„Heul doch!“
Es wird viel geweint in Giuseppe Verdis „Rigoletto“. Erst wundert sich der bucklige Hofnarr über das fehlende Mitgefühl der zynischen Höflinge, für deren Unterhaltung er vorher selber gesorgt hatte. Später fordert er seine Tochter auf, den Tränen freien Lauf zu lassen, wenn sie ihrem Vater von der gemeinsamen Nacht mit dessen Dienstherrn, dem Herzog von Mantua, erzählt. Spätestens wenn die erstochene Gilda in den Armen ihres Vaters noch einmal von Vergebung und ihrer Liebe singt, weint in der Regel auch der eine oder andere Zuhörer im Publikum.
Dieser Hang zur übergroßen Emotion hat mit dem Ursprung des „Rigoletto“-Stoffs in der französischen Schauerromantik zu tun. Schon Victor Hugos Drama „Der König amüsiert sich“ ist alles andere als zimperlich, und auch Giuseppe Verdi hat sich von den Gruseleffekten offenbar eher angezogen als abgestoßen gefühlt. Gerade die italienische romantische Oper hat einen deutlichen Hang zu schicksalhaften Verwicklungen, die durch unwahrscheinliche Zufälle immer komplizierter werden. Und gerade in Deutschland wurde diese Dramaturgie immer wieder als mangelhaft kritisiert. Das Paradebeispiel: Gildas postmortales Auftauchen aus dem Kartoffelsack mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen.
Doch diese Szenen sind Verdi und seinen Librettisten nicht durch Unachtsamkeit unterlaufen. Vielmehr handelt es sich hier um ein genaues Kalkül. Von der ersten Librettoskizze an wurden die Schlüsselstellen der Handlung auf Arien und Ensembles aufgeteilt, wurde exakt vorausbestimmt, welche Emotion damit beim Publikum ausgelöst werden soll. Die Wunschkonzerthits „Teurer Name, dessen Klang“ oder „Oh wie so trügerisch“ sorgen für ungebrochen große Popularität beim Publikum, aber sowohl Sänger als auch Regisseure müssen sich überlegen, wie sie die Charaktere der Oper anlegen. Ist Gilda wirklich nur ein naives Mädchen? Rigoletto bloß ein skrupelloser Hofnarr und der Herzog ein zynischer Weiberheld? Der Regisseur Karsten Wiegand – Operndirektor am Deutschen Nationaltheater Weimar – wird sich diesen und vielen anderen Fragen zu Verdis beliebter Oper stellen.
Doch diese Szenen sind Verdi und seinen Librettisten nicht durch Unachtsamkeit unterlaufen. Vielmehr handelt es sich hier um ein genaues Kalkül. Von der ersten Librettoskizze an wurden die Schlüsselstellen der Handlung auf Arien und Ensembles aufgeteilt, wurde exakt vorausbestimmt, welche Emotion damit beim Publikum ausgelöst werden soll. Die Wunschkonzerthits „Teurer Name, dessen Klang“ oder „Oh wie so trügerisch“ sorgen für ungebrochen große Popularität beim Publikum, aber sowohl Sänger als auch Regisseure müssen sich überlegen, wie sie die Charaktere der Oper anlegen. Ist Gilda wirklich nur ein naives Mädchen? Rigoletto bloß ein skrupelloser Hofnarr und der Herzog ein zynischer Weiberheld? Der Regisseur Karsten Wiegand – Operndirektor am Deutschen Nationaltheater Weimar – wird sich diesen und vielen anderen Fragen zu Verdis beliebter Oper stellen.