Historische Drogenkultur in Österreich

Die Arsen-Esser der Steiermark

08:20 Minuten
Ein Arsen-Stein fotografiert auf gelbem Hintergrund.
Ein Arsen-Stein: "Man trank es, wurde jung und nach einiger Zeit wurde man vom Teufel geholt." © Simon Brugner
Simon Brugner im Gespräch mit Gesa Ufer · 04.04.2019
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Es klingt wie ausgedacht, doch sie sind historisch verbürgt: Arsen-Esser in der Steiermark. Dort galt das Gift als Allheilmittel. Davon wusste auch die Großmutter des österreichischen Fotografen Simon Brugner. Der hat sich auf Spurensuche begeben.
"Man trank es, wurde jung und nach einiger Zeit wurde man vom Teufel geholt." So schildert der steirische Volksdichter Peter Rosegger, was bis in die 70er-Jahre ein gut gehütetes Geheimnis in seiner Heimat war: Viele einfache Leute vom Pferdeburschen bis zum Holzknecht nahmen Arsen.
Eine historische Aufnahme eine Bauernfamilie vor ihrem Hof in der Steiermark.
Es klingt wie ausgedacht, doch sie sind historisch verbürgt: Arsen-Esser in der Steiermark.© Simon Brugner
Die hochpotente Substanz ist ein mineralisches Gift, die Anwendung führt langfristig zu Vergiftungserscheinungen. Bekannt ist es auch, weil in Kriminalromanen der Giftmord klassischerweise mit Arsen verübt.

Allheilmittel der einfachen Bevölkerung

In der Steiermark war der Arsen-Konsum offenbar dennoch verbreitet, die Großmutter von Simon Brugner wusste davon zu berichten. Und so folgte Brugner den Spuren der Arsen-Esser, grub alte Bilder aus, fotografierte Details. "Das war quasi das Hausmittel beziehungsweise das Allheilmittel der einfachen Bevölkerung. Wenn gar nichts mehr genutzt hat, hat man immer noch probieren können, das Leiden mit Arsen zu kurieren. Beim Tier als auch beim Menschen", sagt Brugner. Es sei als Prophylaxe gegen fiebrige Krankheiten eingesetzt worden, gegen die Pest, als Aufputschmittel, als Pestizid und um Farbstoffe herzustellen.

Arsen zur Leistungssteigerung bei Pferden

Zudem hatte das örtliche Arsenvorkommen ab dem Mittelalter auch eine wirtschaftliche Bedeutung, erzählt Brugner. Das Gift sei auch in der Pferdewirtschaft eingesetzt worden, um die Tiere leistungsfähiger zu machen.
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Brugner kontrastiert die historischen Aufnahmen mit eigenen Fotografien aus der Jetztzeit.© Simon Brugner
Nun hat Brugner einen giftgelben Bildband "The Arsenic Eaters" veröffentlicht. Das Buch ist eine magisch anmutende Collage aus historischen Fotografien, die die raue Arbeit auf den Höfen, die archaische Bergwelt und dunkle Höfe, Höhlen, Stollen und Felsen zeigen. Daneben stellt Brugner Aufnahmen aus der Jetzt-Zeit. Bilder aus dieser Foto-Reihe werden nun auch in der Ausstellung "Real Magic" im Grazer Forum Stadtpark gezeigt.
(cwu)
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