Himmlischer Lohn und irdische Anerkennung
Während des Zweiten Weltkriegs haben Menschen bewiesen, dass ihnen das Überleben von Verfolgten wichtiger war als ihr persönliches Schicksal - so auch der portugiesische Diplomat Aristides de Sousa Mendes. Nun soll sein Geburtshaus ein Museum für Menschenrechte werden.
Wer von Weitem auf das Gebäude in Cabanas de Viriato in Zentralportugal schaut, sieht die Umrisse eines stattlichen Landhauses. Im Innern gleicht die Villa jedoch einer abrissreifen Bruchbude. Das Geburtshaus von Aristides de Sousa Mendes – der portugiesische Diplomat, der im Zweiten Weltkrieg Tausenden von Flüchtlingen den Weg von Südfrankreich nach Portugal ebnete – soll in ein Museum für Menschenrechte umgewandelt werden. Doch der Stiftung, die seinen Namen trägt, fehlt das Geld, und von öffentlicher Hand kann mit keiner Unterstützung gerechnet werden.
Es bleibt die Hoffnung, dass wohlhabende Familien derjenigen, die mit Sousa Mendes Hilfe fliehen konnten, für das Projekt spenden. Doch Álvaro de Sousa Mendes, ein Enkel des portugiesischen Diplomaten, erklärt, warum auch von dieser Seite wenig zu erwarten ist.
"Ein Großteil der Flüchtlinge, die über Bordeaux ausreisten und ein Visum von Aristides de Sousa Mendes erhielten, wusste nicht, dass sie ein Visum von jemandem ausgehändigt bekamen, der die Befehle der Zentralregierung unterlief. Diese Menschen dachten sicherlich, sie erhielten ein Visum von Portugal auf Anweisung des Premierministers Salazar."
Portugal war im Zweiten Weltkrieg neutral geblieben, doch das autoritäre Salazar-Regime ließ ein Memorandum an die Konsulate schicken, in dem es explizit darauf hinwies, dass Visa nur nach einer genauen Überprüfung in Lissabon erstellt und Juden der Weg nach Portugal prinzipiell versperrt werden sollte.
Im Sommer 1938 war der damals 53-jährige Diplomat auf seinen letzten Posten nach Bordeaux versetzt worden. Nach der Invasion deutscher Truppen in Frankreich, sah sich Sousa Mendes einer rasant zunehmenden Anzahl von Visumsanfragen ausgesetzt. Aus Furcht vor der anrückenden Wehrmacht, entschlossen sich viele Menschen über Portugal oder Spanien Europa zu verlassen.
"Zunächst hatte mein Großvater noch auf die Entscheidung der Regierung über die Visumsvergabe gewartet. Doch zu einem bestimmten Zeitpunkt erkannte er, dass er nicht länger warten konnte. Er sagte sich: 'Entweder ich rette sie, oder ich rette sie nicht.' Denn der Konflikt rückte näher. Es gab eine Dringlichkeit, den Leuten Visa zu geben, bevor es zu spät war. Also begann er Visa an alle zu verteilen, und missachtete damit bewusst die Anweisung der Regierung."
Zu Beginn der Aktion führte Sousa Mendes eine Liste. Das Dokument befindet sich im Stiftungsarchiv und die Namen darin lesen sich wie eine kleine Ahnengeschichte Mitteleuropas. Es sind auch berühmte Familien darunter, so zum Beispiel die elf Mitglieder des Hauses Rotschild. Doch kurz bevor Westfrankreich in die Hände der Wehrmacht fiel, verzichtete Sousa Mendes auf dieses letzte Zeit raubende, bürokratische Hindernis. Die letzten drei Tage, bevor die Regierung Salazars den abtrünnigen Konsul von seinem Amt enthob, schlief Sousa Mendes nicht mehr, er machte keine Pause, nicht einmal, um etwas zu essen, damit die Tausenden von Flüchtlingen noch den Passierschein in die Freiheit bekamen. Über 30.000 Menschen, darunter 10.000 Juden, erhielten so ein Visum. Eine Jüdin, die in Holland geboren wurde, erfuhr erst 60 Jahre später, wie die Flucht ihrer Familie ermöglicht worden war:
"In Australien ging eine Frau vor ein paar Jahren in eine Buchhandlung und kaufte ein Buch über Flüchtlinge im Zweiten Weltkrieg. Sie las das Buch und fand heraus, dass ihre Eltern von meinem Großvater gerettet wurden. Sie ging also auf den Speicher, wo die Mutter, die sechs Monate zuvor verstorben war, eine große Kiste hinterlassen hatte und entdeckte einen Reisepass, in dem das Visum von Aristides de Sousa Mendes steckte. Es war ein ergreifender Moment für sie. Und sie kam nach Portugal, um ihre Geschichte mit uns zu teilen."
Zurück in Portugal wurde Sousa Mendes im Juli 1940 vom diplomatischen Dienst suspendiert und sein Gehalt stark gekürzt. Bis zu seinem Lebensende erhielt er nur einen Bruchteil der ihm zustehenden Rente. Seine zwölf Kinder emigrierten ins Ausland. Verarmt, verschuldet und vereinsamt starb Sousa Mendes 1954 an einer Lungenentzündung in einem Armenkrankenhaus in Lissabon.
Seine große humanistische Leistung wurde durch Israel in den 1960er-Jahren gewürdigt, in Portugal erhielt ein Sohn erst 1995 stellvertretend ein Verdienstorden. Das Außenministerium setzte sich vor ein paar Jahren dafür ein, dass das Geburtshaus in die Hände der Familie zurückkam. Doch das Geld für die Restaurierung und Gründung des Museums fehlt weiterhin. Deshalb will die Stiftung zum Beginn des Jahres 2009 ein Benefizkonzert in Lissabon organisieren.
Es bleibt die Hoffnung, dass wohlhabende Familien derjenigen, die mit Sousa Mendes Hilfe fliehen konnten, für das Projekt spenden. Doch Álvaro de Sousa Mendes, ein Enkel des portugiesischen Diplomaten, erklärt, warum auch von dieser Seite wenig zu erwarten ist.
"Ein Großteil der Flüchtlinge, die über Bordeaux ausreisten und ein Visum von Aristides de Sousa Mendes erhielten, wusste nicht, dass sie ein Visum von jemandem ausgehändigt bekamen, der die Befehle der Zentralregierung unterlief. Diese Menschen dachten sicherlich, sie erhielten ein Visum von Portugal auf Anweisung des Premierministers Salazar."
Portugal war im Zweiten Weltkrieg neutral geblieben, doch das autoritäre Salazar-Regime ließ ein Memorandum an die Konsulate schicken, in dem es explizit darauf hinwies, dass Visa nur nach einer genauen Überprüfung in Lissabon erstellt und Juden der Weg nach Portugal prinzipiell versperrt werden sollte.
Im Sommer 1938 war der damals 53-jährige Diplomat auf seinen letzten Posten nach Bordeaux versetzt worden. Nach der Invasion deutscher Truppen in Frankreich, sah sich Sousa Mendes einer rasant zunehmenden Anzahl von Visumsanfragen ausgesetzt. Aus Furcht vor der anrückenden Wehrmacht, entschlossen sich viele Menschen über Portugal oder Spanien Europa zu verlassen.
"Zunächst hatte mein Großvater noch auf die Entscheidung der Regierung über die Visumsvergabe gewartet. Doch zu einem bestimmten Zeitpunkt erkannte er, dass er nicht länger warten konnte. Er sagte sich: 'Entweder ich rette sie, oder ich rette sie nicht.' Denn der Konflikt rückte näher. Es gab eine Dringlichkeit, den Leuten Visa zu geben, bevor es zu spät war. Also begann er Visa an alle zu verteilen, und missachtete damit bewusst die Anweisung der Regierung."
Zu Beginn der Aktion führte Sousa Mendes eine Liste. Das Dokument befindet sich im Stiftungsarchiv und die Namen darin lesen sich wie eine kleine Ahnengeschichte Mitteleuropas. Es sind auch berühmte Familien darunter, so zum Beispiel die elf Mitglieder des Hauses Rotschild. Doch kurz bevor Westfrankreich in die Hände der Wehrmacht fiel, verzichtete Sousa Mendes auf dieses letzte Zeit raubende, bürokratische Hindernis. Die letzten drei Tage, bevor die Regierung Salazars den abtrünnigen Konsul von seinem Amt enthob, schlief Sousa Mendes nicht mehr, er machte keine Pause, nicht einmal, um etwas zu essen, damit die Tausenden von Flüchtlingen noch den Passierschein in die Freiheit bekamen. Über 30.000 Menschen, darunter 10.000 Juden, erhielten so ein Visum. Eine Jüdin, die in Holland geboren wurde, erfuhr erst 60 Jahre später, wie die Flucht ihrer Familie ermöglicht worden war:
"In Australien ging eine Frau vor ein paar Jahren in eine Buchhandlung und kaufte ein Buch über Flüchtlinge im Zweiten Weltkrieg. Sie las das Buch und fand heraus, dass ihre Eltern von meinem Großvater gerettet wurden. Sie ging also auf den Speicher, wo die Mutter, die sechs Monate zuvor verstorben war, eine große Kiste hinterlassen hatte und entdeckte einen Reisepass, in dem das Visum von Aristides de Sousa Mendes steckte. Es war ein ergreifender Moment für sie. Und sie kam nach Portugal, um ihre Geschichte mit uns zu teilen."
Zurück in Portugal wurde Sousa Mendes im Juli 1940 vom diplomatischen Dienst suspendiert und sein Gehalt stark gekürzt. Bis zu seinem Lebensende erhielt er nur einen Bruchteil der ihm zustehenden Rente. Seine zwölf Kinder emigrierten ins Ausland. Verarmt, verschuldet und vereinsamt starb Sousa Mendes 1954 an einer Lungenentzündung in einem Armenkrankenhaus in Lissabon.
Seine große humanistische Leistung wurde durch Israel in den 1960er-Jahren gewürdigt, in Portugal erhielt ein Sohn erst 1995 stellvertretend ein Verdienstorden. Das Außenministerium setzte sich vor ein paar Jahren dafür ein, dass das Geburtshaus in die Hände der Familie zurückkam. Doch das Geld für die Restaurierung und Gründung des Museums fehlt weiterhin. Deshalb will die Stiftung zum Beginn des Jahres 2009 ein Benefizkonzert in Lissabon organisieren.