Schweineherz in Mensch übertragen

Transplantation von Tier auf Mensch "revolutionärer Schritt"

07:29 Minuten
Das Bild ist aus dem Kranken-Haus: Chirugen in blauen Kitteln beugen sich über einen OP-Tisch.
In Baltimore, Maryland, USA, wurde erstmals dem Patienten Dave Bennett ein Schweineherz transplantiert. © imago / ZUMA Wire / University Of Maryland School
Eckhard Nagel im Gespräch mit Nicole Dittmer · 11.01.2022
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In den USA haben Ärzte einem Menschen erstmals das genveränderte Herz eines Schweins transplantiert. So könne man vielen Patienten helfen, sagt Eckhard Nagel, Professor für Medizinmanagement. Allerdings müsse man auch ethische Fragen diskutieren.
Es ist eine Premiere: In den USA hat zum ersten Mal ein Patient das Herz eines Schweins eingesetzt bekommen. Das transplantierte, genveränderte Herz habe seine Arbeit aufgenommen und dem Patienten gehe es gut, heißt es aus der Klinik.
Wenn es wirklich so verlaufe, dass der Patient das Herz nicht abstoße, sei das ein "revolutionärer Schritt". Man habe dann die Situation, in der vielen organgeschädigten Patienten geholfen werden könne, sagt Eckhard Nagel.
Er ist Professor für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften an der Uni Bayreuth und war 2001 bis 2010 Leiter des Transplantationszentrums der Uni Bayreuth. Mit der Frage, ein tierisches Organ in einen Menschen zu transplantieren, hat Nagel sich schon Mitte der 1990er-Jahre beschäftigt.

Es fehlen menschliche Organe

"Wir wollten gerne eine Situation schaffen, in der die Öffentlichkeit schon informiert ist und in der die Medizin darüber diskutiert, was für Folgen es hat, dass man Tiere nutzt für eine Transplantation", sagt Nagel. Doch dann tauchte die "Rinderseuche" BSE auf und mit ihr die Sorge der Übertragung von Viren durch Tiere. "Das hat die gesamte Entwicklung dieser Art der Transplantation für fast 25 Jahre angehalten", sagt Nagel.
Deutschland steuere immer stärker in eine Mangelsituation, was Organe angeht, hinein, bemängelt Nagel. Insofern sei die Nutzung von Tieren für die Behandlung des Menschen eine wichtige Fragestellung für die Gesellschaft und für Patienten, die mit solchen Organen behandelt werden sollen.
Nagel sieht die Transplantation eines tierischen Organs positiv, da es vielen Patienten helfen könne. Allerdings gebe es auch "viele Fragen, was die Auswirkungen auf die Patienten angeht, aber auch auf uns als Gesellschaft im Hinblick auf die Nutzung anderer Spezies für unser Wohlergehen".

Schwein und Mensch ähneln sich

Rein anatomisch gesehen ähnelt dem Menschen das Schwein, gerade bei den Organen Herz und Niere. Chirurgisch gesehen gebe es da keinen großen Unterschied, so Nagel: "Die Frage, ob das Herz als der vermeintliche Sitz der Seele oder als besonderer Anteil unseres geistlich-seelischen Kontextes gesehen werden muss, würde ich eher verneinen."
Allerdings gebe es Untersuchungen, die aufzeigen, dass eine Herztransplantation sich psychologisch besonders auf die Patienten auswirke. "Insofern muss man bei diesem Organ schon mit einer besonderen Sensibilität auch diese Entwicklung betrachten", bemerkt Nagel.

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