Historisches Konzert

Nachdem Friedrich Ladegast den 1853 begonnenen Bau der Merseburger Domorgel im Jahre 1855 abgeschlossen hatte, kam es am 26. September 1855 zu einem denkwürdigen Konzert, das in die Orgelgeschichte eingehen sollte. War diese Orgel doch zu dem Zeitpunkt die größte ihrer Art.
Die Rekonstruktion jenes Konzertes, zu dem beispielsweise Franz Liszt extra von Weimar nach Merseburg mit der Kutsche angereist kam, bildete einen Höhepunkt der diesjährigen 35. Merseburger Orgeltage. Auf den Tag genau nach 150 Jahren erklang dieses Programm jetzt wieder im Dom zu Merseburg. Bestritten 1855 vier Organisten (darunter auch Franz Liszt) das Programm, saß diesmal an der Orgel nur einer: Michael Schönheit.
Sein dedektivischer Spürsinn führte auch zur Rekonstruktion der Programm-Bestandteile. Denn das Weihekonzert ist nicht als kompletter Programmzettel erhalten, sondern nur in verbaler Form durch Rezensionen und Briefe. Aufgrund dieser Sekundärquellen schloss Michael Schönheit auf die damals real erklungene Musik. Das rekonstruierte Programm des Weihe-Konzertes mit seiner "Häppchen-Kultur" mutet uns heute etwas eigenartig an; aber damals - vor 150 Jahren -
war es durchaus üblich, aus bekannten Werken immer nur mal einen Satz oder eine Arie aufzuführen.


Dom zu Merseburg
Aufzeichnung vom 26. 9. 2005


Historisches Konzert
Weihekonzert der Merseburger Domorgel
vom 26. September 1855

David Hermann Engel (1816 - 1877)
Phantasie und Fuge g-Moll op. 16

Johann Wolfgang Franck (1644 - ca. 1710)
Zwei geistliche Lieder für Alt und Orgel
nach Texten von Wilhelm Osterwald
harmonisiert von David Hermann Engel
"Gottvertrauen"
"Dem dreieinigen Gott"

Johann Sebastian Bach (1685 - 1750)
Fuge cis-Moll
aus dem Wohltemperierten Clavier, Band 1, BWV 849
in einer Orgelübertragung aus der Orgelschule op. 15 von
August Gottfried Ritter, Domorganist zu Merseburg 1844 - 47

"Erbarme dich"
Arie aus der Matthäuspassion BWV 244
In einer Fassung für Alt, Violine und Orgel

Franz Liszt (1811 - 1886)
Fantasie und Fuge über den Choral
"Ad nos, ad salutarem undam"

Felix Mendelssohn Bartholdy (1809 - 1847)
"Ja, es sollen wohl Berge weichen"
Arioso aus dem Oratorium "Elias"
in einer Fassung für Bariton und Orgel

Hermann Schellenberg (1816 - 1862)
Fantasie für die Orgel über
"Ein feste Burg ist unser Gott" op. 3


Britta Schwarz – Alt
Mario Hoff – Bass
Frank-Michael Erben – Violine
Michael Schönheit - Ladegast-Orgel Merseburg