Hip Hop und Fußball
In Leipzig gingen am Wochenende Fußball und Hip Hop eine ungewöhnliche Liaison ein. Dort trafen junge Breakdancer, Beatboxer und DJs zur ersten Hip Hop Weltmeisterschaft zusammen. Sie ist Teil des kulturellen Rahmenprogramms der Fußball-WM im nächsten Jahr.
Eröffnung durch Thomas D und MC Freestyle: " Leipzig, ich grüße euch, ihr seht wenig aus, ihr müsst Lärm machen für Viele. Wir begrüßen Euch zu den Hip Hop World Open, Leute, the World Challenge…"
Ein wenig erschrocken wirken die Moderatoren Thomas D und MC Freestyle in den ersten Minuten auf der Bühne des großen Kohlrabizirkus. Über Tausend Menschen passen eigentlich in diese Kuppelhalle, doch zu Beginn der Hip Hop WM verlaufen sich gerade einmal 100 Besucher vor der Bühne. Die Stimmung ist noch gedämpft, das Publikum wirkt ein wenig schüchtern. Die beiden Bühnengötter des Hip Hop tun ihr Möglichstes, um die Leute wachzurütteln.
"We need everybody to be awake. So all you lazy people, sitting around, get the fuck up."
Und tatsächlich, die müden Hip Hoper kommen langsam in Bewegung. Die erste Stunde gehört den City Slickers, einer Rap-Formation aus Leipzig. Sie haben die schwierige Aufgabe, dem Publikum einzuheizen. Hinter der Bühne indes braucht keiner der über 60 WM-Teilnehmer eine besondere Motivation.
Der Adrenalinspiegel ist hoch, denn in wenigen Minuten startet die erste Runde im Turntablism - vier DJ-Teams aus Frankreich, Japan, Deutschland und Australien treten gegeneinander an. Die letzten Schallplatten werden noch einmal sortiert, Kopfhörer und Plattenspieler an den Bühnenrand geschleppt.
Während immer mehr Besucher in die Halle strömen, werden auf der Bühne die Regeln verkündet. Beim Turntablism kommt es darauf an, die verschiedenen Schallplatten so gekonnt ineinander zu mixen, dass am Ende ein vertracktes, aber insgesamt rundes Musikstück entsteht. Die zweite Formation auf der Bühne sind die Lordz of Fitness, eine vierköpfige DJ-Crew aus Deutschland. Noch sind sie die amtierenden Weltmeister.
Auf jeder ihrer Platten sind vier, fünf einzelne Punkte markiert, um mit der Nadel genau die richtige Stelle zu treffen. Die Jury, die sich immer wieder neu aus den Mitgliedern der jeweils anderen Teams zusammensetzt, steht im Hintergrund und schaut jedem einzelnen DJ genau auf die Finger. Die ein oder andere benutzte Platte fällt einfach zu Boden – die Jury-Mitglieder nicken gemeinsam im Takt der Beats. Nach sechs Minuten ist der Auftritt vorbei - Rafick von den Lordz of Fitness ist nicht ganz zufrieden.
"Also es lief nicht ganz so, wie wir es wollten. Weil manchmal hat man einfach das Problem, dass die Nadel springt, und dann kommen einfach ganz komische Sachen bei raus. Das war eigentlich so das Hauptproblem. Wiederum ist es dann aber so, dass die Jury das auch sieht, und wenn man sich dann wieder fängt, hat man dann auch noch gute Chancen. "
Die Stimmung vor der Bühne ist mittlerweile gut – einige hundert Hip Hop Fans sind noch gekommen. Es wird getanzt, gehüpft und mit dem Kopf gewippt. Doch von all dem bekommt Zeero aus Berlin nichts mit. Er sitzt in einem kleinen Raum hinter der Bühne und bereitet sich auf seinen Auftritt vor. Zeero war 2002 und 2003 deutscher Meister im Beatboxing – nun stellt er sich der internationalen Konkurrenz. Ohne jedes Hilfsmittel erzeugen die Beatboxer ihre Sounds, Drums und Melodien einzig und allein mit dem Mund. Jeder der 20 Teilnehmer hat zwei Minuten Zeit. Durch ausgefeilte Zungen- und Atemtechniken werden mehrere Instrumente synchron simuliert – das Ergebnis ist beeindruckend.
"We got Zeero from Berlin, Germany, in the House."
Nach den ersten Runden fliegen einzelne Teilnehmer aus dem Rennen - doch die Stimmung auf und hinter der Bühne ist immer noch bestens. Die meisten sind froh, überhaupt dabei zu sein – das Ergebnis ist Nebensache. Man will sehen, was die anderen drauf haben – dem jeweiligen Gegner wird Respekt gezollt, erklärt Rafick von den Lordz of Fitness.
"Unter den Teams ist es eigentlich eine super friedliche Stimmung. Also das ist generell jetzt nicht so, dass Leute sich da bekriegen oder so. Sondern es sind alle Freunde, und das Ergebnis ist eigentlich zweitrangig, wenn man es von der Seite sieht, dass man sich hier trifft, international einfach jeder da ist. Also es ist mehr ein Austausch in erster Linie. "
Auf einer kleinen VIP-Tribüne sitzen derweil einige ältere Herren in ordentlichen Hemden. Vom Alter her dürften sie eigentlich nichts mehr mit Hip Hop am Hut haben, doch sie sind extra wegen dieser WM aus Berlin angereist. Es ist eine kleine Delegation der Bundesregierung, die sich hier ein Bild davon machen will, wohin die Gelder ihrer Kulturförderung fließen. Staatssekretär Göttrik Weber muss aber eingestehen, dass er die Hip Hop Szene selbst nicht kennt. Aber interessiert ist er.
"Hip Hop Kultur ist Kultur, die in bestimmten Generationen auch eine ganz große Rolle spielt, was Neues ist, interessant ist. Und es ist eine gute Ergänzung. Es wäre, glaube ich, falsch gewesen, wenn wir fünf Klassikkonzerte gemacht hätten und nichts in der anderen Richtung. "
Der König Fußball tritt an diesem Abend nicht nur als Geldgeber auf. Die Flying Steps, eine deutsche Breakdance-Gruppe, beweisen auf der Bühne eindrucksvoll, dass Ballkünstler nicht zwangsläufig nur auf dem grünen Rasen zu Hause sind. Gekonnt dribbeln, passen und zaubern sie mit dem Ball auf der Bühne – dazu gibt es eine perfekte Breakdance-Show.
Manchem Bundesligatrainer wäre das definitiv zu viel – und auch vor der Halle sitzen einige Zuschauer, die sich lieber erst einmal eine Pause gönnen. Den meisten gefällt die Hip Hop WM. So auch den beiden jungen Thüringern, die direkt neben dem Eingang ihre eigenen Künste im beatboxing präsentieren.
"Ich bin wegen den Beatboxern hier, und die gefallen mir auch recht gut. DJ Battle hat mir nicht so gefallen, aber Breakdance und Beatbox.
Es ist eigentlich ganz in Ordnung. Die Beatboxer sind besser, als ich es mir vorgestellt habe. Schon überraschend schön, könnte nur ein bisschen voller sein."
Drinnen in der Halle fliegen die einzelnen Teilnehmer langsam nach und nach aus dem Rennen. Auch den deutschen Teilnehmer Zeero hat es leider erwischt, er hat die nächste Runde knapp verpasst. Doch wirklich schlimm ist das für ihn nicht, auch wenn er eigentlich viel weiter kommen wollte. Denn beim Hip Hop zählt ja letztendlich, dabei gewesen zu sein und von den internationalen Kollegen etwas Neues gelernt zu haben.
In diesem Punkt unterscheidet sich der Hip Hop dann aber wohl doch vom Fußball. Denn sollte Deutschland im kommenden Jahr nicht Fußball-Weltmeister werden, gibt es wohl eher böses Blut als nette Worte und Respekt.
Hip Hop World Challenge
Ein wenig erschrocken wirken die Moderatoren Thomas D und MC Freestyle in den ersten Minuten auf der Bühne des großen Kohlrabizirkus. Über Tausend Menschen passen eigentlich in diese Kuppelhalle, doch zu Beginn der Hip Hop WM verlaufen sich gerade einmal 100 Besucher vor der Bühne. Die Stimmung ist noch gedämpft, das Publikum wirkt ein wenig schüchtern. Die beiden Bühnengötter des Hip Hop tun ihr Möglichstes, um die Leute wachzurütteln.
"We need everybody to be awake. So all you lazy people, sitting around, get the fuck up."
Und tatsächlich, die müden Hip Hoper kommen langsam in Bewegung. Die erste Stunde gehört den City Slickers, einer Rap-Formation aus Leipzig. Sie haben die schwierige Aufgabe, dem Publikum einzuheizen. Hinter der Bühne indes braucht keiner der über 60 WM-Teilnehmer eine besondere Motivation.
Der Adrenalinspiegel ist hoch, denn in wenigen Minuten startet die erste Runde im Turntablism - vier DJ-Teams aus Frankreich, Japan, Deutschland und Australien treten gegeneinander an. Die letzten Schallplatten werden noch einmal sortiert, Kopfhörer und Plattenspieler an den Bühnenrand geschleppt.
Während immer mehr Besucher in die Halle strömen, werden auf der Bühne die Regeln verkündet. Beim Turntablism kommt es darauf an, die verschiedenen Schallplatten so gekonnt ineinander zu mixen, dass am Ende ein vertracktes, aber insgesamt rundes Musikstück entsteht. Die zweite Formation auf der Bühne sind die Lordz of Fitness, eine vierköpfige DJ-Crew aus Deutschland. Noch sind sie die amtierenden Weltmeister.
Auf jeder ihrer Platten sind vier, fünf einzelne Punkte markiert, um mit der Nadel genau die richtige Stelle zu treffen. Die Jury, die sich immer wieder neu aus den Mitgliedern der jeweils anderen Teams zusammensetzt, steht im Hintergrund und schaut jedem einzelnen DJ genau auf die Finger. Die ein oder andere benutzte Platte fällt einfach zu Boden – die Jury-Mitglieder nicken gemeinsam im Takt der Beats. Nach sechs Minuten ist der Auftritt vorbei - Rafick von den Lordz of Fitness ist nicht ganz zufrieden.
"Also es lief nicht ganz so, wie wir es wollten. Weil manchmal hat man einfach das Problem, dass die Nadel springt, und dann kommen einfach ganz komische Sachen bei raus. Das war eigentlich so das Hauptproblem. Wiederum ist es dann aber so, dass die Jury das auch sieht, und wenn man sich dann wieder fängt, hat man dann auch noch gute Chancen. "
Die Stimmung vor der Bühne ist mittlerweile gut – einige hundert Hip Hop Fans sind noch gekommen. Es wird getanzt, gehüpft und mit dem Kopf gewippt. Doch von all dem bekommt Zeero aus Berlin nichts mit. Er sitzt in einem kleinen Raum hinter der Bühne und bereitet sich auf seinen Auftritt vor. Zeero war 2002 und 2003 deutscher Meister im Beatboxing – nun stellt er sich der internationalen Konkurrenz. Ohne jedes Hilfsmittel erzeugen die Beatboxer ihre Sounds, Drums und Melodien einzig und allein mit dem Mund. Jeder der 20 Teilnehmer hat zwei Minuten Zeit. Durch ausgefeilte Zungen- und Atemtechniken werden mehrere Instrumente synchron simuliert – das Ergebnis ist beeindruckend.
"We got Zeero from Berlin, Germany, in the House."
Nach den ersten Runden fliegen einzelne Teilnehmer aus dem Rennen - doch die Stimmung auf und hinter der Bühne ist immer noch bestens. Die meisten sind froh, überhaupt dabei zu sein – das Ergebnis ist Nebensache. Man will sehen, was die anderen drauf haben – dem jeweiligen Gegner wird Respekt gezollt, erklärt Rafick von den Lordz of Fitness.
"Unter den Teams ist es eigentlich eine super friedliche Stimmung. Also das ist generell jetzt nicht so, dass Leute sich da bekriegen oder so. Sondern es sind alle Freunde, und das Ergebnis ist eigentlich zweitrangig, wenn man es von der Seite sieht, dass man sich hier trifft, international einfach jeder da ist. Also es ist mehr ein Austausch in erster Linie. "
Auf einer kleinen VIP-Tribüne sitzen derweil einige ältere Herren in ordentlichen Hemden. Vom Alter her dürften sie eigentlich nichts mehr mit Hip Hop am Hut haben, doch sie sind extra wegen dieser WM aus Berlin angereist. Es ist eine kleine Delegation der Bundesregierung, die sich hier ein Bild davon machen will, wohin die Gelder ihrer Kulturförderung fließen. Staatssekretär Göttrik Weber muss aber eingestehen, dass er die Hip Hop Szene selbst nicht kennt. Aber interessiert ist er.
"Hip Hop Kultur ist Kultur, die in bestimmten Generationen auch eine ganz große Rolle spielt, was Neues ist, interessant ist. Und es ist eine gute Ergänzung. Es wäre, glaube ich, falsch gewesen, wenn wir fünf Klassikkonzerte gemacht hätten und nichts in der anderen Richtung. "
Der König Fußball tritt an diesem Abend nicht nur als Geldgeber auf. Die Flying Steps, eine deutsche Breakdance-Gruppe, beweisen auf der Bühne eindrucksvoll, dass Ballkünstler nicht zwangsläufig nur auf dem grünen Rasen zu Hause sind. Gekonnt dribbeln, passen und zaubern sie mit dem Ball auf der Bühne – dazu gibt es eine perfekte Breakdance-Show.
Manchem Bundesligatrainer wäre das definitiv zu viel – und auch vor der Halle sitzen einige Zuschauer, die sich lieber erst einmal eine Pause gönnen. Den meisten gefällt die Hip Hop WM. So auch den beiden jungen Thüringern, die direkt neben dem Eingang ihre eigenen Künste im beatboxing präsentieren.
"Ich bin wegen den Beatboxern hier, und die gefallen mir auch recht gut. DJ Battle hat mir nicht so gefallen, aber Breakdance und Beatbox.
Es ist eigentlich ganz in Ordnung. Die Beatboxer sind besser, als ich es mir vorgestellt habe. Schon überraschend schön, könnte nur ein bisschen voller sein."
Drinnen in der Halle fliegen die einzelnen Teilnehmer langsam nach und nach aus dem Rennen. Auch den deutschen Teilnehmer Zeero hat es leider erwischt, er hat die nächste Runde knapp verpasst. Doch wirklich schlimm ist das für ihn nicht, auch wenn er eigentlich viel weiter kommen wollte. Denn beim Hip Hop zählt ja letztendlich, dabei gewesen zu sein und von den internationalen Kollegen etwas Neues gelernt zu haben.
In diesem Punkt unterscheidet sich der Hip Hop dann aber wohl doch vom Fußball. Denn sollte Deutschland im kommenden Jahr nicht Fußball-Weltmeister werden, gibt es wohl eher böses Blut als nette Worte und Respekt.
Hip Hop World Challenge