Historische Menükarten in Dresden

Mit Essen Politik machen

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Ein aufgeschlagenes liniertes Heft mit Eintragungen in schwarzer Tinte und eines mit Eintragungen in blauer Tinte liegen auf einem schwarzem Hintergrund.
Ein Menübuch von Kaiser Wilhelm II. und darunter eines von Queen Elizabeth II. von 1959: Sie zeigen, was die beiden gegessen haben. © Alexandra Gerlach
Von Alexandra Gerlach · 24.06.2021
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Vom Arbeitsessen bis zum Festbankett: Die Esskultur wird seit Jahrhunderten als Mittel der Politik und der Diplomatie eingesetzt. Die TU Dresden verfügt neuerdings über etwa 30.000 Dokumente dazu. Doch es fehlt an Geldern für die Wissenschaft.
Rund 30.000 historische Speisekarten und Kulinarikbücher sind vor Kurzem nach Dresden gekommen. Darunter sind Menübücher von Kaiser Wilhelm II. und Queen Elizabeth II., die deren tägliche Speisen dokumentieren. Zu sehen sind sie in Dresden in der größten Kulinaria-Sammlung Europas.
Sie gehören zur Sammlung Ernst Birsner. Dieser war einst Küchenchef des Kochstudios im Aenne-Burda-Verlag und hatte über Jahrzehnte gesammelt. 700 Umzugskartons sind nun zu sichten, zu katalogisieren, zu digitalisieren und auszuwerten, sagt Thomas Stern, der als Referatsleiter in der Landes- und Universitätsbibliothek nun auch Kurator der Sammlung Birsner ist.
Die neu erworbene Sammlung besteht zu großen Teilen aus Speise- und Menükarten der europäischen Höfe und Grand Hotels des 19. und teilweise 20. Jahrhunderts.

Geschichte der Esskultur Europas

Um diesen Schatz umfassend wissenschaftlich auszuwerten, fehle es allerdings an Geld und Personal, heißt es von Seite der Technischen Universität Dresden.
Fest steht aber: Mit der Sammlung Birsner wird Dresden, das bereits zwei weitere bedeutende Kulinarik-Sammlungen, wie die des Restaurantkritikers Wolfram Siebeck besitzt, zu einem zentralen Ort für die Geschichte der Esskultur in Europa. Sobald die aufwendige Digitalisierung abgeschlossen ist, werden die ausgefallenen historischen Menükarten auch weltweit zu sehen sein.
(abr)