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"Der Tag mit ..." - Über die Bedeutung der Steinkohle

Die Steinkohleförderung in Deutschland ist beendet. Doch wie wichtig war sie in der Vergangenheit? Ohne die Kohle wäre die Industrialisierung nicht möglich gewesen, sagt der Historiker Franz-Josef Brüggemeier. Auch für die europäische Einigung war sie entscheidend.
In den vergangenen Jahrzehnten galt eine einfache Formel: Ruhrgebiet gleich Kohle. "Wir verbinden damit die Zeit nach 1800, 1850", erklärte der Historiker Franz-Josef Brüggemeier im Deutschlandfunk Kultur. Damals habe die Industrialisierung begonnen - und die wäre in Deutschland, Europa und letztlich weltweit ohne Kohle nicht möglich gewesen.
"Regionen wie das Ruhrgebiet, die diese Kohle hatten, und zwar in großen Mengen, wurden plötzlich zu unglaublich wichtigen Zentren", so der Professor an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. "Das hat schon nicht nur eine Gegend geprägt, sondern die Grundlage gelegt für - man kann schon sagen - für die deutsche Geschichte der letzten 150 Jahre."
Montanunion als Grundlage für die EU
Besonders wichtig für Europa war Brüggemeier zufolge auch die Montanunion: Als ganz Europa nach dem Zweiten Weltkrieg zerstört war, hätten alle gewusst, dass zu einem Wiederaufbau Kohle notwendig war. Um Kohle und den Zugang dazu habe man sich sehr lange gestritten - "ich will nicht sagen: Kriege geführt", so der Historiker. "Jetzt war klar, der Zugang musste geregelt werden. Dafür hat man dann die Montanunion gegründet."
Kurz darauf sei dieser Gedanke in die Europäische Gemeinschaft überführt worden: "Man kann schon sagen: ohne die Notwendigkeit, sich über die Kohle zu verständigen, hätte es die EU und die ganze europäische Einigung sicherlich sehr viel später, sehr viel zögerlicher und nicht in der Form gegeben, wie wir sie kennen."
(bth)