Himmlische Höhepunkte

Von Guido Meyer |
Im Weltraum hat sich 2007 so einiges abgespielt: 50 Jahre nach dem offiziellen Beginn der Weltraumfahrt starteten zahlreiche Nationen ins All, und auch Scotty aus der Serie Raumschiff Enterprise hat seine erste und letzte Reise in die unendlichen Weiten angetreten.
An dieses historische Ereignis hat sich die Wissenschaftswelt in diesem Jahr erinnert: Im Oktober 1957, vor einem halben Jahrhundert, schossen die Sowjets mit Sputnik 1 den ersten Satelliten in eine Erdumlaufbahn. Fünfzig Jahre, in denen Science und Fiction wetteiferten um den Führungsanspruch im Weltraum, bis sie sich 2007 trafen.

"Na, Scotty, Sie alte Weltraumratte. Wie geht es Ihnen?"

Scotty aus Raumschiff Enterprise ging es gar nicht gut. Der Schauspieler starb, konnte damit aber endlich wirklich ins All reisen. James Doohans Asche wurde 2007 von Charles Chefer und seinem Unternehmen "Space Services" aus Texas auf eine Umlaufbahn um die Erde geschossen.

"Dies wird Scottys erste richtige Reise ins All sein. Die Kapsel mit der Asche wird nach ein paar Erdumkreisungen wieder auf der Erde landen und von uns geborgen werden. Wir werden sie dann der Witwe, Wende Doohan, übergeben."

Genauso wurde es gemacht. Mission accomplished. Das gilt auch für den Jungfernflug des deutsch-amerikanischen Teleskops SOFIA im April, ebenfalls von Texas aus. Scotty hätte aus seiner Umlaufbahn auf SOFIA herabschauen können, denn es dreht an Bord eines Flugzeuges seine Runden, eingebaut in den Rumpf einer Boeing 747.

"Den nächsten wichtigen Meilenstein werden wir erreichen, wenn wir erstmals die Schiebetüren der Ladebucht öffnen und die ersten Beobachtungen durchführen. Das dürfte wohl 2009 passieren. Das Observatorium ist für eine Lebenszeit von zwanzig Jahren ausgelegt, könnte aber wahrscheinlich auch etwas länger arbeiten."

Bob Meyer, der Program Manager von SOFIA bei der NASA. Das Weltraumfernrohr ist ein Gemeinschaftsprodukt der amerikanischen Raumfahrtbehörde und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt. Und das DLR will noch weit höher hinaus als per Flugzeug in die oberen Schichten der Atmosphäre: Zum Mond soll es im nächsten Jahrzehnt gehen - dorthin, wo auch Amerikaner und Russen hin wollen. Die kleineren Raumfahrtnationen China und Japan sind die Reise zum Erdtrabanten in diesem Jahr erstmals angetreten, und das erfolgreich.

"”SELENE besteht im Wesentlichen aus einem Hauptsatelliten, der wissenschaftliche Daten über den Ursprung des Mondes sammeln soll. Seine Entstehung ist eine von vielen ungelösten Fragen. Eine der wichtigsten Aufgaben der Sonde also wird die Erforschung der Evolutionsgeschichte des Mondes sein. Diese Informationen werden uns helfen, auch die Entstehung der Erde und der anderen Planeten zu verstehen.""

Minoru Yonekura von der japanischen Weltraumagentur JAXA. Zu den "anderen Planeten", die immer wieder eine Reise wert sind, gehört der Mars. Im August stieg die US-Raumsonde Phoenix aus der Asche Richtung Eis.

Die Polar-Regionen des Roten Planeten sind das Ziel von Phoenix, die sie im Mai erreichen und dann in der Nähe des Mars-Nordpols landen soll. Peter Smith von der University of Arizona in Tuscon, der Chef-Wissenschaftler von Phoenix.

"Das wichtigste Indiz bei der Suche nach Leben in den Polar-Regionen ist flüssiges Wasser. Wir wissen, dass das Wassereis an den Pol-Kappen derzeit gefroren ist, aber im Laufe der Zeit kann sich durch Drehbewegungen des Mars’ sein Klima so verändert haben, dass das Eis hätte schmelzen können. Nach solchen Hinweisen suchen wir."

Noch ehrgeiziger sind die Ziele der Mission Dawn, die ebenfalls in diesem Jahr ihren "Aufgang" erlebte. David Southwood, der Wissenschaftliche Direktor der ESA.

"Wie der Name der Raumsonde bereits anklingen lässt, wollen wir mit diesem Flug auch 4,5 Milliarden Jahre in der Zeit zurückreisen, als es in unserem Sonnensystem noch keine Planeten gab. Wir verhalten uns wie kosmische Detektive, die auf den Spuren ihrer eigenen Geschichte sind. Indem wir uns mit Asteroiden beschäftigen, untersuchen wir die Bausteine unserer eigenen Existenz."

Im Juni machte sich die Sonde auf die Reise in den Asteroidengürtel, wo sie auf die beiden Himmelskörper Vesta und Ceres treffen wird. Jennifer Rocca, die Dawn-Flugdirektorin.

"Dawn ist die erste Mission, die ein Objekt umkreisen, seinen Orbit verlassen und in die Umlaufbahn eines zweiten Himmelskörpers einschwenken wird. 2011 werden wir Vesta erreichen. Weil die Sonde mit schubschwachen Ionentriebwerken manövriert, wird die Reise von einem Asteroiden zum nächsten drei Jahre dauern. Die ersten Bilder von Ceres werden wir dann 2015 bekommen."

Solange wird der deutsche Astronaut Hans Schlegel bis zu seinem Start hoffentlich nicht warten müssen, denn ein geplantes Highlight des Jahres 2007 wurde verlegt ins nächste: Am 10. Januar soll die amerikanische Raumfähre Atlantis nun endlich Europas Weltraumlabor Columbus ins All tragen und zur Internationalen Raumstation bringen.