthony Hopkins) und sein Star Janet Leigh (Scarlett Johansson)© Twentieth Century Fox
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